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Nachricht vom 25.08.2020    

Selters blickt in die Zukunft – Stadtentwicklung in den nächsten Jahren

Mit einer Auftaktveranstaltung begann die „Zukunftswerkstatt Selters“ eine umfangreiche Bürgerbeteiligung. Die Stadt Selters lud dazu alle interessierten Bürger ein, Vorschläge einzubringen, wie Selters sich in den nächsten Jahrzehnten als lebens- und liebenswerte Stadt weiterentwickeln kann. Das Thema stieß bei der Bevölkerung auf reges Interesse, denn immerhin rund 70 Bürger fanden sich in der Festhalle ein, um sich informieren zu lassen, und um zu diskutieren.

Fotos: wear

Selters. Bürgermeister Rolf Jung begrüßte die Einwohner und stellte kurz das Ansinnen der Stadt vor, durch Bürgeranhörung – und Beteiligung, die Zukunft „unseres kleinen Städtchens“ mitzugestalten. Jung sagte zu, dass die Einwohner stets auf dem Laufenden gehalten werden, sie werden sozusagen mit ins Boot geholt. Jung: „ Es wird kein alleiniges Vorgehen der Verwaltung geben, die Bürger haben absolutes Mitspracherecht.“ Als Experten waren Dipl. Ing. Friedrich Hachenberg und der Geograf Thomas Zellmer von der Stadt-Land-plus GmbH eingeladen, sowie der Stadtsoziologe Dr. Hans Hoorn, der als Referent zum Thema Stadtentwicklung und Zukunftsplanung gewonnen werden konnte.

Thomas Zellmer sah die Aufgabe darin, die Lebensqualität in Selters weiter zu verbessern, obwohl Selters im Vergleich mit Orten ähnlicher Einwohnerzahlen sehr gut dastehe, da Selters wohlhabend sei. Diese Behauptung stützte Zellmer mit der Feststellung, dass der Finanzmittelüberschuss pro Person in Selters 1.491 Euro betrage, dagegen der Betrag vergleichbarer Orte bei lediglich 63 Euro liege. Zellmer stellte seine Ausführungen unter die Überschrift „Wirtschaft, Handel und Demographie“. Erwähnenswert ist auf jeden Fall, dass sich in der Stadt Selters alleine 82 Prozent der Verkaufsfläche der gesamten VG Selters befinden. Pro Tag verlassen im Schnitt 768 Auspendler die Stadt, während 2.625 Einpendler in Selters einer Arbeit nachgehen. Die eben erwähnten Zahlen erzeugten bei den Besuchern großes Erstaunen, da diese Fakten bis dato so nicht bekannt waren.

Der Geograf Zellner erläuterte dann den Besuchern den Sinn der bunten Karten, die auf jedem Stuhl in der Festhalle lagen. Jeder Besucher konnte schriftlich in Kurzform seine Meinung zur Zukunftsgestaltung von Selters zu Papier bringen, ebenso schriftlich beschreiben, was ihm positiv gefällt, aber auch Kritik am negativen Erscheinungsbild beschreiben. Die Zettel wurden noch während der Veranstaltung ausgewertet und die Ergebnisse am Ende der Veranstaltung mitgeteilt.

Als international gefragter Stadtsoziologe hielt Dr. Hans Hoorn ein äußerst interessantes Referat, wobei er zu dem Fazit kam, dass in Europa zurzeit ein regelrechter Überbietungswettbewerb in den Städten und Kommunen stattfindet, wer die attraktivste Ortsgestaltung durchführt. Dabei werden in manchen Orten Szenarien geschaffen, die einen nur das Gruseln lehren können. Das geschieht, wenn man ohne großen Plan und ohne Vernunft etwas baulich gestaltet, ohne an die Zukunft und die Folgen zu denken. So sind in besagten Orten „Go- und No-Go-Areas“ entstanden, weil man dort ohne Visionen gehandelt hat. „Es gibt ein Recht auf Eleganz“, meinte Dr. Hoorn, und weiter: „Was heute vielleicht idiotisch aussieht, wird morgen als genial gefeiert.“ Der Stadtsoziologe stellte beim Blick auf ein Luftbild von Selters mit Erschrecken fest, dass in der City nur sehr wenige Bäume und Solaranlagen zu sehen sind. In seinem Resümee bescheinigte Dr. Hoorn der Stadt Selters, dass sie auf einem richtigen Weg sich befindet, da ein Masterplan mit Zukunftsvisionen erstellt werden soll. Nach dem mit viel Beifall aufgenommenem Referat von Dr. Hoorn fand eine lebhafte Diskussion statt, wobei die Besucher viele Fragen stellten.



Die Auswertung der Zettel brachte einen repräsentativen Querschnitt der Wünsche, Sorgen und Kritik der Anwesenden. Zu den Stärken von Selters im positiven Sinne wurden der Wochenmarkt als Ort der Begegnung gezählt sowie die Naturnähe, die Infrastruktur, die Schulen, medizinische Betreuung, Bildung und die kurzen Wege zum Einkaufen und zur Stadt- und Verbandsgemeindeverwaltung. Negativ beurteilt wurden die vielen Autos in Selters, keine Radwege, miserabler ÖPNV, Leerstand, mangelnde Integration durch getrennte Kulturen mit eigenen Veranstaltungen, Vermüllung und Vandalismus, sowie kaum Gastronomie, Raserei, bezahlbares Wohnen, und viele Straftaten wie Diebstahl und Körperverletzung.

Unter der Überschrift Wünsche, Utopien und Fantasien konnte die Besucher ihren Gedanken freien Lauf lassen, denn kein Wunsch kann so absurd sein, dass man ihn nicht diskutieren könnte. Einige träumen von grünen Auen und einer Stadt am Wasser, Mehrgenerationenhäusern, Baugenehmigung nur dann zu erteilen, wenn die Begrünung mindestens 50 Prozent der Außenfläche umfasst. Teilhabe bei Kultur und Bildung, sowie digitale Infrastruktur, barrierefreie Achsen und ein kleines Kino, bessere Bahnanbindung, 30 Stundenkilometer in ganz Selters, saubere Energie, Klimaschutz und Sicherheit fürs Leben bei Tag und bei Nacht, standen ganz oben auf der Wunschliste.

In der anschließenden Aussprache wurde auch Kritik an der Abhängigkeit von Selters an einem Arbeitgeber laut, es sollten nicht nur Anreize zum Konsum geschaffen werden. Anschließend wurden die Themenbereiche der Workshops festgelegt: 1. Freiraum, Plätze, 2. Ökologie, 3. Wohnen, Bauen, Energie, 4. Mobilität, 5. Jugendliche.

Die angebotenen Workshops stießen bei den Anwesenden auf großes Interesse, da sich viele sofort in die für sie in Frage kommenden Themenlisten eintrugen. Eine über vier Stunden dauernde Veranstaltung entließ keine übermüdeten Besucher, da alle brennend an dem Thema Stadtentwicklung interessiert waren.

Wichtiger Hinweis: Bei der Stadtverwaltung können bis zum 4.September noch immer Meinungen zu den angeführten Themen abgegeben werden. Am 5. September findet mit den Mitgliedern der Workshops 1, 2, 3 und 4 ein Rundgang durch Selters zu den besagten Themen statt, wobei jede Gruppe von einem Fachmann begleitet wird. Bürgermeister und die Beigeordneten werden ebenfalls mitwandern, sich jedoch vornehm zurückhalten. Treffpunkt ist um 15 Uhr am Marktplatz in Selters, jeder neue Teilnehmer ist herzlich willkommen. Nach Ende des Rundgangs treffen sich alle Teilnehmer zu einem kleinen Umtrunk am Marktplatz. wear


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