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Nachricht vom 19.05.2020    

Schulleitungen tauschen sich in einer Videokonferenz aus

Seit wenigen Wochen gibt es wieder Schulunterricht – zumindest für einen Teil der Schüler und dies oftmals im rollierenden System. Bis zu den Sommerferien sollen möglichst alle Mädchen und Jungen zumindest an einzelnen Tagen zum Unterricht kommen. Die neuen Hygiene- und Abstandsregeln stellen die Schulleiter vor große Herausforderungen.

Jenny Groß. Foto: privat

Montabaur. Die CDU-Landtagsabgeordnete Jenny Groß hat diese Schulleiter jetzt zu einer Videokonferenz eingeladen. Was die Politikerin – sie ist selbst Lehrerin an einer Privatschule -, aber auch alle anderen Teilnehmer besonders freut: Der konstruktive Erfahrungsaustausch enthielt viel unkonventionelle Hilfe, aber auch den dringenden Appell an die Landesregierung von Rheinland-Pfalz, Anordnungen klarer und damit hilfreicher, zu definieren. Klar wurde von Beginn an: Bis zu den Sommerferien ist es zwar eine heikle Beschulung und ein enormer Aufwand für alle Beteiligten, aber sie ist machbar.

Versetzung, Notengebung, Personalbedarfsplanung, Raumplan, neue Stundenpläne, Homeschooling, Lehrplanerstellung, Umsetzungs- und Abstandsregeln – die Liste der Aufgaben für die Schulleiter und Kollegien ist riesig. Zudem prangern sie Maßnahmen an, die die Bildungsministerin Stefanie Hubig zwar zusichert, die dann aber fehlerhaft umgesetzt und oftmals nicht mit der Praxis an den Schulen umsetzbar sind.

Die gute Nachricht zu Beginn: Alle Schulleiter begrüßen den Meilenstein, den die Entwicklung der Digitalisierung auch innerhalb der Corona-Pandemie genommen hat. „Es ist gut, dass die von den Schulen bereits seit Jahren gelebte und in die Didaktik und Pädagogik eingepflegte Digitalisierung in aller Munde ist“, erklären die Schulleiter unisono. Ebenso äußerten sie die Hoffnung, dass damit weitere, lange geforderte Fortschritte, wie die Ausstattung der Schüler mit digitalen Endgeräten oder interaktives Lernen, einhergehen. „Denn nicht alle Schulen sind bei der Digitalisierung gleichauf, die starke Internetleitung ist oft nicht vorhanden und auch die Möglichkeit, diesen Prozess in den normalen Alltag zu überführen, ist für viele schlicht nicht möglich, da es ohnehin eine Vielzahl an unterschiedlichen Aufgaben an die Schulen gibt“, sagt die Landtagsabgeordnete Jenny Groß. Für einige der Pädagogen könnte die Lösung der Finanzierung in einem kombinierten System mit der Schulbuchausleihe liegen. „Bessere Bildungsqualität braucht gute Ausstattung“, war die einhellige Meinung und damit verbunden bildungs- und sozialgerechtes ministeriales Verhalten sowie mehr Eigenverantwortung für die Schulen.

Klarere Vorgaben fordern alle Schulleiter in der Vorgehensweise zur Notengebung, die während Corona sehr schwammig formuliert war. „Erst durften wir unserer Aufgabe nachkommen und Noten aus Leistungen generieren, dann hieß es aus Mainz, dass dies nicht erlaubt sei. Warum vertraut man unserer pädagogischen Arbeit nicht?“, monierten die Schulleiter. Gerade in Bezug auf bevorstehende weitere Lebensabschnitte müsse der Umgang mit den bislang leistungsstärkeren Schülern genauer formuliert werden; derzeit stehen die eher Leistungsschwachen stark im Fokus. Ein Problem sei die derzeitige, pauschal gehaltene Informationsflut der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD). Dezidiertere Mitteilungen wären erhebliche Arbeitserleichterung.



Besonders schwierig sind die Umsetzung und Einhaltung der neuen Hygiene- und Abstandsregeln in den Förderschulen. Durch die Lernbehinderungen und -beeinträchtigungen der Schüler brauche es länger, bis diese zur Gewohnheit werden. Das binde aber Personal, das es nicht gibt. Um die Abstandsregel von 1,50 Meter einzuhalten, gab es einen unkonventionellen Tipp: An einer Schule arbeiten Lehrer und Schüler mit Schwimmnudeln. Sie messen 1,60 Meter und machen den geforderten Abstand greif- und nutzbar. Die meisten Schulleiter waren mit dem Verhalten ihrer Schüler bis auf wenige Ausnahmen zufrieden. Sie sind jedoch besorgt, weil sie häufiger beobachten, dass die Schüler sich nach Verlassen des Schulgeländes nicht mehr an die Regeln halten.

Große Sorgen bereitet auch die derzeitige Personalsituation und damit verbunden auch die Bedarfsplanung für das neue Schuljahr: Im Schnitt stehen an allen Schulen derzeit wegen der Pandemie ein Drittel weniger Lehrer zur Verfügung, der derzeit gestreckte Unterricht erfordere jedoch mehr Ressourcen, die auch im Hinblick auf das neue Schuljahr von der ADD immer wieder vertagt und abgelehnt werden. Die Schulleiter verwiesen darauf, dass der Unterrichtsbedarf mit dem vorhandenen Kollegium nur mühselig abgedeckt werden könne. Die Personaldecke gemessen an der Vielzahl der neuen Verordnungen für das kommende Schuljahr reiche jedoch in keinem Fall aus. Auch Gabi Wieland, die Beigeordnete des Westerwaldkreises, weiß um die besorgniserregenden Situationen an den Schulen. Sie habe von Kindern wie Lehrern gehört, dass diese teils in der Corona-Zeit entweder selten einen Ansprechpartner für ihre Fragen hatten oder keine Förderung erhielten und zuhause blieben.

Die Schulen planen derzeit für ein normales Schuljahr, da es bisher von Seiten des Ministeriums keine andere Aussage für das neue Schuljahr 2020/21 gebe. „Hier muss das Bildungsministerium noch vor den Sommerferien klare Vorgaben machen, damit eine Planungssicherheit hergestellt werden kann, so auch in Bezug auf die Organisation von Klassenfahrten, der Einstellung von Personal oder der Bildung von Klassen, insbesondere der 7. Klasse, die nach den Empfehlungen der vorhergehenden Klasse zu Änderungen im Bereich der Sekundarstufe führt, besonders bei den Realschulen plus“, erklärt die Landtagsabgeordnete. Die Schulleiter sehen die Lage genauso und fordern, dass es bald aus Mainz genauere Informationen gibt, die direkt mit den Schulen kommuniziert werden, denn die Kommunikation sei während Corona bisher äußerst problematisch verlaufen.

Nach einer 90-minütigen Konferenz bedanken sich die Teilnehmer bei ihrer Gastgeberin und bitten sie, sich in Mainz weiter so engagiert für die Schulen einzusetzen. (PM)



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