Hausärztliche Versorgung in Siershahn gesichert
Wenn eine Praxis schließen möchte und keine Nachfolge in Sicht ist, drohen oftmals Engpässe in der medizinischen Versorgung. Patientinnen und Patienten müssen sich nach einer Alternative umschauen. Auch in der Gemeinde Siershahn im Westerwaldkreis drohte eine solche Situation.
Mainz/Siershahn. Gemeinsamen haben die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP), die Kommune und die Ärzteschaft vor Ort eine Lösung gesucht – und gefunden.
Seit dem Jahr 1993 betreibt Dr. Ulrich Klein seine Hausarztpraxis in der 3.000-Einwohner-Gemeinde Siershahn. Anfang November teilte der beliebte Allgemeinmediziner der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz mit, dass er die Praxis aus gesundheitlichen Gründen zum Jahresende aufgeben werde. Das kam überraschend – nicht nur für die Patientinnen und Patienten. „Wir sind sofort aktiv geworden, um schnellstmöglich eine Lösung für eine wohnortnahe Versorgung zu finden“, informiert die Leiterin der Abteilung Sicherstellung der KV Rheinland-Pfalz, Dr. Nadja Moreno. Wichtig sei es dabei immer, nicht über, sondern mit den Menschen vor Ort zu sprechen. Daher nahm die KV Rheinland-Pfalz direkt nach Dr. Kleins Ankündigung Kontakt zu Siershahns Ortsbürgermeister Alwin Scherz sowie den dortigen Ärztinnen und Ärzten auf.
Analysen zur Versorgungssituation
Außerdem kümmerte sich derweil ein abteilungsübergreifendes Team der KV Rheinland-Pfalz darum, sowohl Sofortmaßnahmen als auch nachhaltige Lösungen zu finden. „Zunächst haben wir Analysen zur aktuellen Versorgungssituation vor Ort erstellt, um beispielsweise zu identifizieren, wie die Patientinnen und Patienten in der Region verteilt sind und wie viele Kilometer die weiteren Hausarztpraxen vom Wohnort entfernt liegen“, erläutert Dr. Moreno. Auch die Mitarbeitenden des Patientenservice 116117 wurden zeitnah über den eventuell aufkommenden Versorgungsengpass informiert, um auf die möglicherweise eingehenden Patientenanfragen entsprechend reagieren zu können. Es musste vorausschauend gehandelt werden. Schließlich war zum damaligen Zeitpunkt noch völlig unklar, ob oder wie schnell eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger gefunden wird.
Beratungsteam ist ganz nah dran
Mit im Boot war selbstverständlich auch das Beraterteam der KV Rheinland-Pfalz. „Die Kolleginnen und Kollegen haben den direkten Draht zu den Ärztinnen und Ärzten, sind also am nächsten dran“, so Dr. Nadja Moreno. Durch die Beratungsexpertinnen und -experten kam dann der Kontakt zu Dr. Eran Schenhaw zustande.
Der Allgemeinmediziner, der bereits eine Praxis im acht Kilometer entfernten Selters betreibt, konnte sich eine Übernahme der Praxis von Dr. Ulrich Klein vorstellen. „Nachdem wir mit ihm mögliche Lösungskonstruktionen erarbeitet hatten, konnte der Antrag zur Übernahme der Praxis bereits in der Sitzung des Zulassungsausschusses am 8. Dezember 2020 verhandelt werden“, sagt Dr. Moreno.
Mit positivem Ergebnis: Dr. Eran Schenhaw übernimmt Dr. Kleins Praxis zum 1. Januar 2021. Das i-Tüpfelchen dabei: Dr. Ulrich Klein sowie Dr. Juliane Ganze-Schüpfer, die seit vielen Jahren in der Praxis tätig ist, bleiben den Patientinnen und Patienten erhalten. Sie arbeiten als angestellter Arzt beziehungsweise angestellte Ärztin weiter. Damit hat Dr. Klein die Möglichkeit, seine Arbeitszeit etwas zu reduzieren und einen Teil der Verantwortung abzugeben. Dr. Schenhaw freut sich, dass alles so schnell umgesetzt werden konnte: „Diese Option hat sehr gut in unsere aktuellen Planungen gepasst, und ist mir eine Herzensangelegenheit, die Region damit zu unterstützen und die hausärztliche Versorgung in und um Siershahn sicherzustellen.“
Großes Engagement und konstruktiver Austausch
Insgesamt konnte in diesem Fall durch ein Zusammenspiel von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten vor Ort, den kommunalen Entscheidungsträgerinnen und -trägern sowie der KV Rheinland-Pfalz in kurzer Zeit eine langfristige Lösung geschaffen werden. Denn auch die Gemeinde zeigte großen Einsatz, schaltete zum Beispiel Anzeigen und nahm Kontakt zu Universitäten auf. Sie wird Dr. Schenhaw auch zukünftig unterstützen und fördern, indem sie etwa neue Räumlichkeiten zur Verfügung stellt.
„Es ist natürlich ein Glücksfall, dass wir mit Herrn Dr. Schenhaw so schnell einen Nachfolger, der auch in Siershahn mitarbeitet, gefunden haben“, sagt sich Dr. Nadja Moreno. „Es war aber so, dass alle Akteure sehr engagiert waren. Wir hatten hier von Anfang an einen überaus konstruktiven Austausch.“ In solchen Situationen gehe es immer darum, an einem Strang zu ziehen und gemeinsam an der bestmöglichen Lösung zu arbeiten – zum Wohle der Patientinnen und Patienten. (PM)
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