Werbung

Nachricht vom 06.12.2020    

Buchtipp: „Mittelalterliche Paläste und die Reisewege der Kaiser“

Von Helmi Tischler-Venter

Caspar Ehlers & Holger Grewe haben ein umfassendes Buch über bauarchäologische Forschungsergebnisse der Pfalzen im Rhein-Main-Gebiet herausgegeben. Die Pfalzen sind demonstrative Säulen der Macht für Könige und Kaiser, die ähnlich heutigen Politikern in ihrem Machtbereich ständig unterwegs waren. Die Infrastruktur des Reiches musste durch Herrscherbesuche in Königspfalzen und -höfen in bewältigbaren Distanzen kontinuierlich erneuert und erhalten werden.

Buchtitel. Foto: Verlag

Dierdorf/Oppenheim. Mit den Karolingern entwickelte sich im 8. Jahrhundert der Raum am Rhein zu einer Zentrallandschaft. Mainz, Ingelheim und Worms waren bis an das Ende des Hochmittelalters Stationsorte reisender Herrscher, in Frankfurt reichte die Tradition der Königswahl und Kaiserkrönungen sogar bis 1792.

Ausführlich beschrieben werden sieben Herrschaftsorte: die karolingischen Königspfalzen in Ingelheim und Frankfurt am Main, die staufische Königspfalz Gelnhausen, die staufische Königspfalz in Kaiserslautern, die salisch-staufische Reichsburg Oppenheim/Landskron, der karolingische Königshof mit der späteren staufischen Königspfalz Seligenstadt und die salisch-staufische Reichsburg Trifels bei Annweiler. Aus römisch-spätantiker Sicht handelt es sich um die Grenzregionen des vom Limes umschlossenen Gebiets längs des Rheins, des Rhein-Main-Gebiets inklusive einiger Teile des römischen Handlungsgebiets außerhalb des Limes. Mit dem Sieg der Karolinger über die Sachsen und der Kaiserkrönung Karls des Großen brachte das Bemühen um Integration des fränkischen Reiches auf den langen Reisewegen zwischen Aachen und Österreich, diese Region aus einer peripheren Stellung in den Mittelpunkt des Karolinger-Reiches. Ein Zentrum analog zum kirchlichen Rom gab es damals nicht.

In repräsentativen Königs- und Kaiserpfalzen wurden Reichsversammlungen und Synoden abgehalten. Auch in Zeiten der Abwesenheit von König und Hof waren diese Paläste Herrschaftszeichen.



Die bis heute eindrucksvollsten Zeugnisse wurden wohl in Ingelheim am Rhein archäologisch entdeckt: ein Halbkreisbau, der an das Trajansforum in Rom erinnert. Säulen symbolisieren den Thron und das Haus des Königs David. Als mit der Errichtung der Pfalzanlage begonnen wurde, wurde bereits bestehende merowingische Bebauung teilweise überbaut. Anhand von Ausgrabungen wurde ein Befundplan erstellt, der die Größe und Struktur der Pfalz veranschaulicht.

Sie gehört zusammen mit den Anlagen in Aachen, Nimwegen und Paderborn zu Palastgründungen Karls des Großen am Ende des 8. Jahrhunderts. Die Pfalzen lagen am Kreuzungspunkt wichtiger Fernstraßen dieser Epoche, auch an Barbarossas Pfalzen Gelnhausen und Kaiserslautern wird das deutlich. Seligenstadt war ein bedeutender Herrschaftsort zwischen staufischer „terra imperii“ und Mainzischem Stift. Noch heute bildet das Seligenstädter Dreieck einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt in Deutschland. Seit dem Herrschaftsantritt der Staufer wurden die Reichskleinodien auf der sehr sicheren Burg Trifels gehütet.

Der reich bebilderte Band repräsentiert anschaulich das ambulante Herrschertum zu Beginn des Mittelalters (8. bis 13. Jahrhundert) im Heiligen Römischen Reich. Erschienen ist das gebundene Buch im Nünnerich-Asmus Verlag, ISBN 978-3-96176-134-0. htv

Hier finden Sie weitere Buchtipps.


Mehr dazu:   Buchtipps  

Jetzt Fan der NR-Kurier.de Lokalausgabe Dierdorf auf Facebook werden!


Anmeldung zum WW-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Westerwaldkreis.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Kultur


Westerwälder Kulturpreis 2024: Haus Felsenkeller Altenkirchen ausgezeichnet

Region. Die Westerwälder Service Clubs, darunter die Lions Clubs Altenkirchen, Bad Marienberg, Montabaur-Hachenburg, Westerwald ...

Die Geschichte der Römer auf dem Limeswanderweg in Hillscheid entdecken

Hillscheid. Der Limeswanderweg in Hillscheid wird am Donnerstag, 1. August, um 15 Uhr zur Bühne für eine etwa anderthalbstündige, ...

Kunst mit Tiefgang und Lebensmut: Künstlerin Jutta Faßhauer-Jung stellt im Stöffel-Park aus

Enspel. Als Kunstexperten sieht Hof sich nicht, "nichtsdestotrotz" haben insbesondere zwei Kunstwerke von Faßhauer-Jung in ...

Kostenfreie Führung auf dem Stelenweg in Höhr-Grenzhausen

Höhr-Grenzhausen. Treffpunkt ist am Keramikmuseum Westerwald in der Lindenstraße 13. Unter fachlicher Leitung von Joachim ...

Lateinamerikanische Musik beim Treffpunkt Alter Markt in Hachenburg mit "Los Pipos"

Hachenburg. Jazzharmonien und pulsierende Rhythmen schaffen einen vertrauten und dennoch erfrischend neuen Sound. "Los Pipos" ...

Italienischer und deutscher Barock in der Musikkirche Ransbach-Baumbach

Ransbach-Baumbach. Mit zwei Kantaten und drei Arien von Alessandro Scarlatti, Georg Friedrich Händel und Georg Philipp Telemann ...

Weitere Artikel


Kinderschutzbund startet Aktion „Westerwald-Kinder“

200.000 Bäume werden die Förster in den Revieren der Verbandsgemeinde Höhr-Grenzhausen fällen. Weite Teile der Montabaurer ...

St. Vincenz: Planbare Behandlungen werden abgesagt

Limburg. Dieser Schritt ist temporär notwendig um dem deutlich gestiegenen Zustrom von COVID positiven Patienten nicht nur ...

Westerwaldverein Bad Marienberg plant Jubiläums-Chronik

Bad Marienberg. Leider sind bisher keine Erinnerungen oder Beiträge aus den letzten 25 Jahren von den Mitgliedern eingegangen. ...

Fischotter ist Tier des Jahres 2021

Hamburg/QUirnbach. Er ist Meisterschwimmer, Pelzträger, Fischliebhaber und jetzt auch Tier des Jahres 2021: der Fischotter. ...

Advent und Weihnachten im Westerwald

Westerburg. Da die Besucherzahlen nach sorgsam ausgearbeiteten Hygienekonzepten anhand der gesetzlichen Bestimmungen und ...

Nicole nörgelt – über Treib- und Drückjagden

Region. Um eins klarzustellen: Natürlich sind Jäger nicht von Haus aus schießwütige Rambos, die adreanlingepeitscht durchs ...

Werbung