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Nachricht vom 02.12.2019    

Wenn Pfarrer an Bräuten verzweifeln

Ein Pfarrer, der mit Teufelshörnchen auf dem Kopf mehr Mut zum Personenkult fordert. Auf den ersten Blick ist das, was Ingmar Maybach da in der Wölferlinger Kirche verkündet, ganz schön gewagt. Aber das ist auch gut so. Schließlich ist Maybach nicht nur Pfarrer, sondern auch Kabarettist. Und sein neues Programm, die „Wort zum Sonntag Show“, ist Satire, die keinen verächtlichen, sondern einen liebevollen Blick ins Gotteshaus wagt.

Ingmar Maybach. Fotos: Peter Bongard

Wölferlingen. Ingmar Maybach stellt den Abend unter das Motto „Teufel, Tod und Telekom“, kurz: unter diejenigen Dinge, die im Leben irgendwann mal eine Rolle spielen. Der Teufel, meint der Kabarettist, steckt manchmal in der großen Politik; dann, wenn er mit blondem Haupt Menschen auseinandertreibt und Wahrheit zur Lüge erklärt. Ab und zu schafft er es sogar in den Gottesdienst. Nicht nur in Form verunglückter Aktionen des Pfarrers. Sondern auch während philosophischer Predigten, in denen es um die berühmte Theodizee-Frage geht: Wie kann ein guter Gott Böses zulassen? Ingmar Maybach antwortet mit einem Lied: „Stell‘ Dir vor, von heut auf morgen wäre diese Welt perfekt, ohne Krieg und schlechtes Wetter, Armut, Hass und Gendefekt. Nach drei Jahren Langeweile kommst Du dann zu dem Ergebnis: Ohne Widerstände gibt’s auch niemals ein Erfolgserlebnis“, reimt er und bilanziert frei nach dem Philosophen Leibniz, dass wir diese unsere Wirklichkeit akzeptieren sollten. Eine bessere gibt’s nämlich nicht.

Manchmal ist aber selbst die Realität ausgesprochen bezaubernd. Beispiel: die Hochzeit. Doch auf dem Weg zum Traualtar lauern etliche Fallstricke – besonders während der Vorbereitungsgespräche zwischen Braut und Pfarrer, die Maybach im „Solo der Braut“ zusammenfasst: Da hätte die Braut gerne einen Trauspruch von „Rosenstolz“ statt von Paulus; möchte Hochzeitskutsche, Sonnenschein, Streichquartett und Gospelchor – und heiratet am Ende doch in einer anderen Kirche, da der Mittelgang zu schmal für ihren Reifrock ist.

Alles egal. Ingmar Maybach behält selbst in solchen Situationen seinen Humor. Selbst dem Thema Tod begegnet der Pfarrer mit einem Augenzwinkern; mit einem „differenzierten Lied vom Tod“: „Wir können ihn nicht denken oder ihn versteh’n. Deshalb ist es unfair, ihn nur negativ zu seh’n“, singt er – und manch einer wird sich fragen, wie man so sorglos mit diesem Thema umgehen kann. „Vielleicht, weil Kabarettisten und Pfarrer auch sterben müssen“, sagt Maybach und spricht damit aus Erfahrung. Spätestens als er erzählt, wie er mit Verdacht auf Lungenkrebs zwei Wochen lang die „Wand des Todes“ gespürt hat, versteht man, dass Maybach keiner ist, der Witze auf Kosten der Kirche oder deren Schäfchen macht. Er nimmt sein eigenes Mensch-Sein mit gelassenem Humor und Gottvertrauen. In einem persönlichen Lied bringt er das auf besonders schöne Art zum Ausdruck und singt über all die Dinge, die man im Leben nicht erreicht hat. Am Ende steht die Frage: Wer bin ich also? Ingmar Maybach hat seine persönliche Antwort darauf gefunden: „Ich bin Pfarrer und Kabarettist. Das ist gut so, und das reicht.“



„Teufel, Tod und Telekom“: Bevor Ingmar Maybach seine rund 60 Zuhörerinnen und Zuhörer in den kalten Wäller Abend entlässt, widmet er sich dann doch nochmal dem magentafarbenen Konzern und stellt einen Anruf bei einer kirchlichen Telefonhotline nach, der am Ende komplett eskaliert – und dabei wollte der Anrufer doch nur einen Tauftermin vereinbaren.

Auch (oder gerade) bei Kirchens geht’s manchmal eben menschlich und unperfekt zu. Und ob einem der Humor Ingmar Maybachs nun zu fromm, gerade richtig oder gar zu ketzerisch ist: Er selbst ist authentisch und steht dazu. Oder, wie es Ingmar Maybach formuliert: „Am Ende stehe ich vorm Herre Christ und hoffe auf Gnade als fahrender Kirchenkabarettist.“ (bon)


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