Werbung

Nachricht vom 20.02.2021    

Wende in Klinikfinanzierung und Strukturpolitik gefordert

Gesundheitswesen braucht eine neue Strategie: Plädoyer für eine Wende in Klinikfinanzierung und Strukturpolitik. Krankenhausgeschäftsführer Guido Wernert im Interview zu aktuellen gesundheitspolitischen Themen.

Krankenhaus-Geschäftsführer Guido Wernert. Fotos: privat

Limburg/Diez/Dierdorf/Selters. Für eine gut überlegte Strukturpolitik und ein grundsätzlich neues Finanzierungssystem für bundesdeutsche Krankenhäuser hat sich jetzt der Geschäftsführer der Limburger Krankenhausgesellschaft St. Vincenz, Guido Wernert, ausgesprochen. Seiner Überzeugung nach muss diese Politik die Krankenhauslandschaft in Gänze betrachten und vor allem die Erreichbarkeit der Standorte sowie die Palette der Leistungsangebote berücksichtigen: „Nicht alle Krankenhäuser in den Städten werden gebraucht. Durch die Reduzierung großer Kliniken in den Städten könne viel Geld sinnvoller verteilt werden, so Wernert. Dies könne gleichzeitig auch den Mangel an Pflegekräften und Ärzten entschärfen.

Insbesondere die Spezialisierung auf die Behandlung schwerer Krankheitsbilder, wie beispielsweise Herz-Operationen sieht Wernert auch weiterhin in den Klinikzentren der großen Städte. Demgegenüber müssten Krankenhäuser im ländlichen Raum als wohnortnahe, notwendige und hochqualitative Anlaufstelle erhalten bleiben, um ergänzend zum ambulanten Praxisumfeld flächendeckende Gesundheitsversorgung sowie notwendige Operationen zu leisten. Etwaige Schließungen kleinerer Krankenhäuser würden nach Überzeugung des Klinikgeschäftsführers die Landflucht von Familien verstärken und ohne Not die gesamte Infrastruktur ländlicher Wohnorte gefährden. Darüber hinaus habe die Corona-Krise diese Tendenz mit Italien als warnendem Beispiel als den falschen Weg offenbart: „In Italien gab es zu wenig Kapazitäten, daher starben spontan viele Menschen. Das ist im deutschen Gesundheitswesen zum Glück anders.“ Wernert setzt auf eine differenzierte Nachbetrachtung seitens der Politik zur Stabilisierung der Kliniken und begrüßt die Einberufung des Expertenbeirats der Bundesregierung hierzu

Gleichzeitig plädiert der Krankenhausgeschäftsführer für ein neues, auf Stabilisierung angelegtes Finanzierungssystem für bundesdeutsche Kliniken. Aufgrund des seit Jahren etablierten DRG-Systems, das ausschließlich rein mengenabhängig funktioniere, litten zahlreiche Krankenhäuser mittlerweile zunehmend an Unterfinanzierung. Kostenentwicklungen, Tarif- und Sachkostensteigerungen flössen nicht vollständig in die Preisberechnungen ein. Wernert plädiert demgegenüber für ein stabiler angelegtes System, das auch die Vorhaltekosten wie Notaufnahmen, Röntgenabteilungen, Intensivstationen, Labore und vieles mehr nachhaltig berücksichtigt und direkt finanziert.

Die Krankenhausgesellschaft St. Vincenz habe mit der Etablierung neuer medizinischer Angebote sowie der Integration des Standortes Diez wichtige Angebote für die Bevölkerung gut entwickeln können (Gefäßchirurgie, Pädiatrie, Urologie, Geriatrie, Pneumologie und Angiologie). Daraus resultierend haben man den immer stringenteren Maßnahmen der Bundespolitik entgegentreten können. Gerade das Beispiel Diez habe gezeigt, dass man ein kleines Haus mit einer durchschnittlichen Belegung nicht nur wirtschaftlich betreiben, sondern durch die Verzahnung mit einer größeren Klinik und zusätzlichen Angeboten auch wirtschaftlich und zukunftsorientiert aufstellen könne. Ferner stehe man gern auch der Weilburger Klinik kooperativ und partnerschaftlich zur Verfügung, um sich durch gemeinsame Ideen maximal zu rüsten.

Generell gelte es, gerade direkt vor Ort Schulter an Schulter zu arbeiten. Das Krankenhaus diene den Menschen der Region und solle daher als „unser Krankenhaus“ verstanden werden. Guido Wernert: „Die Entwicklung im deutschen Gesundheitswesen lässt hier keinen Spielraum. Danach müssen sich Politische wie auch Klinik- Verantwortliche uneingeschränkt ausrichten.“ (PM)



Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Westerwaldkreis mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.



Feedback: Hinweise an die Redaktion

Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
   

Anmeldung zum WW-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Westerwaldkreis.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Herborner Stadtpark verwandelt sich in ein Kinderparadies

Am Sonntag, dem 31. August, lädt Herborn zu einem besonderen Ereignis im Stadtpark ein. Das beliebte ...

Jubiläumsbesuch aus Higham Ferrers in Hachenburg

Mitte August empfing Hachenburg eine Delegation aus der Partnerstadt Higham Ferrers. Der Besuch stand ...

Zwei Neuseeländer on Tour: Eine abenteuerliche Reise bis in die Tiefen des Westerwalds

Vom Reisefieber gepackt, stürzen sich zwei reisefreudige Neuseeländer in ein unvergessliches Abenteuer. ...

Neue Regeln für Balkonkraftwerke in Miet- und Eigentumswohnungen

Balkonkraftwerke, auch bekannt als Steckersolargeräte, sind bei vielen Menschen beliebt, da sie eine ...

Spielenachmittag im Welschneudorfer Erzählcafé

Am 28. August 2025 wird das beliebte Erzählcafé in Welschneudorf wieder seine Türen öffnen. Besucher ...

Verkehrsunfall auf der B49: 16-jähriger Kradfahrer verletzt

Ein 16-jähriger Motorradfahrer wurde am Donnerstagnachmittag (21. August) bei einem Unfall auf der B49 ...

Weitere Artikel


Einwohnerzahl der VG Selters leicht angestiegen

Die Verbandsgemeinde Selters kann, nach den aktuellen Zahlen der Einwohnerstatistik zum 31. Dezember ...

Kulturschaffende im Westerwald zu jeder „Schandtat“ bereit

Perspektivlosigkeit, Glaskugel, Fragezeichen oder Kaffeesatzleserei! Diese Worte hört, wer mit Kulturschaffenden ...

Folgenreiche Verkehrskontrolle

Eine Verkehrskontrolle erwischte an der A 3-Anschlussstelle Ransbach-Baumbach einen offensichtlich unter ...

Einsammlung von Sonderabfällen aus Haushalten in der VG Ransbach-Baumbach

Die Einsammlung von Sonderabfällen aus Haushalten in haushaltsüblichen Mengen findet in der Verbandsgemeinde ...

Wahl von Grundstück und Grundriss – die erste Entscheidung über das Haus

Mit der Wahl des Grundstücks wird die erste Entscheidung darüber getroffen, wie ein Haus einmal aussehen ...

Die Glasfaservermarktung in der VG Montabaur startet

Alle Informationen zur Glasfaservermarktung in der Verbandsgemeinde Montabaur sind ab sofort auf der ...

Werbung