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Nachricht vom 08.03.2021    

Frauen eröffnen neue Perspektiven und hinterfragen traditionelle Denkmuster

„Frauen in Führungspositionen: Für eine ebenbürtige Zukunft in einer COVID-19-Welt“ – so lautet das Motto des diesjährigen Weltfrauentages. Ein Interview mit Krankenhaus-Managerin Anett Suckau zum Weltfrauentag.

Anett Suckau. Foto: St. Vincenz Krankenhausgesellschaft

Limburg. Im Krankenhaussektor ist der Anteil von Männern und Frauen auf mittlerer Ebene inzwischen zwar nahezu ausgeglichen – an der Spitze trifft man jedoch weiterhin auf mehr Männer als auf ihre weiblichen Kolleginnen: So ist in der Geschäftsführung oder ärztlichen Leitung beispielsweise nur jede sechste Top-Position mit einer Frau besetzt. Dies wurde vergangenes Jahr im Rahmen einer Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers deutlich. Anlässlich des Weltfrauentags sprach die Pressereferentin von St. Vincenz mit Anett Suckau, der stellvertretenden Geschäftsführerin der Krankenhausgesellschaft.

Frau Suckau, brauchen wir im Jahr 2021 überhaupt noch einen Weltfrauentag?
Suckau:
Ich kann hier gar nicht sagen, ob ich für ein klares „Ja“ oder „Nein“ bin. Ursprünglich entstand der Weltfrauentag als Initiative im Kampf um die Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen sowie die Emanzipation von Arbeiterinnen vor über 100 Jahren. Im Anbetracht dieses Ursprungs haben wir schon viel erreicht, sodass man auf den ersten Blick sagen könnte, dass der Weltfrauentag überholt ist. Mit Blick auf den aktuellen Diskurs und die Herausforderungen, die wir Frauen heute noch haben – ich nenne hier nur als Beispiel die Stichworte Gender Pay Gap oder Me-Too Debatte – gibt es jedoch nach wie vor Themen, für die wir Frauen uns einsetzen und kämpfen sollten. Dies aber natürlich nicht nur am 8. März, sondern jeden Tag. Stichwort Gender Pay Gap: Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Krankenhausgesellschaft gilt der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD). Viele Untersuchungen zeigen, dass dies einem geschlechterspezifischen Lohngefälle deutlich entgegenwirkt, was ich persönlich für Frauen begrüße.

Was ist heutzutage die größte Herausforderung daran eine Frau zu sein?
Suckau:
Bei dieser Frage denke ich sofort an einen Videoclip, den mir eine Freundin geschickt hat. Darin fasst der Kabarettist Florian Schröder in 50 Sekunden sehr passend zusammen, was eine Frau heutzutage alles an Herausforderungen meistern muss: „Sie muss aussehen wie ein Topmodel, sie muss die richtige Zahl der richtigen Kinder mit dem perfekten Mann im richtigen Moment kriegen. Wenn sie die Kinder hat, muss sie Karriere machen und zwar selbstbewusst, aber nicht als Emanze. Aber emanzipiert muss sie sein sowie selbstbewusst, feministisch, organisiert und immer gut drauf. Und während sie Karriere macht, muss sie eigentlich zu Hause bleiben…“ (NDR Talk Show vom 22. Januar 2016).

Meine persönliche Einschätzung hierzu: Wir Frauen sind häufig sehr perfektionistisch und mit den zahlreichen Möglichkeiten, die es heutzutage gibt, wollen wir diesen Perfektionismus natürlich auch in allen Lebenslagen ausleben. Dass man selbst authentisch seinen Weg geht und sich nicht von allen Möglichkeiten und Ansprüchen, die andere an einen stellen, verrückt machen lässt – dies ist meiner Meinung nach heutzutage die größte Herausforderung für uns Frauen.

Was ist Ihrer Meinung nach das gefährlichste Vorurteil, das Frauen gegenüber existiert?
Suckau:
Generell finde ich Vorurteile immer schwierig und zwar nicht nur in Bezug auf Frauen, sondern auch im Hinblick auf andere Themen. Oft hört man, Frauen seien zu empathisch, zu weich, können sich nicht durchsetzen. Ein Paradebeispiel gegen dieses Vorurteil ist meiner Meinung nach unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie ist mit Sicherheit die tougheste unter allen Politikern – ganz sicher. Und sie beweist tagtäglich, dass solche Vorurteile häufig aus der Luft gegriffen sind.

Warum ist es essenziell wichtig, dass Frauen auch in höheren Managementpositionen vertreten sind?
Suckau:
Ich würde das nicht nur auf Führungspositionen beziehen. Ich bin der Meinung, dass eine Mischung der Geschlechter in allen Berufsgruppen und in allen Hierarchieebenen wichtig und bereichernd ist. In der Pflege zum Beispiel sind Frauen historisch stärker vertreten als Männer. Dabei bringen Männer in diesen Bereich noch einmal andere Kompetenzen mit, von denen sowohl das Team, als auch die Patienten profitieren. Auch bei Führungspositionen, die ja nun klassisch sehr männergeprägt sind, ist es so, dass sie von Frauen belebt und bereichert werden. Gerade in männergeprägten Gremien kann die weibliche Sicht neue Perspektiven eröffnen, traditionelle Denkmuster hinterfragen und so auch erhebliche Chancen bieten. Ich finde, es ist wie in so vielen Bereichen im Leben: die Mischung macht’s!

Was hindert speziell Frauen daran Verantwortung zu übernehmen?
Suckau:
Ich bin fest davon überzeugt, dass wir Frauen wirklich alles erreichen können und alle Hindernisse irgendwie überwinden können. Traditionell möchte frau so Vielem gerecht werden und so vielen verschiedenen Bereichen ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenken, dass es an eine Herkulesaufgabe grenzt. Vor allem das Thema „Kinder“ spielt hier natürlich auch eine wichtige Rolle. Frauen möchten für ihre Kinder bestmöglich da sein, aber gleichzeitig auch im Job alles geben. Wichtig ist hier, dass wir Frauen auch ein Stück weit loslassen, Aufgaben abgeben und nicht dem Mythos verfallen, wir müssten alles alleine schaffen. Heutzutage werden in vielen Unternehmen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter große Spielräume geschaffen, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Die Krankenhausgesellschaft St. Vincenz bietet ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in diesem Kontext umfangreiche Möglichkeiten in Bezug auf Teilzeit und flexible Arbeitszeitmodelle.

Welchen Rat würden Sie persönlich den Frauen der nächsten Generation geben?
Suckau:
Ich rate allen Frauen, aber ich wünsche es ihnen vor allem, dass sie den Mut und das Selbstvertrauen haben, Dinge anzugehen, Neues auszuprobieren und sich frei zu machen von Vorurteilen und Schubladendenken. Probiert Euch selbst aus, vor allem auch im Job und findet das, was Ihr gerne macht!

Vielen Dank für das Gespräch! (PM)



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