Buchtipp: „Köln am Rhein“ von Rita Wagner
Von Helmi Tischler-Venter
Der vollständige Titel lautet treffend: „Köln am Rhein oder Von Zeit zu Zeit“. Die Herausgeberin Rita Wagner hatte Idee und Konzept zu einer Ausstellung im Kölnischen Stadtmuseum (noch bis 15. Dezember) mit Fotografien, die die Stadt im Wandel zeigen. Das Begleitbuch enthält Fotografien von Hugo und Karl Hugo Schmölz, Michael Albers, Helmut Buchen, Wolfgang F. Meier und Marion Mennicken sowie einen Beitrag von Rolf Sachsse.
Dierdorf/Oppenheim. Mario Kramp stellt in ihrer „Bestandsaufnahme“ die beiden Fotografen Hugo Schmölz und dessen Sohn Karl Hugo Schmölz vor, die das Bild Kölns prägten und zugleich Fotografie-Geschichte schrieben. Der vorliegende Band widmet sich den Fotografien, die Vater und Sohn vor dem Krieg und kurz danach schufen. Ein eindringliches Gegenüber des noch unzerstörten und vom Krieg zerstörten Köln. Aufgenommen aus demselben Blickwinkel in den Jahren 1947, 1992, 1994, 2018 und 2019, die eine Stadt im permanenten Wandel zeigen. Für das Rheinische Bildarchiv machten Michael Albers und Marion Mennicken Aufnahmen in den Jahren 2018 und 2019. Außerdem digitalisierten sie alle analogen Aufnahmen.
Rita Wagner widmet sich der Stadt im ständigen Wandel. Köln ist eine lebendige Stadt, multinational, mit einem hohen Anteil junger Menschen. Im Stadtbild erkennt man noch das römische Straßenmuster, aber geblieben ist aus dieser Zeit nicht viel. Aus dem Mittelalter und der Neuzeit sind die romanischen Kirchen, der Dom und ein Teil des alten Rathauses übriggeblieben. Auf die Franzosen gehen Straßennamen und der Melatenfriedhof zurück. Die Preußen haben sich mit der Hohenzollernbrücke, Hauptbahnhof, Gerichtsgebäuden sowie prägnanten Geschäftshäusern verewigt. Die Bomben des Zweiten Weltkriegs haben vor allem die Innenstadt unwiederbringlich zerstört. Um den Wiederaufbau wurde heftig gestritten, dann versuchte man alte Strukturen zu bewahren, gleichzeitig wurde aber radikal an der autogerechten Stadt gearbeitet. Hochhäuser wurden hochgezogen, auch die Großbauten wie Museum Ludwig und Philharmonie oder das Hotel Maritim anstelle der abgerissenen Hauptmarkthalle veränderten das Bild der Stadt. Und es verändert sich weiter.
In dem Kapitel „Kölner Bilderquartette. Zeitvergleich in einer Stadt“ stellt Rolf Sachsse fest, dass es in der viel fotografierten Stadt zwei Motive waren, die das Stadtbild prägten: die Rheinfront der Altstadt und der Dom. In den 1920er Jahren begannen Werner Mantz und Hugo Schmölz mit Aufnahmen der Moderne, August Kreyenkamp und August Sander mit der Absicht des Bewahrens. Ihre Aufnahmen haben historischen Wert. 1947 beauftragte das Kölner Nachrichtenamt die Fotowerkstatt Schmölz, ein Album mit 26 Bildpaaren herzustellen, jeweils dasselbe Motiv vor und nach dem Zweiten Weltkrieg.
Die neuen Doppelbilder aus den Jahren 1993/94 und 2018/19 dokumentieren eine Stadtplanung unter den Bedingungen einer radikalen Marktwirtschaft. Die Straßen sind optisch vermüllt. Zwischenraum und Zwischenzeit machen die Bilder-Quartette zu Erinnerungen.
Michael Albers berichtet „Vom Suchen und Finden – Standpunkte gestern und heute“. Technische Herausforderungen und die Notwendigkeit einer Annäherung, weil der vorgegebene Standort nicht mehr erreichbar war und digitale Retuschen parallel zu Schmölz Retuschen prägten die fotografische Auseinandersetzung mit dem Stadtraum.
Das 112-seitige Buch mit 140 Schwarz-Weiß-Abbildungen ist bei Nünnerich-Asmus Verlag & Media erschienen, ISBN 978-3-96176-090-9. htv
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