Werbung

Nachricht vom 20.11.2019    

Steigt AK-Land aus Geopark Westerwald-Lahn-Taunus aus?

Die Wellen schlagen inzwischen hoch. Zwar ist eine Entscheidung, ob der Kreis Altenkirchen als Gründungsmitglied den Nationalen Geopark Westerwald-Lahn-Taunus verlässt, noch nicht gefallen, aber die Stimmen, die das AK-Land vor diesem möglichen Schritt warnen, werden lauter. Letztendlich soll der Kreistag in seiner Sitzung am Montag, 16. Dezember, für klare Verhältnisse sorgen.

Rund 3800 Quadratkilometer groß ist der Geopark Westerwald-Lahn-Taunus. Der Kreis Altenkirchen gehört zu den Gründungsmitgliedern. Der Park ist seit dem 8. November 2012 zertifiziert. (Foto: Geopark)

Kreis Altenkirchen. Abschied aus dem Geopark Westerwald-Lahn-Taunus - Ja oder Nein? Diese Frage soll der Altenkirchener Kreistag in seiner Jahresabschlusssitzung am Montag, 16. Dezember, beantworten. "Bei der Geopark-Mitgliedschaft stellt sich die Kosten-Nutzen-Frage", bringt Altenkirchens Landrat Dr. Peter Enders die Überlegung, den Zusammenschluss zu verlassen, auf einen einfachen Nenner, der touristische Ertrag sei überschaubar. Jennifer Siebert, Sachbearbeiterin in der Regionalentwicklung im Kreishaus und tief in der Materie verwurzelt, sprach von einem "schwierigen Thema". Der Geopark leiste sehr gute Arbeit, aber vor dem Hintergrund des Haushaltskonsolidierungskonzeptes müssten alle freiwilligen Leistungen auf den Prüfstand gestellt werden. Dazu zähle halt die Mitgliedschaft im Geopark, die den Kreis vom kommenden Jahr an 26.180 Euro kostet (bislang 23.000 Euro). Der Kreis muss, um handlungsfähig zu bleiben, im noch zu beschließenden Haushalt rund 1,4 Millionen Euro einsparen. Vor diesem Hintergrund gehöre, so Enders, ein möglicher Austritt aus dem Geopark zu einer ganzen Reihe von Maßnahmen. Der Kreisausschuss hatte sich in seiner jüngsten Sitzung bereits mit einem solchen Schritt beschäftigt, war jedoch zu keinem Ergebnis gekommen, und hatte quer durch alle Fraktionen hinweg weiteren Beratungsbedarf anmeldet.

Im Jahr 2010 gegründet
Der mögliche Abschied eines Gründungsmitgliedes (der Geopark wurde im Jahr 2010 ins Leben gerufen) hat inzwischen die Verantwortlichen wachgerüttelt. Die Geschäftsstelle in Braunfels reagierte mit "großem Bedauern" auf ein mögliches Ausscheiden. In einer Stellungnahme machte Wolfgang Schuster deutlich, dass sich in den vergangenen Jahren die Investitionsmittel für Projekte im Kreis Altenkirchen auf nahezu eine Million Euro summiert hätten. "Große Teile dieser Summe entfielen auf das Besucherbergwerk und Geo-Informationszentrum Grube Bindweide mit 700.000 Euro sowie auf den 80 Kilometer langen Wanderweg Druidensteig mit 70.000 Euro", berichtete Schuster. Insgesamt seien in allen sieben Verbandsgemeinden des Kreises bereits 36 Projekte umgesetzt und eine Schulkooperation realisiert worden. "Weitere zehn Projekte befinden sich entweder in der Planungsphase oder werden bis zur Saison 2020 umgesetzt", ergänzte er. Bei einem Austritt sei nicht auszuschließen, dass eine Rückzahlung von Fördermitteln und sogar der Rückbau der bereits fertiggestellten Projekte eine realistische Konsequenz sein könne.

Landesamt auf gleicher Wellenlänge
Eine ähnliche Sichtweise vertritt das Landesamt für Geologie und Bergbau (LGB). Ein Austritt des Landkreises könne zur Folge haben, dass die 2022 anstehende Rezertifizierung des gesamten Geoparks als Nationaler Geopark gegebenenfalls gefährdet sein könne. "Zudem müssten alle bereits umgesetzten Projekte mit Label ,Nationaler Geopark' zurückgebaut werden, da das Führen des Geopark-Logos die Zugehörigkeit zwingend erfordert. Des Weiteren wäre mit den entsprechenden Stellen zu klären, ob für im Kontext des Geoparks öffentlich geförderte Projekte unter Umständen Rückzahlungsverpflichtungen entstehen. Im ungünstigsten Fall könnten diese eine sechsstellige Summe erreichen", teilte Roger Lang für das LGB mit.



Keine touristischen Aufgaben
Näher ging Lang auf zwei Kritikpunkte aus dem AK-Land ein. Der erste stellt den Verbleib im Geopark „aufgrund der aktuellen Haushaltssituation und des überschaubaren touristischen Nutzens“ in Frage. "Hierzu ist festzuhalten, dass der Geopark grundsätzlich keine touristischen Aufgaben hat. Es handelt sich beim Geopark um ein koordiniertes Netzwerk lokaler und regionaler Akteure unter einem national zertifizierten Dach, welches unter anderem die Grundlagen (Angebote) für eine (geo-)touristische Produktentwicklung liefert. Schwerpunkte der Geoparks sind Aspekte der Förderung regionaler Identität, Umweltbildung und Inwertsetzung von Landschaft im interdisziplinären Sinn. Die touristische Vermarktung des Geoparks obliegt den Regionalagenturen, im konkreten Fall dem Westerwald Touristik-Service. Dies wurde explizit bei Gründung des Geoparks durch die beteiligten Landkreise festgelegt, um eine Konkurrenzsituation auszuschließen", erläuterte er. Eine weitere Aussage, der Landkreis Altenkirchen liege zu sehr an der Peripherie des Geoparks, konterte Lang: "Unser Haus hat in den vergangenen Jahren verstärkt Projekte im Landkreis in enger Zusammenarbeit mit den Verbands- und Ortsgemeinden mitentwickelt und durchgeführt. Der Landkreis ist aus diesem Blickwinkel daher als Schwerpunktgebiet der Geoparkentwicklung auf rheinland-pfälzischer Seite anzusehen. Durch den erst kürzlich erfolgten Beitritt der VG Asbach kommt zudem dem Landkreis Altenkirchen mehr denn je eine Brücken- und Verbindungsfunktion im Geopark zu. Einen Austritt schätzen wir als sehr kontraproduktiv ein."

16 Geoparks in Deutschland
Der Nationale Geopark Westerwald-Lahn-Taunus ist ein Netzwerk aus regionalen Akteuren mit der gemeinsamen Vision, die Region noch lebenswerter zu gestalten. Neben der Entwicklung eines nachhaltigen touristischen Angebots ist das Netzwerk in den Bereichen Bildung für nachhaltige Entwicklung und Regionalentwicklung tätig. Der Geopark, 2010 geründet, ist eine Initiative der Landkreise Altenkirchen, Lahn-Dill, Limburg-Weilburg sowie Westerwald und wird unterstützt durch den Landkreis Marburg-Biedenkopf, die Verbandsgemeinde Asbach sowie die Stadt Diez. Das Herzstück des Geoparks ist seine Geschäftsstelle in Braunfels. Unterstützt wird sie bei ihrer Arbeit von einem Geopark-Ausschuss, dem die Leiter der Geo-Informationszentren sowie die Geopark-Beauftragten der beteiligten Landkreise angehören. Der Ausschuss erarbeitet gemeinsam die Leitlinien des Geoparks und entwickelt Projekte und Maßnahmen, die von der Geschäftsstelle umgesetzt werden. In Geoparks wird die Geschichte der Erde im wahrsten Sinne des Wortes „begreifbar“ und aktiv erlebbar. Die 16 Geoparks Deutschlands machen sichtbar und verständlich, wo welche Gesteine und Rohstoffe im Erdinnern verborgen sind und wie die Geologie die Entstehung der regionalen Landschaft sowie deren Nutzung beeinflusst hat. (hak)



Jetzt Fan der AK-Kurier.de Lokalausgabe Altenkirchen-Flammersfeld auf Facebook werden!


Anmeldung zum WW-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Westerwaldkreis.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Region


Nicole nörgelt ...über Fachkräftemangel, ominöse Prämien und die Arbeitsmoral

GLOSSE! An jeder Straßenecke und in allen Medien schreiben Betriebe Stellen aus und werben um Auszubildende, Fachkräfte und ...

"Krähe und Bär": Ein bezauberndes Figurentheater verbindet Kinder in Selters

Selters. Im Herzen des Bärengeheges eines Zoos, wo die Ruhe herrschte, wurde plötzlich durch ein lautes Platschen die Stille ...

Nächtlicher Küchenbrand in Vielbach: Feuerwehr rettete drei Bewohner

Vielbach. Um genau 3.53 Uhr in der vergangenen Nacht (12. Oktober) erreichte die Polizeidirektion Montabaur die Meldung über ...

Bergwaldprojekt: Freiwillige für den ökologischen Waldschutz in Hachenburg

Hachenburg. Die Projektwoche konzentriert sich auf verschiedene Maßnahmen, die der natürlichen Waldentwicklung dienen. Ein ...

Erfolgreiche Wäller Spendenwanderung 2024: Natur erleben und Gutes tun

Region. In drei Landkreisen wurden insgesamt sechs unterschiedliche Wanderrouten angeboten, die für Wanderer aller Altersgruppen ...

Stefanie Ascheid: Ein Ausdruck von Lebensfreude durch Kunst im Westerwald

Hachenburg. Stefanie Ascheid lebt seit acht Jahren in Almersbach bei Altenkirchen. Die dortige Natur und ihre Reisen nach ...

Weitere Artikel


NABU-Stiftung kauft Gewässer der Westerwälder Seenplatte

Steinebach an der Wied/Berlin. Entstanden im 17. Jahrhundert, dienten die sieben Weiher ursprünglich der Karpfenzucht. Heute ...

HwK-Vollversammlung: Präsidium wiedergewählt, Verwaltungsneubau ab 2020

Koblenz. Bei der konstituierenden Sitzung am 19. November stand unter anderem die Wahl des Kammerpräsidenten und der beiden ...

30 Jahre Weihnachtsdorf Waldbreitbach

Waldbreitbach. Die bekannteste Sehenswürdigkeit der Gemeinde im Naturpark Rhein-Westerwald ist die große Naturwurzelkrippe ...

Fit für die Abschlussprüfung Sommer 2020 – Kurse Januar 2020

Koblenz. Die Crashkurse der IHK-Akademie Koblenz e.V. helfen kaufmännischen Auszubildenden im letzten Ausbildungsjahr, die ...

Rockets international und national gefordert

Diez-Limburg. Raketen international, die nächste Hürde: Zehn Spiele, zehn Siege in der heimischen „Beker van Nederland"-League, ...

Geschädigte nach Straßenverkehrsgefährdung in Montabaur (Horresser Berg) gesucht

Montabaur. Am 19. November gegen 18:50 Uhr befuhr ein weißer Mercedes Sprinter mit Firmenaufdruck die Elgendorfer Straße ...

Werbung