Buchtipp: Die 40 bekanntesten archäologischen und historischen Stätten der Basilikata (Italien)
Seit Matera Kulturhauptstadt Europas 2019 ist, ist die urige süditalienische Region Basilikata in das touristische Bewusstsein gerückt. Ingrid Hölbl hat auf 176 Seiten die Reisewege zu Archäologie, Geschichte und Kunst der Region, die zwischen Apulien, Kampanien und Kalabrien liegt, akribisch und liebevoll recherchiert und bringt die lange Geschichte sowie die topographischen Unterschiede, unterstützt durch 109 Abbildungen, dem Leser nahe.
Oppenheim. „Die äußerst bewegte Geschichte der Basilikata reicht bis in das Paläolithikum zurück. Die zahlreichen Höhlen boten Schutz und Wohnraum, vor allem im Neolithikum.“ Einheimische Völker (wie Oinotri, Daunii, Peuketiantes) trieben Handel mit den Griechen. In das Gebiet drangen im fünften Jahrhundert samnitische Stämme vor, darunter die Lucani. Im Zuge der Samnitenkriege eroberten die Römer Lukanien, gründeten Städte und bauten Straßen. Im Mittelalter residierten Byzantiner, Langobarden, Araber, Normannen, Staufer, Anjou und Aragon, gefolgt von Habsburgern, Bourbonen und Napoleon in der Neuzeit. Alle Eroberer und Zuwanderer hinterließen ihre Spuren.
Nach den Briganten erlebte die Bevölkerung die beiden Weltkriege und litt danach unter Arbeitslosigkeit und Abwanderung der Jüngeren. Nun kann der Tourismus Belebung bringen. Mit Hölbls Buch können Besucher die 40 interessantesten Stätten aufsuchen, von Matera, berühmt als die Stadt der Sassi im Nordosten über das Kastell Miglionico, wo die Verschwörung der Barone stattfand zum archäologisch bedeutsamen Melfi am Monte Vulture und weiter zu Kaiser Friedrichs II. letztem Kastell Lagopesole und nach Oppido Lucano mit seinen römischen Villen und mittelalterlichen Fresken.
Der malerische Borgo mit attraktivem Museum in Muro Lucano ist ebenso einen Besuch wert wie die Ruinen von Metapont oder die römische Therme von Cugno die Vagni. Die ionische Küste ist mit etlichen Verteidigungsanlagen bestückt. Dazu gehört Rocca Imperiale, ein weiteres Kastell Kaiser Friedrichs II. Eine beliebte Pilgerstätte ist die Kathedrale Santissima Maria di Anglona, zehn Kilometer entfernt von der Bischofsstadt Tursi. Eine ganz andere Geschichte verbirgt sich hinter dem Kastell in Valsinni: Es war im 16. Jahrhundert Sitz der jungen Dichterin Isabella Morra, die wegen romantischen Gedichten ermordet wurde.
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Die Grotten von Calda wurden bereits vor 8.000 Jahren von Menschen genutzt. Auf einem Hügel im Bergland liegt Moliterno, eine reizende Stadt mit dominantem Kastell inklusive langobardisch-normannischem Turm. Dagegen wurde das Stadtbild von Rivello von Langobarden und Byzantinern geprägt, heute noch existieren zwei getrennte Viertel mit unterschiedlichen Einwohnergruppen. An der tyrrhenischen Steilküste, circa 300 Meter über dem Meeresspiegel, liegt Maratea mit einer imposanten Christusstatue. Viggiano ist dagegen berühmt für seine Madonna Nera, die neun Monate im Jahr in der Barockkirche Santa Maria del Deposito aufbewahrt wird und die übrige Zeit in der Wallfahrtskirche sul Sacro Monte. Brienza ist eine gut befestigte mittelalterliche Stadt, die ein Kastell mit hinaufführender Mauer, schönen Palästen und Kirchen besitzt.
Von Bevölkerungsschwund und verlassenem Ackerland zeugt Craco, ein verlassener Ort, der heute als spukige Filmkulisse dient. In Tricarico, einer vorrömischen Gründung, findet man Zeugnisse langobardischer und byzantinischer Besatzer. Im arabischen Viertel Rabata finden sich noch von Sarazenen angelegte terrassierte Gärten und Türme. Die via Herculia führt nach Potenza, das bis 1806 Hauptstadt der Region Basilikata war. Erst 1927 wurde die Basilikata geteilt und eine eigene Provinz Matera geschaffen.
Das sind nur einige Beispiele für die kulturhistorisch vielfältige Region, für deren Besuch man sich daher Zeit nehmen sollte. Die Autorin gibt genaue Anfahrtsbeschreibungen und hilfreiche Tipps zu Öffnungszeiten und Touristikämtern.
Dem Buch im handlichen Flexcover sind eine chronologische Übersicht über die Geschichte der Basilikata und ein Glossar angefügt. Erschienen ist es im Verlag Nünnerich-Asmus, ISBN 978-3-961760-58-9. htv
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