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Nachricht vom 26.04.2019    

Altenpflege im Westerwald bald Opfer von Finanzinvestoren?

Der Pflegemarkt wächst und wächst…auch im Westerwald! Neue Seniorenzentren sind in Planung und auch in der ambulanten Versorgung nimmt der Bedarf zu. Vor diesem Hintergrund steht auch unsere Region für Finanzinvestoren auf der Suche nach maximaler Pflegerendite immer mehr im Fokus. Erste „Erfolge“ sind festzustellen. Eine Veranstaltung in Montabaur beschäftigte sich mit diesem und anderen Problemen rund um die Altenpflege.

Forum Soziale Gerechtigkeit im Azurit-Seniorenzentrum zum Thema Seniorenpolitik. Foto: privat

Montabaur. „Altenpflege und Seniorenpolitik: wie geht es weiter im Westerwaldkreis?“ war das Thema des Abends, zu dem das Forum Soziale Gerechtigkeit ins Azurit-Seniorenzentrum eingeladen hatte. Heimleiter Sascha Königshoven berichtete bei der Begrüßung über die Schwierigkeiten, ein so großes Haus mit 225 Pflegeplätzen auch wirtschaftlich erfolgreich zu betreiben. „Vor neun Jahren haben wir das Haus übernommen und die brisante Zeit der Umbrüche gibt uns wenig Spielraum für eine stabile Zukunft“, so der erfahrene Altenpflegemanager.

In ihrer Einleitung ins Thema würdigte Landtagsabgeordnete Dr. Tanja Machalet insbesondere die vielen pflegenden Angehörigen im Westerwaldkreis. „Ohne diese sich oft aufopfernden Menschen wäre die Altenpflege schon lange am Ende“, so die Abgeordnete.

Forumssprecher und Kommunalpolitiker Uli Schmidt (Horbach) beschrieb dann in einem ausführlichen Vortrag die Bedingungen der Seniorenpolitik und der Altenpflege im Westerwald. „Von dem langen Weg über 40 Jahre vom Jugendzentrumsbesetzer zum Seniorenbespaßer könnte ich ein Buch schreiben“, so Schmidt. Ausgehend von den Seniorenpolitischen Leitlinien des Kreises nannte er viele Bespiele, wie die Lebensqualität für ältere Menschen von der Mobilität bis zur Arztversorgung in der Gemeinde zu erhalten ist. Dabei nahm die Frage, welche Wohnform die Senioren im Westerwald in Zukunft bevorzugen, breiten Raum ein. “Wohnen hat mit Wohlfühlen und Vertrautheit zu tun, das ist am besten in den eignen vier Wänden oder in einer Senioren-WG zu realisieren“ so der Referent.

Ausführlich beschrieb Schmidt die positiven Wirkungen präventiver Angebote aus seinem Umfeld, wie der Förderverein des Ignatius-Lötschert Hauses in Horbach und des dortigen Seniorenprojektes „555 Schritte“. Es sei gar nicht so schwer, durch solche Initiativen in einer älter werdenden Gesellschaft die Seniorenpolitik ehrenamtlich zu unterstützen: „Es muss nur einige Engagierte geben die anpacken und die Dinge voranbringen!“



Da an der gut besuchten Veranstaltung neben Angehörigen und Betroffenen auch Politiker, Trägervertreter und Fachleute teilnahmen, entstand eine lebhafte Diskussion. Weil die Politik in Sachen Altenpflege nur auf Druck reagiere, müssten wir die Dinge selbst in die Hand nehmen, meinte der Heimleiter einer anderen Einrichtung. Eine Seniorin berichtete über den langen Weg von Flüchtlingen vom Praktikanten bis zur Pflegefachkraft. Großes Unverständnis herrschte bei allen darüber, dass der Verbandsgemeinderat Montabaur in seiner letzten Sitzung die Schaffung eines Senioren- und Behindertenbeirates abgelehnt hatte. „Das ist noch nicht vorbei“, meinte dazu eine Verbandsvertreterin erbost.

Gelobt wurde die weitgehend gute Arbeit von Wohlfahrtsverbänden und Kommunen sowie einigen privatwirtschaftlichen Trägern als Betreiber von Seniorenzentren im Westerwald. „Die überwiegend leistungsfähigen kleinen und mittelständischen Pflegeunternehmen vom DRK bis zur AWO und Azurit sind das Rückgrat der Branche in unserer Region und müssen gestärkt werden“, forderte MdL Tanja Machalet abschließend. Die anstehende Pflegestrukturplanung des Kreises solle auch dazu genutzt werden, diese Verdienste hervorzuheben und Barrieren gegen zu hohe Gewinnerwartungen von Finanzinvestoren zu errichten.

Bei wenig optimistischen Aussichten für die Pflege sah Uli Schmidt in seinem Schlusswort in Zukunft alte Menschen, die sich vor Seniorenzentren im Westerwald zusammenrotten um mit Rollator und Rollstuhl für eine bessere Pflege zu demonstrieren. „Auch das wären dann Fridays for Future und viele Senioren hätten dabei sicher ihre Enkelinnen und Enkel an der Seite“, so Schmidt. Er lud für den 3. Juli ins AWO-Seniorenzentrum in Höhr-Grenzhausen zu einem weiteren Fachgespräch zum Thema Altenpflege im Westerwald ein. (PM)


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