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Nachricht vom 30.03.2019    

Vox-Humana-Ensemble führt Bachs großes Geheimnis auf

Bachs Markus-Passion ist ein geheimnisvolles Stück Musik: Weil die Noten seit fast 300 Jahren verschollen sind, weiß niemand, wie es klingt. Trotzdem führt der Kantor des Evangelischen Dekanats Westerwald, Christoph Rethmeier, das Werk am 14. April mit seinem Ensemble Vox Humana auf. Denn es existiert eine Textfassung, und im Laufe der Jahrhunderte haben sich Tonkünstler immer wieder an die Rekonstruktion der mysteriösen Markus-Passion gewagt.

Foto: Vox-Humana-Ensemble

Höhn. . Diejenige Version, die an Palmsonntag in der Katholischen Kirche Höhn erklingt, ist freilich ein „echter Bach“. Denn andere Rekonstruktionen beinhalten oft Elemente, die gar nicht vom großen Thomaskantor stammen, sondern im Nachhinein hinzukomponiert wurden. „Wir interpretieren die Fassung von Alexander Grychtolik“, erklärt Christoph Rethmeier. „Das Besondere an ihr ist, dass fast alle Passagen von Bach selbst stammen – nur eben aus seinen anderen Werken, etwa der Johannes- und Matthäus-Passion, der Trauerode oder dem Weihnachtsoratorium.“

Allerdings harmonisieren auch diese „geliehenen“ Elemente hervorragend mit dem Text der Markus-Passion – und sind für die Interpreten eine Herausforderung: „Vom musikalischen und technischen Anspruch her bewegen wir uns mit der Markus-Passion im High-End-Bereich“, sagt Christoph Rethmeier. „Nicht nur, was die Melodieführung und die Rhythmik betrifft. Die Passion ist fast wie ein Film erzählt, in dessen Verlauf der Chor in ganz verschiedene Rollen schlüpft: Mal ist er das spottende Volk, mal die trauernden Jünger, dann die Hohenpriester. Und jede dieser Rollen muss das Ensemble fesselnd rüberbringen. Es ist also nicht nur die Komplexität, die das Werk so herausfordernd macht, sondern auch dessen Atmosphäre.“

Um die Passion nicht nur technisch sauber, sondern auch mitreißend präsentieren zu können, haben die 39 Mitglieder von Vox Humana mehr als vier Monate Woche für Woche geprobt. Doch die Mühe hat sich gelohnt, ist sich Rethmeier sicher: „Inzwischen sitzt es. Der Chor hat in den vergangenen Wochen noch mal einen großen Sprung gemacht“, sagt der Dekanatskantor zufrieden.
Kurz vor dem Auftritt an Palmsonntag wird’s noch einmal spannend. Denn Vox Humana führt die Markus-Passion nicht alleine auf, sondern wird von international renommierten Gesangssolisten und den Profis der Capella Confluentes Koblenz begleitet, einem Orchester mit Fachleuten der sogenannten Historischen Aufführungspraxis. „Dessen Musiker verwenden historische Instrumente“, sagt der Dekanatskantor. „Der Chor muss sich in der kurzen gemeinsamen Probezeit also auf den ungewöhnlichen Klang der alten Instrumente einstellen, die im Vergleich zu modernen deutlich leiser und fragiler klingen“, berichtet der Dekanatskantor. Das bedeutet auch, dass die Sängerinnen und Sänger die Besonderheiten der barocken Aufführungsweise gesanglich umsetzen müssen. „Ansonsten musizieren Chor und Orchester quasi in verschiedenen musikalischen Epochen und die Vokalisten würde dem Werk und der besonderen Orchesterbegleitung nicht gerecht. Ob’s passt, sehen wir dann in der gemeinsamen Probe“, sagt Rethmeier und lächelt optimistisch. Schließlich weiß er, dass er sich auf seinen Chor verlassen kann: „Viele Mitglieder singen schon seit 20 Jahren unter meiner Leitung im Ensemble. Inzwischen haben sie sich das Wissen und die technischen Fähigkeiten angeeignet und zudem ein gutes Gespür dafür entwickelt, damit Bach nach Bach und Mendelssohn nach Mendelssohn klingt.“



Das Niveau von Vox Humana ist eben hoch – aber nicht zu hoch für immer willkommene neue Mitglieder, glaubt der Dekanatskantor: „Es kommt darauf an, dass die Freude am Singen da ist und regelmäßig geprobt wird. Die Probenarbeit ist intensiv, aber belohnend. Denn sonst würden wir uns nicht an Werke wie die Markus-Passion heranwagen. Und wenn ein anspruchsvolles Stück dann sitzt, verlassen die Sängerinnen und Sänger die Proben mit einem zufriedenen Lächeln!“

Besonders, wenn es eine so geheimnisvolle und schwierige Komposition wie die Markus-Passion ist. Und obwohl sie wahrscheinlich nie mehr so klingt wie zu Bachs Zeiten: Ihre Botschaft und die Schönheit der Bach’schen Klänge sind zeitlos. (bon)

Die Aufführung der Markus-Passion (BWV 247) beginnt an Palmsonntag, 14. April, um 19 Uhr in der Katholischen Kirche in Höhn. Karten gibt es im Vorverkauf für 19 Euro (ermäßigt 10 Euro, bis 14 Jahre freier Eintritt) in der Alexandria-Apotheke Höhn, dem Fotostudio Röder-Moldenhauer in Bad Marienberg und der Westerburger Buchhandlung Logo. An der Abendkasse beträgt der Eintritt 22 beziehungsweise 13 Euro. Weitere Infos: Telefon 02663/968238 oder www.vox-humana-ensemble.com.


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