Werbung

Nachricht vom 16.06.2020    

JVA-Beamtin nach Liebesbeziehung zu Gefangenem aus Dienst entfernt

Eine Beamtin einer Justizvollzugsanstalt (JVA), die über mehrere Monate eine Liebesbeziehung zu einem Gefangenen eingegangen war und ihm dabei mehrere Nacktfotos von sich übersandt hatte, ist aus dem Dienst zu entfernen. Dies entschied das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz in Koblenz.

Symbolfoto

Region. Im Dezember 2017 wurden bei einer Postkontrolle in einer JVA zahlreiche Briefe gefunden, die eine – zurzeit vom Dienst freigestellte – Justizvollzugsbeamtin mit einem damaligen Gefangenen ausgetauscht hat, sowie mehrere Nacktfotos von ihr. Auf die Klage des Landes hat die landesweit zuständige Disziplinarkammer des Verwaltungsgerichts Trier die Justizvollzugsbeamtin aus dem Dienst entfernt, weil diese gegen das als Kernpflicht von Bediensteten im Strafvollzug ausgestaltete Zurückhaltungsgebot (Distanzgebot) verstoßen habe.

Die Beamtin sei über mehrere Monate eine Liebesbeziehung zu einem Gefangenen eingegangen. Hierbei sei es unter Verschleierung der wahren Identität zu umfangreichem Briefverkehr – unter anderem. mit Offenbarung sexueller Vorlieben und Phantasien sowie einer avisierten gemeinsamen Zukunft - sowie zur Überlassung von Nacktfotos von ihr gekommen. Ferner hat die Beamtin ein Armband und ein T-Shirt des Gefangenen unerlaubt mit nach Hause genommen. Eine Offenbarung der Beziehung und des Briefkontakts gegenüber der Anstaltsleitung sei nicht erfolgt.

Mit diesen Verhaltensweisen habe sie ein schweres Dienstvergehen begangen und sich insgesamt als untragbar für den öffentlichen Dienst erwiesen. Sie habe aus eigensinnigen Motiven verantwortungslos eine Gefährdungslage für den Strafvollzug geschaffen und dabei alle Kollegen schwer hintergangen, was einer Vertrauensbasis sowohl aus Sicht des Dienstherrn als auch aus Sicht der Allgemeinheit die Grundlage entziehe. Indem sie dem Gefangenen Nacktaufnahmen von sich überlassen habe, habe sie sich in erheblicher Weise erpressbar gemacht.

Selbst nachdem der Gefangene verlegt und das Disziplinarverfahren eingeleitet worden sei, habe sie über Dritte versucht, ihr distanzloses Verhalten zum Gefangenen aufrechtzuerhalten. Schließlich habe die Beklagte sich bis zum Zeitpunkt der mündlichen Verhandlung völlig uneinsichtig insbesondere hinsichtlich des Umstands ihrer Erpressbarkeit gezeigt. Das Vertrauen in eine ordnungsgemäße Dienstverrichtung in der Zukunft sei damit nachhaltig zerstört.



Mit ihrer gegen das verwaltungsgerichtliche Urteil eingelegten Berufung machte die Beamtin geltend, sie habe keine sexuelle oder sonstige intime Beziehung zu dem Gefangenen gehabt. Außerdem sei sie im Jahr 2016 wegen einer akuten Belastungsreaktion und einer Anpassungsstörung in ärztlicher Behandlung gewesen. Das Oberverwaltungsgericht wies nach Durchführung einer Beweisaufnahme, bei der unter anderem die aufgefundenen Briefe verlesen, der Gefangene als Zeuge vernommen und die Beamtin angehört wurden, die Berufung zurück.

Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme stehe zur Überzeugung des Gerichts fest, dass die Justizvollzugsbeamtin eine sexuelle beziehungsweise Liebesbeziehung zu dem Gefangenen über mehrere Monate eingegangen sei. Dies ergebe sich unzweifelhaft aus den aufgefundenen Briefen. Die Angaben sowohl des Gefangenen als auch der Beamtin selbst erschienen demgegenüber als nicht glaubhaft. Hiervon ausgehend teile das Gericht die Rechtsauffassung der Vorinstanz, dass die Beamtin ein schweres Dienstvergehen begangen habe, das ihre Entfernung aus dem Dienst erfordere. Für eine verminderte Steuerungsfähigkeit der Beamtin seien keine hinreichenden Anhaltspunkte erkennbar.
(Urteil vom 15. Juni 2020, Aktenzeichen: 3 A 11024/19.OVG)


Feedback: Hinweise an die Redaktion

WW-Kurier Newsletter: Immer bestens informiert

Täglich um 20 Uhr kostenlos die aktuellsten Nachrichten, Veranstaltungen und Stellenangebote der Region bequem ins Postfach.

Anmeldung zum WW-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Westerwaldkreis.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Öffentlichkeitsfahndung: Unbekannter Täter täuscht Bankangestellte in Neuwied

Ein besonders dreister Betrugsfall in einer Neuwieder Bankfiliale sorgt derzeit für Aufsehen. Ein unbekannter ...

Doppelkonzert in Höhr-Grenzhausen: Stereolith und Smokin' Parrots rocken das Musikcasino

Am 20. Dezember 2025 erwartet die Besucher des Musikcasinos Gambrinus in Höhr-Grenzhausen ein Doppelkonzert. ...

Rauchentwicklung bei Chemiebetrieb in Lahnstein

In einem Chemiebetrieb in Lahnstein löste eine chemische Reaktion am frühen Abend die Brandmeldeanlage ...

Öffentlichkeitsfahndung: 55-jähriger Mann aus Lahnstein vermisst

Seit dem 10. Dezember 2025 wird der 55-jährige Peter J. aus Lahnstein vermisst. Er war im St. Elisabeth-Krankenhaus ...

Bildung im Fokus: Heftige Debatte im rheinland-pfälzischen Landtag

Im Vorfeld der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz entbrennt eine intensive Diskussion um das Thema Bildung. ...

Unerwartete Unterstützung für Freizeitstätte Dreifelden

Die Evangelische Freizeitstätte Dreifelden im Westerwaldkreis erhält 2028 eine besondere finanzielle ...

Weitere Artikel


Freibad in Unnau bleibt erhalten!

„Der Erhalt des Unnauer Freibades ist gesichert!“ Diese Aussage des Geschäftsführers der Marien-Bad GmbH, ...

Glasfaser Montabaur veröffentlicht Homepage mit Umsetzungsmeilensteinen

Die Glasfaser Montabaur hat trotz Corona die Umsetzung der angekündigten Glasfaservollerschließung der ...

Corona: Zwei neue Fälle im Westerwaldkreis

Am 16. Juni gibt es 363 (plus 2 gegenüber am Donnerstag letzter Woche) bestätigte Fälle im Westerwaldkreis, ...

Sportanlagen der VG Hachenburg bald wieder nutzbar

Sportanlagen können durch die Betreiber unter Beachtung der geltenden Auflagen in der derzeit geltenden ...

Die Kobolde sind los - Aufruhr in Silvanien

In "Silvanien", der Spielewelt der Waldritter, drehen die Kobolde durch. Nachdem sie nun wochenlang aufgrund ...

Die Corona-Warn-App ist da und kann heruntergeladen werden

Die App steht seit heute früh (16. Juni) zum kostenlosen Download im App Store von Apple oder im Google ...

Werbung