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Nachricht vom 04.08.2018    

Landesbehindertenbeauftragter war im Westerwaldkreis unterwegs

Sommerreise des rheinland-pfälzischen Landesbehindertenbeauftragten Matthias Rösch im Westerwaldkreis: Mit dabei war Uli Schmidt als Sprecher des Forums Soziale Gerechtigkeit. An insgesamt sechs Stationen erfuhren die beiden viel darüber, was in Sachen Inklusion in der Region auf dem Weg ist – und was noch zu tun ist. Vielerorts steht Umdenken auf der Agenda.

Erste Station der Rundreise im Westerwaldkreis war das Unternehmen Inovatec in Ebernhahn, wo mit der inklusiven Beschäftigung von Menschen mit einem Handicap gute Erfahrungen gemacht werden: (von rechts) Stefan Lorch (Geschäftsführer Inovatec), Matthias Rösch (im Rollstuhl, Landesbehindertenbeauftragter), Arne Kretzer (Stiftung Bethesda), Thomas Volk (Integrationsfachkraft), Jörg Röder (Stiftung Scheuern) und Uli Schmidt (Forum Soziale Gerechtigkeit). (Foto: Forum Soziale Gerechtigkeit)

Montabaur/Westerwaldkreis. „Leben, Arbeiten, Wohnen – Inklusion im Westerwald“. Dies war das Motto einer Sommerreise des rheinland-pfälzischen Landesbehindertenbeauftragten Matthias Rösch gemeinsam mit Uli Schmidt als Sprecher des Forums Soziale Gerechtigkeit. An insgesamt sechs Stationen erfuhren die beiden viel darüber, was in Sachen Inklusion in der Region auf dem Weg ist – und was noch zu tun ist.

Erster Gastgeber des Tages war mit der Inovatec GmbH & Co KG in Ebernhahn, ein aufstrebendes Unternehmen, das für die Beschäftigung von Menschen mit einer Behinderung offen ist. „Wir haben mit der Integration von Leuten mit einem Handicap sehr gute Erfahrungen gemacht und können uns gut vorstellen, noch einigen mehr eine Chance zu geben“, meinte Geschäftsführer Stefan Lorch. Davon, dass dies gelingen kann, ist auch Thomas Volk überzeugt, der die Firma als Integrationsfachkraft in diesem Bemühen unterstützt. Optimal ist, dass das Unternehmen mit der Stiftung Bethesda, der AWO-OptiServ und dem Case-Projekt gute Kooperationspartner ins Boot geholt hat, die teilweise auch bei dem Besuch anwesend waren.

Was macht die EUTB?
Rundum das Thema Behinderung wurde in der Vergangenheit oft die mangelnde Beratung kritisiert. Der Gesetzgeber hat die Situation bundesweit mit der Einführung der „Ergänzenden Unabhängigen Teilhabeberatung“ (EUTB) verbessert. Um diese bekannter zu machen, war die vor einigen Monaten eröffnete EUTB-Beratungsstelle in der Kreisstadt Montabaur nächste Station. Berater Rüdiger Merz, der selbst sehbehindert ist, stellte mit seinen Kollegen und Kolleginnen die Beratungstätigkeit vor. „Es soll mehr Werbung für die EUTB gemacht werden, damit das sinnvolle Angebot künftig von noch mehr Menschen in Anspruch genommen wird“, so Geschäftsführer Wilfried Kehr vom Diakonischen Werk im Westerwaldkreis als Träger der neuen Beratungsstelle.

Bei einem „Arbeitsessen“ in der Agentur für Arbeit in Montabaur informierte Geschäftsführer Dieter Knopp die Gäste darüber, dass ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, um möglichst viele Menschen mit einer Behinderung für den Arbeitsmarkt fit zu machen. Ein Hindernis bei der Integration sei häufig die eingeschränkte Mobilität der Kundschaft. Als Vermittlerin für Schwerbehinderte ergänzte Martina Schmidt-Gail, dass der Arbeitsmarkt für Menschen mit einem Handicap derzeit sehr aufnahmefähig ist. Davon zeuge, dass bisher im Jahr 2018 104 schwerbehinderte Menschen im Bezirk der Agentur Montabaur vermittelt werden konnten.

Angst vor der Aussortierung
Ein Bildungsträger, der dabei hilft, Menschen mit einem Handicap auch in fortgeschrittenem Alter nochmal fit für den Arbeitsmarkt zu machen, ist das Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft (BWHW). Dieses führt auch im Westerwald Berufspraktische Lehrgänge für Rehabilitanden (BLR) durch. Rösch und Schmidt nutzten die Gelegenheit, mit den Teilnehmenden eines solchen Reha-Kurses ins Gespräch zu kommen. Kursleiter Peter Bill war überzeugt, dass man auch diesmal für mehr als die Hälfte der freiwillig teilnehmenden Rehabilitanden und Rehabilitandinnen wieder eine konkrete berufliche Perspektive erarbeiten kann. Schicksale wie die einer Altenpflegerin, die nach 17 Jahren wegen einer Erkrankung ihren Beruf nicht mehr ausüben kann, ließen die Gäste nicht unberührt. „Wir haben Angst, dass wir in unserem Alter einfach auf dem Arbeitsmarkt aussortiert werden und sich niemand mehr um uns kümmert“, brachte es einer der Teilnehmer auf den Punkt, der als Unfallfolge seinen Beruf als Kraftfahrer nicht mehr ausüben kann.



Im neuen Montabaurer Stadtteil Quartier Süd wartete dann Geschäftsführer Dr. Martin Koch vom Projektentwickler Quartiersmanufaktur aus Trier mit Fachleuten der Stiftung Scheuern und der Katharina Kasper Gruppe auf die Gäste. Thema war das Wohnen im Quartier auch für ältere Menschen und Menschen mit einer Behinderung. „Wir wollen möglichst viel barrierefreien Wohnraum im Quartier schaffen und es war uns wichtig, dass auch Senioren und Behinderte mittendrin wohnen und gut in den Stadtteil integriert werden“, so Koch. Schon weit fortgeschritten ist, nach einer Vorstellung von Einrichtungsleiterin Ursula Ewens, der Umbau der alten Kasernen-Kantine durch die “Dernbacher“ zu einem modernen Seniorenwohnprojekt mit Pflege-WG´s, Einzelwohnungen und einer Tagespflege. Bernd Feix, Leiter des Geschäftsbereiches Behindertenhilfe der Stiftung Scheuern, stellte dann die geplante Wohnstätte für Menschen mit einer Behinderung vor. „Wir wollen an der Lahn bestehende Wohnplätze in den Westerwald dezentralisieren“, so Feix.

Umdenken nötig
Als sechste und letzte Station des Tages hatte das Forum Soziale Gerechtigkeit zu einem abschließenden öffentlichen Gespräch mit dem Gast aus Mainz in das Inklusions-Café Vogelhaus in Montabaur eingeladen. Etwa 25 am Thema Inklusion besonders interessierte Menschen waren dabei und brachten ihre Erfahrungen zu den Themen Bildung, Beratung, Arbeit, Wohnen und Freizeit ein. „Inklusion erfordert ein Umdenken in vielen Köpfen“, resümierte Matthias Rösch. (PM)


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