Von Frauen für Frauen: Evangelische Frauenarbeit auf Dekanatsebene
Wenn man über Evangelische Frauenarbeit im Westerwald spricht, können viele Namen fallen. Zwei gehören aber immer dazu: Bettina Luck aus Gemünden und Hildegard Peter aus Westerburg-Gershasen, was zur Kirchengemeinde Willmenrod gehört. Beide engagieren sich seit Jahrzehnten für und mit Frauen in der Kirchengemeinde, auf Dekanatsebene und darüber hinaus. Beide Frauen haben mit ihrer Arbeit eigene Schwerpunkte gesetzt.
Westerburg. Hildegard Peter erinnert sich an den Beginn der Aktion Lucia im Westerwald, einem jährlichen Gedenkgottesdienst für Brustkrebsopfer: „Anfang 2001 wurde die Aktion von der deutschen Politikerin Regine Hildebrandt gegründet, die selbst den Kampf gegen den Brustkrebs kurz danach verlor. Die Aktion verbreitete sich bundesweit. Durch den Verband der Evangelischen Frauen, der damals noch Frauenhilfe hieß, hatte ich von dieser Aktion gehört. Ich war zu einem Runden Tisch des Internationalen Frauentages in Montabaur eingeladen und stellte die Aktion Lucia vor.
Diese Idee wurde beim 2004 stattfindenden Westerwälder Gesundheitsjahr, einer Veranstaltung der Westerwälder Frauenverbände und der Gleichstellungsstelle, mit offenen Armen aufgenommen und in das Programm integriert, in dem fast 60 Veranstaltungen angeboten wurden.“ Seitdem hat die Aktion Lucia jährlich in wechselnden Kirchen im Westerwald ihren Platz. Sie wird gemeinsam mit der kfd - Katholische Frauen Westerwald-Rhein-Lahn und der Gleichstellungsstelle Westerwald vorbereitet und getragen. Jedes Jahr veröffentlicht der Landesverband der Evangelischen Frauen in Hessen und Nassau e.V. meditative Andachten und Anregungen für die Gestaltung der Gottesdienste.
Seit Beginn der 90iger Jahre ist Hildegard Peter in der Frauenarbeit aktiv. Als Delegierte in der Dekanatsfrauenarbeit, als Mitglied der Westerwälder Frauenverbände, einem Zusammenschluss aus Politik, Kirche und sozialen Institutionen, und im Rahmen der Ökumene. Zusammen mit den Katholischen Frauen im Westerwald organisierte sie ökumenische Frauentage in Hahn am See und Montabaur und über den ganzen Westerwald hinweg ökumenische Gottesdienste. In ihrer Heimatgemeinde Willmenrod gründete sie vor knapp 20 Jahren das Meditative Tanzen, das immer noch angeboten wird.
Auch Bettina Luck aus Gemünden engagiert sich seit vielen Jahren aktiv für kirchliche Frauenarbeit, die feministische Theologie und im interreligiösen Dialog. Mit kreativen und innovativen Ideen geht sie dabei immer wieder neue Wege, befand der Verband der Evangelischen Frauen Hessen und Nassau, der ihr dafür vor zwei Jahren den Katharina-Zell-Preis verlieh. Neben ihrer Tätigkeit im Verband war sie viele Jahre im Dekanatsfrauenteam aktiv, studierte im Fernstudium feministische Theologie, arbeitet bei der Organisation der Weltgebetstage mit und ist Prädikantin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Auf Gemeindeebene führte sie in Gemünden den Frauengottesdienst am Zweiten Advent ein, gründete 2008 die Frauengruppe „Weiberradio“ und das ökumenische Frauenfrühstück in Gemünden. Die Ökumene ist für Bettina Luck stets eine Herzensangelegenheit. Auch mit der Frauenorganisation der Ahmadiyya Muslim Gemeinde in Langenbach, Westerburg und Bad Marienberg organisiert sie gemeinsame Veranstaltungen.
Bei ihrer Motivation sind sich beide Frauen einig: Frauen stärken, sich für andere Frauen einsetzen, treibt beide bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit an. Aber „es gehört ganz viel Durchhaltevermögen dazu“, sagt Bettina Luck. Junge Frauen haben heute weniger Kapazitäten zur Mitarbeit durch ihre Arbeit und Erziehungszeiten; Ältere werden mit Renteneintritt durch die Berufstätigkeit der Kinder zur Enkelbetreuung herangezogen. „Wie mobilisieren wir Frauen, die wieder mehr Zeit haben, sich zu engagieren?“ Wichtig finden Bettina Luck und Hildegard Peter auch eine Stimme in politischen Gremien für die Frauenarbeit, wie in der Dekanatssynode oder auf Propsteiebene. Nicht nur ein Mitbestimmungsrecht sondern auch ein Budget, um frauenspezifische Projekte anstoßen zu können, sei von Nöten.
Als nächstes Projekt haben die beiden Frauen den meditativen Gedenkgottesdienst der Aktion Lucia vor Augen. Er findet in diesem Jahr am 19. Oktober um 18 Uhr in der Evangelischen Kirche in Willmenrod statt.
Danach steht der traditionell von Frauen gestaltete Gottesdienst im Advent an. In Willmenrod findet er am 8. Dezember, 10 Uhr, und in Gemünden am 15. Dezember, 10 Uhr, statt. Das Thema wird jeweils sein: „Hoffnung sehen“. (shg)
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