Jenny Groß: Keine Noten sind auch keine Lösung
Bildungsministerin Hubig hat per Schreiben an die Schulen in Rheinland-Pfalz angeordnet, dass Kinder, die während der Corona-Krise Aufgaben und Arbeitsaufträge lösen, dafür keine Noten erhalten dürfen. Dazu erklärt die Landtagsabgeordnete Jenny Groß, selbst ausgebildete Lehrerin und in der Region eine versierte Ansprechpartnerin in bildungspolitischen Fragen:
Montabaur. „Eltern und Lehrer leisten zurzeit einen hervorragenden Job, um ihre Kinder bestmöglich zu unterstützen. Das machen sie vorbildlich und dafür sind wir ihnen sehr dankbar. Das, was unsere Lehrerinnen und Lehrer seit der plötzlichen Schulschließung erleben und wie sie trotz landespolitisch widriger Umstände im digitalen Zeitalter Material erstellen, Kindern einen Alltag geben und versuchen, ihnen Inhalte zu vermitteln, ist beachtlich und ihnen allen gebührt ein großer Dank. Jetzt sollen die Ideen und Konzepte, die sie selbst entwickelt und seit kurzer Zeit auch oft bewährt haben, nicht mehr für das Generieren von Noten relevant sein? Das sollte so nicht sein, zumal im Moment noch keiner wissen kann, wie lange die Schulen im Land geschlossen bleiben. Wir müssen hier ein tragendes Konzept für die Noten haben und unseren gesamten Lehrerkollegien vertrauen, denn diese wissen ganz genau, wie sie von ihren Schülerinnen und Schülern aussagekräftige Noten erhalten.
Ich frage mich: Was soll dieser Erlass der Bildungsministerin bei den Schülerinnen und Schülern im Land psychologisch bewirken? Sie sitzen zu Hause, arbeiten und wollen auch eine Bewertung für die von ihnen erledigten Aufgaben erfahren. Und dann streicht die Bildungsministerin mit einem Federstrich alle Noten? Das motiviert die Schülerinnen und Schüler nicht, sie fragen sich nun zurecht: ‚Warum sitze ich hier am Schreibtisch, wenn es nichts an meiner Note ändert?‘ Das darf so nicht sein!
In den letzten 48 Stunden habe ich zahlreiche Anrufe und Mails erhalten von Lehrern, Schulleitern, Verbänden und auch von Schülern, die mir alle unabhängig voneinander berichten, dass sie die Entscheidung von Ministerin Hubig für bedenklich und falsch halten. Man führe ihre Arbeit und ihr Engagement ad absurdum und stütze diejenigen, die in der Corona-Zeit als Schüler unter Umständen "geschludert" haben. Gerade um die jungen Menschen darin zu bestärken, dass sich das Lernen und das aktive Bearbeiten von Aufgaben in der ohnehin schweren Zeit für sie und ihre Noten lohne, müsse es weiterhin die Möglichkeit geben, dass die Lehrer Zensuren erteilen dürfen. Alle forderten zudem, dass die zuständigen Ministerien sehr zügig über eine Verlängerung der Schulschließung über den 19. April hinaus entscheiden sollen, damit für Eltern und Kinder planbare Möglichkeiten der Betreuung angegangen werden können.“ (PM)
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