Werbung

Nachricht vom 24.11.2020    

Renoviertes Schmuckstück bereichert die Altstadt Montabaur

Eingerüstet und mit Schutzplanen abgehängt: Wie ein verpacktes Kunstwerk von Christo sah das Bauprojekt in der Montabaurer Steinstraße über Monate hinweg aus. Die Arbeiten hinter den Mauern gehen weiter. Draußen aber sind inzwischen die Hüllen gefallen. Der Blick ist frei auf ein historisches Doppelhaus mit grauem Fachwerk und weißem Putz, gekrönt von einem imposanten Giebel. Die Altstadt wird um ein Schmuckstück reicher. Darüber freut man sich auch im Rathaus.

Sie arbeiten im Team an der Sanierung der beiden Fachwerkhäuser im Steinweg, die das Stadtbild bereichern (von rechts): Bauherr Marc Schwickert, Zimmermann Thomas Becker und Architekt Werner Graf. Fotos: Stadt Montabaur

Montabaur. Als Anja und Marc Schwickert sich recht spontan für den Kauf der beiden Einzeldenkmäler am Steinweg 13 und 15 entschieden, waren sie sich natürlich darüber im Klaren, dass die Sanierung mit Auflagen verbunden ist. Dafür ist Schwickert als Inhaber einer Baufirma gut aufgestellt, und im Team mit Architekt Werner Graf und Thomas Becker, Zimmermann für Restaurierungsarbeiten, geht das Projekt planmäßig voran. Alle loben die Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung als Unterer Denkmalschutzbehörde und der Bauabteilung der Stadt Montabaur, wo Maike Brühl für die entsprechenden Förderprogramme verantwortlich ist. Statt bürokratischer Hürden gibt es ein konstruktives Miteinander, um das von einer langen Geschichte geprägte Ortsbild zu erhalten.

Das allerdings hat seinen Preis. Wie so viele denkmalgeschützte Objekte erwies sich auch Schwickerts Neuerwerbung als Überraschungspaket. „Mein Tagesgeschäft wird das nicht!“ sagt der Bauherr und verbucht die Erfahrung mit Humor. „Wir dachten zuerst, mit einer Entkernung und Modernisierung ist es im Wesentlichen getan. Das war ein Irrtum.“ Denn es stellte sich heraus, dass der komplette Dachstuhl erneuert werden musste, weil das Holz marode war. Der zweite Kostentreiber war der Giebel, der nachträglich auf die beiden Wand an Wand stehenden Häuser gesetzt worden war und innen aus zwei Räumen besteht. Nässe und Fäulnis hatten ihn zu 80 Prozent zerstört. Behutsam mussten die alten Holzbalken restauriert und neues Mauerwerk eingefügt werden – eine Herausforderung für Thomas Becker. Er sieht seine Hauptaufgabe nicht darin, eigene Ideen zu entwickeln, sondern folgt möglichst getreu der Handwerkskunst der alten Meister.



„Die einzige Konstante ist die Veränderung“, erklärt er. „Zu allen Zeiten haben die Menschen ihre Wohn- und Geschäftshäuser umgestaltet und den wechselnden Bedürfnissen oder einfach der Mode angepasst. Deshalb wird immer auf dem Stand des jüngsten Fachwerks erneuert.“ Demnach bleibt am Steinweg 13 und 15 die Uhr etwa 1880/90 stehen, obwohl die Grundsteine der beiden Gebäude wesentlich früher gelegt wurden. Das linke stammt vermutlich aus dem 17. Jahrhundert, das rechte aus dem 18. Jahrhundert.

Stadtbürgermeisterin Gabi Wieland ist froh über jeden privaten Investor, der sich an ein solch spezielles Projekt herantraut: „Nur so kann die Altstadt von Montabaur mit ihren Schätzen glänzen. Natürlich sind die Fördermittel, die auch in diesem Fall fließen, ein nicht zu verachtender Anreiz. Aber sie sind der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Ohne Engagement und Herzblut geht nichts!“ Die Eheleute Schwickert bekommen pro Fachwerkhaus den maximalen Zuschuss von 50.000 Euro aus dem Bund-Länder-Programm „Aktive Stadtzentren“. Beide Hälften des Doppelhauses zählen als Einzeldenkmäler und wurden deshalb mit dem höchsten Förderbeitrag bedacht. Insgesamt, so schätzen sie, wird die Sanierung circa 500.000 Euro kosten. Hinter der historischen Kulisse entstehen drei Wohnungen mit zeitgemäßem Standard - dreifach verglaste Fenster, kontrollierte Lüftungsanlage sowie moderne Bäder und Toiletten. Denn bei aller Liebe zu Tradition und malerischem Ambiente gilt: Die Denkmäler am Steinweg müssen bewohnbar sein. (PM)


Lokales: Montabaur & Umgebung

Jetzt Fan der WW-Kurier.de Lokalausgabe Montabaur auf Facebook werden!

Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
   


Anmeldung zum WW-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Westerwaldkreis.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Politik


CDU nominiert Ulf Ludwig als Kandidat für Bürgermeisterwahl in Wallmerod

Wallmerod. Im Falle seiner Wiederwahl wäre es bereits die dritte Amtszeit in seiner Heimatgemeinde. Ulf Ludwig führt auch ...

Anhaltender Doppelbau im Glasfasernetz: Rheinland-Pfalz ohne effektive Gegenmaßnahmen

Mainz. "Im April 2023 haben wir das Problem des ineffizienten Doppelbaus im Glasfasernetz aufgegriffen, bei dem zwei Unternehmen ...

SPD nominiert Raimund Scharwat als Kandidat für Bürgermeisterwahl in Rennerod

Rennerod. Erklärtes Ziel ist es, mit frischem Wind die neuen Themen im zukünftigen Stadtrat anzugehen. Dazu brachten insbesondere ...

Freie Wähler nominieren Carmen Diedenhoven als Kandidatin für Bürgermeisterwahl in Niederelbert

Niederelbert. Mit einem Mix von jüngeren Kandidaten sowie erfahrenen langjährigen Gemeinderatsmitgliedern, bei einer großen ...

Netzwerktreffen von Senioren Union und Junger Union: Gegen das Phänomen "Einsamkeit"

Westerwaldkreis. Nach der Begrüßung erklärte Paula Maria Maaß, stellvertretende Kreisvorsitzende der Westerwälder Senioren ...

Rechtsmotivierte Straftaten im Westerwaldkreis um fast 60 Prozent zugenommen

Westerwaldkreis. Aus dieser geht hervor, dass politisch motivierte Straftaten im Westerwaldkreis im Vergleich zum Vorjahr ...

Weitere Artikel


Corona: Für sechs Einrichtungen konnte Quarantäne aufgehoben werden

Montabaur. In der Ernst-Barlach-Realschule plus Höhr-Grenzhausen sind die Testergebnisse alle negativ. Die Quarantäne läuft ...

Parkplatz unterhalb der Fuchskaute Lodge wieder geöffnet

Rennerod. Vom unteren Parkplatz aus gelangt man über öffentliche Flächen und Wege zu beiden Seiten in das Naturschutzgebiet ...

Altstädter Christkindlmarkt muss abgesagt werden

Hachenburg. Die nun geltenden Auflagen sind mit diesem Konzept leider nicht mehr zu erfüllen. Nach einschlägiger Beratung ...

Extra für Sie: Ein Geschenk der Verbandsgemeinde Westerburg

Westerburg. Es handelt sich um Videobeiträge, die gerade im Stöffel-Park entstanden sind oder noch entstehen, um trotz Corona ...

Gemeinsam nach Afrika reisen in Corona-Zeiten?

Hachenburg/Gambia. In der Vorbereitungszeit der Rallye sammelten die Frischlinge mit ihrer Mission HILFE erfahren einen Spendenbetrag ...

Jenny Groß: Hausarzt-Situation im Westerwaldkreis ist alarmierend

Montabaur. Das führt zu einem Mangel an Ärztinnen und Ärzten in ländlichen Regionen. Wie die Situation im Westerwaldkreis ...

Werbung