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Nachricht vom 11.09.2019    

Forum ländlicher Raum zur Krankenhaus-Zukunft: Ein-Haus-Lösung als Chance

Noch einmal in aller Deutlichkeit: Die Tage des DRK-Verbundkrankenhauses Altenkirchen-Hachenburg an zwei Standorten sind gezählt. Eine Zusammenführung zu einer Einheit ist so gut wie beschlossene Sache. Das machte Bernd Decker als Geschäftsführer der DRK-Trägergesellschaft Süd-West, die beide Kliniken betreibt, beim „20. Forum Ländlicher Raum“ deutlich.

Diskutierten in Altenkirchen (von links): Dr. Peter Enders, Dr. Peter Heinz, Peter Seel, Erwin Rüddel, Heinz Decker und Jutta Bartmann. (Foto: hak)

Altenkirchen. Die DRK-Trägergesellschaft macht Dampf: Die Betreiberin des zweiteiligen DRK-Verbundkrankenhauses Altenkirchen-Hachenburg wird beide an einem noch zu definierenden Standort, der diverse Vorgaben erfüllen muss, zu einem deutlich größeren Hospital zusammenfassen. Daran ließ Heinz Decker, Geschäftsführer aus Mainz, beim von CDU-MdB Erwin Rüddel initiierten und von Journalist Peter Seel moderierten „20. Forum Ländlicher Raum“ im Altenkirchener Sport- und Seminarhotel Glockenspitze keinen Zweifel. Der Zeitplan ist ambitioniert: Schon Ende des Jahres könnte mit der Planung des Projektes begonnen werden. Grundlage wird das Gutachten des Institutes für betriebswirtschaftliche und berufsorientierte Beratung (BAB) aus Bremen sein, das sich derzeit mit der Analyse der Situation und möglichen Lösungsvorschlägen beschäftigt. Das Ergebnis soll am 25. September vorgestellt werden.

Schon vor fünf Jahren: Ein-Haus-Lösung
Bereits vor nunmehr fünf Jahren war das Unternehmen nach einer ersten Bestandsaufnahme zu dem Schluss gekommen, dass eine Ein-Haus-Lösung wirtschaftlicher sei. Dieser Schritt war aber nach zahlreichen Diskussionen und größeren Widerständen verworfen worden. „Die damals schon verwendeten Informationen sind aktualisiert worden“, machte Decker deutlich, dass BAB bei dem Auftrag nicht ganz von vorne beginnen musste. Im Raum stehen Investitionen in Höhe von rund 120 Millionen Euro. „Bei dieser Summe darf es keinen Schnellschuss geben“, forderte Rüddel eine wirklich durchdachte Vorgehensweise ein. Die DRK-Trägergesellschaft wird natürlich nicht im Alleingang entscheiden, was zu tun und zu lassen ist. So obliegt dem Land die Planungshoheit über die Krankenhausstandorte, wird sich natürlich in den Gremien beider Häuser und in der kommunalen Politik intensiv mit dem Projekt befasst werden müssen.

Kosten laufen seit Jahren davon
Fakt ist: Die Personal-, Sach- als auch die Investitionskosten laufen den zwei Häusern davon. Beide stehen mit jeweils rund einer Million Euro pro Jahr seit geraumer Zeit in der Kreide, obwohl über die einzelnen medizinischen Abteilungen sowohl in Altenkirchen als auch in Hachenburg durchaus Positives zu hören ist. „Wir haben eine gute Qualität“, resümierte Decker. Auf der anderen Seite zeige sich, dass „wir keine zwei Standorte mit Angestellten voll besetzen können“. Als Beispiel nannte er den OP-Betrieb in Altenkirchen, wo wegen fehlender Anästhesiefachärzte nur zwei von vier Sälen betrieben werden könnten. Extrem deutlich wurde Heike Kunz, Vorsitzende des Betriebsrates in Hachenburg: „Wie es jetzt ist, bedeutet das, dass beide Krankenhäuser kaputt gehen. Wir sehen eine Ein-Haus-Lösung als Chance.“ Das untermauerte Decker: „Die Realität ist, dass es den Krankenhäusern nicht gut geht. Sie sind Wirtschaftsbetriebe und vor Insolvenzen nicht gefeit.“ Er stufte die Personalkosten mit 60 bis 70 Prozent vom gesamten Budget ein.

Zwei Jahre Leerlauf beim Landeskrankenhausplan
Versäumnisse auf überregionaler Ebene machte Altenkirchens Landrat Dr. Peter Enders aus. Der Landeskrankenhausplan sei 2016 ausgelaufen, 2018 neu aufgelegt und in diesem Jahr (gültig bis 2025) in Kraft getreten. „All die Dinge, die jetzt anstehen, hätte man in ihm definieren können“, erläuterte Enders und weitete die Suche nach einer Lösung aus: „Man darf nicht nur Altenkirchen und Hachenburg betrachten, sondern muss beispielsweise auch Dierdorf und Selters miteinbeziehen.“ Rückblickend führte er noch einmal seinen Vorschlag von 2014, die Optimierung der Fachabteilungen an beiden Standorten, an, um das nun wieder aufgetretene Problem zu lösen: „Das hat der Träger aber verworfen.“ Die neuerliche Diskussion zeige, wie komplex die Thematik sei. Enders ist zuversichtlich, dass „wir ein gutes Krankenhaus hinbekommen, das auch ausfinanziert sein wird. Aber braucht jedes Krankenhaus auch wirklich jede Abteilung?“. Erwin Rüddel sprach sich für gute Strukturen aus, das Konzept müsse stimmen. „In den Neubau muss gleichfalls der Aspekt der ambulanten Versorgung einfließen“, machte er als Vorsitzender des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestages klar. Weniger die Finanzierung mache ihm Sorge, vielmehr treibe ihn die Frage um, was dann in fünf Jahren sei. Zugleich mahnte er Zukunftsperspektiven für die DRK-Häuser in Kirchen und Asbach an, die aktuell in den Fusionsüberlegungen (noch) keine Rolle spielen.



„Integrierte Gesundheitszentren“ wenig willkommen
Auf wenig Gegenliebe stießen die Überlegungen von Dr. Peter Heinz, der „integrierte Gesundheitszentren“ im weiten Umfeld eines großen Krankenhauses propagierte. „Das sind Mittelpunkte mit Haus- und gegebenenfalls Fachärzten und angegliederter stationärer Einrichtung für eine Verweildauer von bis zu drei Tagen. Es geht aber nicht um Pflege“, legte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung von Rheinland-Pfalz ein Konzept vor. „Die Medizin ambulisiert sich immer mehr. Wir brauchen jetzt neue Strukturen.“ Wie viel Geld solle dann noch in den alten versenkt werden? Die Vorstellung von „integrierten Gesundheitszentren“ rief Kritiker unter den knapp 100 Zuhörern auf den Plan: So würden den Krankenhäusern wichtige Einnahmequellen infolge fehlender Patienten entgehen. Auch Jutta Bartmann als Geschäftsstellenleiterin der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland griff den Ist-Zustand auf und bezeichnete die „jetzige Lösung als keine für die Zukunft“. Eine Qualitätsbehandlung sei ganz wichtig. „Wir verstehen das System nicht mehr.“ Warum werde ambulant und stationär getrennt geplant? Sie nannte drei Ansatzpunkte: „Was brauchen wir an Grundversorgung? Die Strukturen müssen klar sein. Die Komplexität muss etwas vereinfacht werden.“

So werden in wenigen Jahren Geschichtskapitel in Altenkirchen und Hachenburg abgeschlossen, wenn der neue Standort außerhalb der Grenzen beider Kommunen liegt: In der Kreisstadt reicht die Krankenhaus-Historie bis ins Jahr 1902 und an unterschiedlichen Stellen zurück. In Hachenburg war im Jahr 1945 aus einem Notkrankenhaus das eigentliche Hospital entstanden. (hak)



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