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Nachricht vom 19.03.2020    

Wäller setzen sich für bezahlbaren Nahverkehr ein

„Menschen ohne Geld wie wir haben keine Lobby und deshalb auch kaum eine Möglichkeit den ÖPNV im Westerwaldkreis zu nutzen!“ Dabei sei gerade sie als alleinerziehende Leistungsbezieherin für Arzt- und Verwandtenbesuche, zum Einkaufen oder in der Freizeit darauf angewiesen, regelmäßig mit dem Bus oder der Regionalbahn zu fahren. Dies war ein Beitrag beim Fachgespräch „Sozialticket - Mobilität für alle auch im Westerwald“. Eingeladen dazu hatte das Forum Soziale Gerechtigkeit gemeinsam mit dem VdK-Kreisverband.

Muster-Sozialticket. Foto: privat

Montabaur. Mobilität ist auch im Westerwald eine wichtige Voraussetzung, damit Menschen am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Wie groß das Interesse an dem Thema ist, zeigte die Tatsache, dass die Veranstaltung schnell restlos ausgebucht war. Eine andere Betroffene klagte allerdings darüber, dass es von vielen Dörfern gar keinen nennenswerten ÖPNV gibt, besonders in den Schulferien.

Zum Beginn begrüße VdK-Kreisvorsitzender Walter Frohneberg die Teilnehmenden aus verschiedenen Verbänden, Initiativen und Organisationen sowie einige Betroffene im Tagungsraum der VdK-Kreisgeschäftsstelle in Montabaur. „Wir wollen heute das Bewusstsein dafür schärfen, dass vielen Menschen im Kreis das nötige Geld für ein Bus- oder Zugticket zu oft fehlt um an der Gesellschaft ausreichend teilzuhaben“, so der langjährige VdK-Chef. In einer Einleitung ins Thema wies Uli Schmidt als Forumssprecher darauf hin, dass außerhalb von Schulverkehren Busse und Bahnen in der Region überwiegend ohne Fahrgäste unterwegs sind. „Das ist vollkommen unsinnig, mit leeren Bussen zu fahren und Bedürftige draußen stehen zu lassen“, so Schmidt.

Um Mobilität auch für finanziell schwächer gestellte Menschen zu verbessern, wird aktuell landesweit über ein „Sozialticket“ diskutiert - jetzt auch im Westerwald. Mit dazu beigetragen hat Nadine Gray als sozialpolitische Referentin des VdK-Landesverbandes in Mainz. Sie war als eine Sprecherin des landesweiten Bündnisses „Mobilität für alle“ nach Montabaur gekommen um den Mitwirkenden des Fachgespräches die Fakten vorzustellen: „Wir brauchen landesweit ein Sozialticket für alle, die an oder unterhalb der Armutsgrenze leben“, so Gray. Dazu zählten neben Hartz-IV Beziehern auch viele Rentner, Alleinerziehende, Menschen mit Behinderungen und Auszubildende. „Wenn der im Regelsatz vorgesehene Betrag von 28 Euro aufgebraucht ist, müssen die Menschen zu Hause bleiben und sind vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen“, meinte der Gast aus der Landeshauptstadt.

Viele der Anwesenden nutzten die Gelegenheit zu einem Kurzstatement und Diskussion, wobei alle die Idee eines Sozialtickets voll unterstützten. Rainer Vogt, Kreisvorsitzender des Verkehrsclub Deutschland (VCD) regte an, in ein solches Ticket unbedingt auch Kinder und Schüler einzubeziehen. Für die Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen betonte Manfred Calmano, seine Fraktion habe schon wiederholt dazu Anträge gestellt: „Unser Antrag von 2017 ist noch in der Warteschleife und nach dem Beitritt zum Verkehrsverbund (VRM) stehen dem keine formellen Gründe mehr entgegen“, so der grüne Verkehrsexperte.



„Die betroffenen Menschen haben sich in ihrer Nicht-Mobilität eingerichtet und leider zu oft resigniert“ meinte Elisabeth Dietz-Bläsner von Paul e.V. in Höhr-Grenzhausen. Nadine Bongard, Mitarbeiterin des Ev. Dekanates Westerwald meinte, die Aktion müsse dazu beitragen, dass die Nutzung des ÖPNV in der Region vom Ausnahme- zum Normalfall werde. Dr. Dominik Böckling von der Energieagentur RLP wies darauf hin, dass durch ein erfolgreich umgesetztes Sozialticket auch der ÖPNV insgesamt gestärkt werde. „Wir müssen die nahende Landtagswahl nutzen, um die Parteien für die gute Sache zu gewinnen“, appellierte Manfred Kruppa als Vertreter der Regionalgruppe von Extinktion Rebellion an die Anwesenden. Dem stimmte auch Christoph Seimetz als Behindertenbeauftragter der Stadt Wirges zu und forderte, ein „Wäller Sozialticket“ einzuführen, wenn es auf Landesebene nicht vorangehe.

Die ganze Diskussion auf den Punkt brachte eine Betroffene als sie feststellte: „Ich muss schon oft entscheiden, will ich genug essen oder mit dem Bus fahren!“ Uli Schmidt rief abschließend dazu auf, durch eigene Aktionen die Einführung eines Sozialtickets zu beschleunigen. „Wir werden ein weiteres Fachgespräch nur mit Betroffenen vorbereiten, um der Forderung aus dieser Sicht noch mehr Gewicht zu verleihen“. Er sagte auch zu, die Idee eines Aktionstages „Kostenlos mit Bus und Bahn im Westerwald“ aufzugreifen.


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