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Nachricht vom 26.08.2010    

Vier Wochen lang im Westerwald gut erholt


Den gesamten August verbrachten elf „Tschernobyl-Kinder“ aus der Gegend um Tula südlich von Moskau in Gastfamilien im Westerwald. Gut erholt haben sie sich und sind besonders von Deutschland begeistert. Viele von ihnen sprechen gut Deutsch. Doch die Kinderhilfe Tschernobyl/Tula e.V. aus Norken sucht weiterhin Gastfamilien für den Sommer 2011.

Elf Jugendliche aus der Gegend von Tula in Russland grillten gemeinsam mit ihren Gastfamilien an der Freizeitanlage in Dreisbach. Fotos: Julia Tielmann

Region. Rund vier Wochen waren sie nun zur Erholung im Westerwald: die Kinder und Jugendlichen aus dem atomverseuchten Gebiet um Tschernobyl. Diesen Sommer besuchten nur elf Jugendliche aus der Gegend um Tula in Russland, einer Stadt 250 Kilometer südlich von Moskau gelegen, westerwälder Gastfamilien. Am Mittwochnachmittag trafen sich die russischen Jugendlichen mit ihrem Gastfamilien zu einem gemeinsamen Abschlussgrillfest in der Freizeitanlage in Dreisbach.

Begonnen hatten Besuche russischer, weißrussischer und ukrainischer Jugendliche im Westerwald Anfang der 90er Jahre. Nach dem Atomreaktorunglück in Tschernobyl, einer Stadt 100 Kilometer nördlich von Kiew in der Ukraine, im Jahr 1986 waren nicht nur große Teile der landwirtschaftlichen Fläche verseucht. Viele Menschen starben durch den Unfall, tausende leiden noch heute an den Folgen des Unglücks. Besonders stark betroffen sind Kinder, deren Abwehrsystem schwächer ist, als bei erwachsenen Menschen. Viele leiden unter Schilddrüsen- und Atemwegerkrankungen. Die westerwälder Luft wirkt sich nachweislich positiv auf den Gesundheitszustand der Betroffenen aus. Daher gibt es im Westerwald einige Organisationen, die „Tschernobyl-Kinder“ aufnehmen. So auch die Kinderhilfe Tschernobyl/Tula e.V. mit Sitz in Norken. Seit 1999 kommen jedes Jahr Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 19 Jahren in Gastfamilien der Umgebung um Norken.

Meist bleiben die Jugendlichen dann für rund vier Wochen im Westerwald. Den gesamten August haben sie nun hier verbracht, ehe es am Sonntag wieder nach Hause geht. Teilweise waren die Jugendlichen schon mehrmals im Westerwald, wie zwei Mädchen im Alter von 18 und 19 Jahren. Die eine, Julia, ist bereits zum zehnten Mal in derselben Gastfamilie: „Hier ist es wie im Märchen“, erzählt sie. „Alles ist so schön ordentlich. Die Familie ist nett, unternimmt viel mit uns. Außerdem gibt es hier viele schöne Sehenswürdigkeiten.“ Erst einen Tag zuvor seien sie in Limburg gewesen. Die Kinder sind die meiste Zeit in den Familien, treffen sich nur ab und an mit der gesamten Gruppe zu gemeinsamen Ausflügen, wie Schwimmen oder einem Zoobesuch.



Viele Aktivitäten der Kinder werden durch den Verein bezahlt. Dieser finanziert sich durch Spenden von Unternehmen aus den Verbandsgemeinden Bad Marienberg, Hachenburg und Westerburg. Mit diesen Geldern kann die An- und Abreise der Kinder per Flugzeug bezahlt werden. Manchmal reicht das Geld sogar, um direkt vor Ort in Russland zu helfen. Kassierer Klaus Quirmbach aus Ailertchen war bereits vor einigen Jahren in Tula, um sich ein Bild von der Lage dort zu verschaffen. Zusammen mit dem russischen Betreuer der Jugendlichen, Anatol, besuchte er ein Behindertenheim und ein Sanatorium. „Die Kinder dort müssen unter unwahrscheinlich erbärmlichen Zuständen leben“, berichtet Quirmbach. „Durch unsere Spenden konnten wir einige Rollstühle in das Behindertenheim schicken, um die Situation ein wenig zu verbessern.“

Dieses Jahr konnten nur elf Kinder aus der Gegend um Tula in den Westerwald kommen, da sich nicht genügend Gastfamilien gefunden hatten. Die Kinderhilfe Tschernobyl/Tula e.V. sucht für den nächsten Sommer unbedingt noch weitere Gastfamilien, damit mehr Kinder und Jugendliche die notwendige Erholung im Westerwald erhalten können. „Anforderungen an die Gastfamilien stellen wir eigentlich keine“, erklärt Maria Kempf aus Atzelgift, zweite Vorsitzende der Kinderhilfe. „Einer der Eltern sollte möglichst immer zu Hause sein, nicht dass das Kind allein ist. Kinderlieb und offen sollte man sein, behandeln sollte man sie, wie seine eigenen.“ Weiterhin bringen die Kinder viel Freude mit, sie erholten sich wunderbar und seien zudem sehr an Deutschland interessiert. Die Kosten für den Flug übernimmt der Verein. Jahr für Jahr unterstützt das Busunternehmen Knautz aus Weitefeld die Kinderhilfe mit einem kostenlosen Bustransfer zum Flughafen.
Wer sich dafür interessiert, im nächsten Jahr ein oder zwei Kinder aus Tula für rund vier Wochen aufzunehmen, kann sich bei Karl Wilhelm, erster Vorsitzender der Kinderhilfe, unter Tel. 0 26 61 – 6 19 59 melden. (jut)



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