Frauen ohne Gesicht beginnen zu sprechen
Zwei- bis dreimal im Jahr öffnet Künstlerin Anne L. Strunk ihr Atelier für Kunden und Kunstliebhaber. Hier ein Gläschen Wein, eine kleine Gaumenfreude und - was Anne Strunk ganz wichtig ist, - das persönliche Gespräch mit den Menschen, die ihre Bilder mögen. Bilder die fesseln und Fragen aufwerfen, auf die Anne Strunk stets eine Antwort weiß. „Kunst kommt von Können“, und das hat Anne seit Jahren unter Beweis gestellt und ihre Bewunderer stets fasziniert.
Daaden. Die drei Jahre Kunststudium an der Akademie in Bochum lassen keinen Zweifel zu, dass sie ihr Handwerk versteht. Jetzt zu Corona-Zeiten ist das Atelier geschlossen, doch das Malen in ruhiger ungestörter Atmosphäre bietet ideale Möglichkeiten für neues Schaffen.
Wir durften einmal hinter die Kulissen blicken und uns im Atelier umschauen, in dem Anne Strunk ihre persönliche Stilrichtung entwickelt und zur Perfektion geführt hat. „Mir hat es besonders gefallen Frauen und ihren Alltag zu malen. Ihre graziösen Bewegungen, zu denen nie ein Mann jemals fähig ist!“, schmunzelt Anne und erklärt dann auch, warum ihre dargestellten Frauen kein Gesicht zeigen. „Gesichter zu malen ist nicht schwierig, aber ich kann gerne darauf verzichten“, sagt sie aus Überzeugung und verweist gleichzeitig auf die graziösen Bewegungen, die sie mit Acrylfarben auf Leinwand festhält.
Beim Selbsttest des Betrachters geschieht wirklich Sonderbares. Die gemalten Figuren beginnen sich zu bewegen, zu sprechen, sich mitzuteilen. Da würde ein gezeichnetes oder gemaltes Gesicht nur ablenken, so meinte die Künstlerin und sie hat Recht mit ihrer Einschätzung. Frauen in allen Lebenslagen, in der Natur, am Strand… Der Faltenwurf der Kleidung, die Stellung der Beine, Licht und Schatten, das ist einfach perfekt und animiert zum Hinschauen.
Doch nicht nur Gemälde von Menschen, Blumen, Tieren und abstrakte Darstellungen lassen den Rundgang in ihrem Atelier, das sich in einer ehemaligen Scheune auf zwei Ebenen des Fachwerkgebäudes befindet, nicht eintönig erscheinen. Es ist und bleibt jeweils ein Erlebnis der besonderen Art. Kunstliebhaber und alle die, die es vielleicht einmal werden wollen, warten schon mit Spannung auf die nächste Vernissage am „Tag des offenen Ateliers“, hoffentlich bald. repa
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