Neues Krankenhaus bei Hattert? Das sind die Reaktionen
Seit Monaten wird die Standort-Frage für das neue DRK- Krankenhaus Altenkirchen-Hachenburg in der Politik wie in der Bevölkerung diskutiert. Als Favoriten galten bislang der in einer Studie des BAB-Instituts deklarierte Standort 6 bei Hachenburg sowie Standort 11 bei Bahnhof Ingelbach. In einer Pressemitteilung hat sich das Ministerium für Soziales, Arbeit Gesundheit und Demografie am Donnerstagmorgen für einen ganz anderen Standort ausgesprochen.
Kreisgebiet. Standort 12 soll es demnach werden, ein Areal in der Nähe des Bahnhofs Hattert. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest ein externes Gutachten des Ministeriums, das die Kriterien für den Neubau „objektiv“ überprüft hat. Die Reaktionen aus der Politik auf diese überraschende Wendung ließen nicht lange auf sich warten. Ein Überblick:
Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD)
Sie gab das neue Gutachten bei der Firma BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft aus Frankfurt in Auftrag – und findet, dass ohnehin nur marginale Unterschiede der Standorte über das endgültige Ergebnis entscheiden. Ihr erklärtes Ziel ist „ein guter, zukunftsfähiger Standort für den Westerwald.“
DRK-Trägergesellschaft Süd-West
Geschäftsführer Bernd Decker ist zwar überrascht von der neuen Entwicklung, hatte den Standort 12 aber auch aus der Studie des BAB-Instituts noch im Hinterkopf: Schon da lagen die Standorte 6, 11 und 12 in der Bewertung eng beieinander.
Dr. Peter Enders (CDU), Landrat des Landkreises Altenkirchen
Auch der Altenkirchener Landrat betont, dass diese drei Standorte in der Bewertung fast gleichauf liegen. Als eine der wichtigsten Entscheidungsgrundlage nennt er die Akzeptanz des neuen Standorts in der Bevölkerung. Gleichzeitig verweist er auf die Finanzierungsfrage, die verbindlich geklärt werden müsse.
Fred Jüngerich (unabhängig), Bürgermeister der VG Altenkirchen
Jüngerich spricht sich weiterhin klar für den Standort 11 bei Bahnhof Ingelbach aus, den er als die „geographische Mitte“ bezeichnet. Er kritisiert vor allem, dass die Akzeptanz der Bevölkerung für einen möglichen Standort bei der BAB-Studie weitgehend nicht berücksichtigt wurde.
Achim Schwickert (CDU), Landrat des Westerwaldkreises
Peter Klöckner (SPD), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hachenburg
Stefan Leukel (CDU), Stadtbürgermeister der Stadt Hachenburg
Die drei Vertreter aus dem Westerwaldkreis halten die Fahne hoch für den in der BAB-Studie favorisierten Standort 6 bei Hachenburg, der für sie „nach wie vor der richtige“ ist. Als Begründung nennen sie die urbane Anbindung.
Hendrik Hering (SPD), Landtagsabgeordneter
Hering sieht das Ergebnis des Gesundheitsministeriums positiv und sich in seiner Meinung bestärkt, dass der Standort „nach objektiven Kriterien ausgewählt werden soll und nicht danach, wer sich am lautesten äußert.“ Der Standort Bahnhof Hattert erfülle alle Kriterien, die er im Vorfeld definiert habe: durch die B 414 und den Bahnhaltepunkt verkehrlich gut erreichbar sowie ausreichend Fläche vorhanden, um ein modernes Haus und ausreichenden Parkmöglichkeiten zu bauen. Für Hering wichtig: „Die Bevölkerung im Einzugsgebiet kann diesen Standort genauso schnell erreichen, wie das bisherige Krankenhaus in Hachenburg, da für sie die Fahrt durch die Stadt weg fällt.“ Deswegen ist er zuversichtlich, dass es eine breite Akzeptanz in der Region geben wird.
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In den sozialen Netzwerken wird der neue Vorschlag wiederum heftig diskutiert. „Ich fahre dann künftig wohl besser Richtung Siegburg“ heißt es beispielsweise auf der Facebook-Seite des AK-Kuriers. Auch andere wenden sich eher ab: „Ich wohne in Horhausen. Für mich ganz klar dass ich die andere Richtung (Neuwied) wähle. Selbst Ingelbach käme nicht infrage für mich. Keine Möglichkeit dort hinzukommen ohne Auto. Und wenn mit Auto dann fahre ich lieber in die Uniklinik nach Bonn oder Köln. Denn dahin bin ich schneller als in Hachenburg.“ Wieder andere ärgern sich, „dass in der gesamten Diskussion und den Gutachten die Mitarbeiter nicht explizit erwähnt werden.“ Ein Nutzer findet schlicht: „ Na ganz toll“, ein anderer wittert reine finanzielle Interessen: „Ich denke mal,dass derjenige den Zuschlag erhalten wird,der die günstigsten Konditionen zum Neubau stellen kann, angefangen beim Grundstückspreis...ich glaube nicht, dass es die Entscheidenden juckt, welche Anbindungsmöglichkeiten oder Wegstrecken dabei zurück gelegt werden müssen oder wie weit das nächste Krankenhaus ist.“
Und wie kommt es zu der Neubewertung des Gesundheitsministeriums?
In Auftrag gegeben wurde das externe Gutachten vom Gesundheitsministerium, nachdem sich zunehmend Widerstand in der Bevölkerung breit gemacht hatte gegen das Ergebnis der Studie des Bremer Institut für betriebswirtschaftliche und arbeitsorientierte Beratung (BAB), die den Standort 6 bei Hachenburg präferiert. Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler wollte deswegen die Landesregierung prüfen lassen, ob die dort zugrunde liegenden Annahmen und die Gewichtung der Kriterien nachvollziehbar sind. Denn für die Gesundheitsminsterin ist es nach eigener Aussage besonders wichtig, „dass der Standort vor Ort akzeptiert und angenommen wird. Die Reaktionen auf das Gutachten haben gezeigt, dass der favorisierte Standort in Hachenburg in großen Teilen der Bevölkerung vor Ort keine Akzeptanz findet. Das muss berücksichtigt werden."
Dass ein neues Gutachten nun zu einer neuen Einschätzung hinsichtlich der Standort-Frage kommt, liegt also daran, dass die Gewichtung der für die Entscheidung relevanten Kriterien geändert wurde und bestimmte Parameter stärker berücksichtigt wurden als in der ersten Studie. So haben „marginale Unterschiede in der Gewichtung die Waagschale in die eine oder andere Richtung kippen lassen", lies Sabine Bätzing-Lichtenthäler mitteilen.
So geht es weiter
Für den 9. Dezember hat die Gesundheitsministerin ein Gespräch angesetzt, bei dem der Krankenhausträger (DRK-Trägergesellschaft Südwest), die Landräte der Kreise Altenkirchen und Westerwald, die Bürgermeister von Städten und Verbandsgemeinden sowie die Landtagsabgeordneten der Region über das neue Gutachten und die Standort-Frage diskutieren. Bätzing-Lichtenthäler machte in ihrer Mitteilung einmal mehr deutlich, dass es eine Landesförderung nur für eine Klinik an einem gut erreichbaren und zukunftsfähigen Standort geben wird. (rm/hak)