Lesen, schauen und lauschen im „Wohnzimmer der Stadt“
Eine Bibliothek ist ein Raum, in dem sich lückenlos Buchrücken in Regalen reihen, die bis zur Decke reichen. Das einzige Geräusch ist das Rascheln von Papier. Die Besucher gehen auf Zehenspitzen und unterhalten sich allenfalls im Flüsterton. Es ist ein bisschen staubig und ein bisschen langweilig. Wer eine solche Vorstellung im Kopf hat, ist nicht auf der Höhe der Zeit – und kennt auch die Stadtbibliothek Montabaur nicht. Sie ist Lese-Oase, Treffpunkt und Schauplatz vieler Veranstaltungen.
Montabaur. Das „Kerngeschäft“ boomt: Von Januar bis September dieses Jahres wurden 108.496 Bücher und Medien ausgeliehen; das sind 9.573 mehr als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres. 77.340 Exemplare wurden physisch mitgenommen – getreu der Tradition: Denn was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen. Im digitalen Zeitalter gilt dieser Satz allerdings nur noch bedingt. Über die Onleihe kann man sich zu jeder Tages- und Nachtzeit mit „Futter“ versorgen. Das tun die Leserinnen und Leser der Stadtbibliothek im Westerwald so rege, dass diese relativ kleine Einrichtung es im rheinland-pfälzischen Verbund in die Top Ten der landesweiten Nutzerliste geschafft hat. Per Download wurden 2019 bislang 31.156 eBooks, eAudios, eMagazine, epaper und eVideos entliehen. Elektronisch lässt es sich auch selbstbestimmt lernen: als eLearning werden hunderte Kurse angeboten – vom Spracherwerb über (Weiter)Bildung in allen möglichen Bereichen bis hin zur Persönlichkeitsentwicklung.
Die Stadtbibliothek freut sich über eine steigende Zahl von Interessenten. Aktuell gibt es 2.303 aktive Leser, das ist schon jetzt ein Plus von 191 Personen gegenüber dem Vorjahr. Mit dem Wachstum der Stadt werden neue Leserschichten erschlossen, allen voran Familien mit Kindern. Die Bibliothek im dritten Stock des Rathaus-Anbaus ist ein weicher, aber wichtiger Standortfaktor, der zur Attraktivität von Montabaur beiträgt.
Sie hält die Bürger auch auf dem Laufenden: Viele lesen hier ihre Zeitung oder das neueste Heft ihrer Lieblingszeitschrift. Aber die Besucher kommen längst nicht nur zur Lektüre. „Wir wollen nicht steril, sondern gemütlich sein“, sagt Klaudia Zude, die die Stadtbibliothek leitet. Für die einladende Atmosphäre sorgen die Anordnung der Bücher und Medien nach Interessen und Lebensfeldern, Ruheinseln mit Sofas und Sesseln sowie Arbeitstische, an denen man die ausgewählten Bücher aufschlagen oder auch per WLAN ins Internet gehen kann. In einer Ecke mit Blick aufs Schloss stehen kostenlos Wasser und Kaffee bereit.
Freundinnen treffen sich hier nach dem Stadtbummel, um zu plaudern. Die Studentin kommt, um ungestört zu arbeiten, weil vor ihrer Wohnung eine Baustelle mit Baggerarbeiten nervt. Ausländische Neubürger lernen die Bibliothek im Rahmen ihrer Deutschkurse kennen. Ein digitaler Stammtisch für Ältere tagt regelmäßig. „Wir sind ein beliebter Treffpunkt – der dritte Ort nach dem Zuhause und der Arbeitsstelle“, fasst Mitarbeiterin Carina Senko zusammen. Wie gut das Konzept aufgeht, zeigt das Kompliment einer Besucherin: „Die Bibliothek ist das Wohnzimmer der Stadt.“
Dieses Wohnzimmer ist zugleich Kulisse für ein vielfältiges Programm. Zweimal jährlich öffnet sich der Vorhang zum Kindertheater. Im November werden Die Olchis und der Schmuddelhund als Marionetten die Kleinen erfreuen. Maximal 100 Gäste passen in den Raum, und schon Wochen vor dem Termin ist die Veranstaltung ausverkauft.
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Auch die Vorträge sind gut besucht. Für das Thema Kopfkino mit Tipps, wie sich das Gedankenkarussell bremsen und Stress reduzieren lässt, meldeten sich so viele Interessenten, dass ein zweiter Termin angesetzt wurde. „Bei den Vorträgen achten wir auch auf Themen, die im Trend sind“, sagt Klaudia Zude. „Künftig möchten wir mehr aus dem Bereich Gesundheit und Wohlbefinden anbieten.“ Darüber hinaus gibt es immer wieder Lesungen mit Bestsellerautor/innen, bei denen beim Eintrittspreis ein Getränk inklusive ist. Krimifans durften jüngst beim Provenzalischen Rosenkrieg von Sophie Bonnet mitfiebern.
Ein Dauerbrenner mit Stammpublikum sind die Literatur-Welten in Zusammenarbeit mit der Katholischen Erwachsenenbildung Bildungswerk Westerwald-Rhein-Lahn. Im Fokus stehen kluge Literat/innen, zuletzt war es der spitzzüngige Dichter und Dandy Oscar Wilde. Der Reiz dieser Abende liegt in der Kombination aus Biografie – vorgestellt von Eva Knöllinger-Acker – und Einblicken ins Werk, präsentiert von Schauspielerin Elektra Jessica Tiziani.
Das Bibliotheksteam ist offen für Wünsche und Anregungen. So sind Führungen für Kinder auf das jeweilige Alter abgestimmt und stehen im Zeichen der Leseförderung, künftig verstärkt mit digitalen Medien. Grundschulkids können Wörter, Sätze oder schon kleine Geschichten entziffern, Kitagruppen im Vorschulalter bekommen per Bilderbuchkino Lust aufs Lesen gemacht. Und nicht selten sind es die Jüngsten, die zu Hause Werbung für die Stadtbibliothek machen: „Mama, Papa, gehen wir da mal alle zusammen hin?“
Die Stadtbibliothek Montabaur am Konrad-Adenauer-Platz 9 ist geöffnet: dienstags von 15 bis 18:30 Uhr, mittwochs von 10 bis 14 Uhr, donnerstags 10 bis 18:30 Uhr, freitags von 10 bis 16 Uhr, samstags 10 bis 13 Uhr. Infos im Internet unter www.montabaur.de und unter Telefon 02602 126 181.
Per App zu Büchern und Medien
Digital und Bibliothek: Das passt gut zusammen. Seit Juli können die Leserinnen und Leser im neuen WebOPAC den Bestand der Stadtbibliothek Montabaur von überall einsehen, in Echtzeit ihre Medien verlängern und auch die Onleihe nutzen. Zu diesem WebOPAC mobile kommt nun die passende App B24 für Handys und mobile Geräte mit mehr Komfort und mehr Funktionen.
Den kostenlosen Download gibt es für Android- und IOS-Geräte. Das mobile Portal hat Aktuelles parat wie Öffnungszeiten, Neuerwerbungen und Veranstaltungshinweise. Medien können (auch über den ISDN Code) gesucht, verlängert, vorbestellt und auf einer Merkliste notiert werden. Das Leserkonto ist bequem zu verwalten. Hier lassen sich zum Beispiel der Gebührenstand einsehen, Erinnerungen einrichten oder eine Familienverknüpfung erstellen.
So einfach geht´s mit der App: Bibliothek suchen – per GPS, QR-Code oder Direkteingabe -, mit Lesernummer und Passwort anmelden. Mit dem ersten Login merkt die App sich die Zugangsdaten. Man kann aber auch ohne Anmeldung einsteigen. (PM)
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