Lektorenausbildung macht Laien fit für den Kirchendienst
Lektor – das Wort kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Vorleser. Allerdings wird die Übersetzung der Aufgabe nicht gerecht. Denn ein Lektor oder eine Lektorin liest nicht nur, sondern ist am Ende der Ausbildung in der Lage, einen kompletten, selbstgestalteten Gottesdienst mit der Gemeinde zu feiern. Wie man Lektor wird und was man zu tun hat, das erläutert das Evangelische Dekanat Westerwald in einer aktuellen Pressemitteilung.
Westerwaldkreis. Eine Kirche hat viel von einem Theater. Ob nun jemand Shakespeare oder Paulus zitiert: Es kommt auf die Bühnenpräsenz an. Schließlich möchten Schauspieler und Prediger ihr Publikum begeistern und bewegen. Dass beide Aufgaben eine Menge gemeinsam haben, lernen nicht nur angehende Pfarrer während ihres Studiums, sondern auch theologisch interessierte Laien in der Ausbildung zum Lektor oder zum Prädikanten. Der nächste Kurs startet am 18. August und hat noch freie Plätze. Einige Wochen vorher erklären dessen Leiter, die Pfarrer Peter Wagner und Hartmut Failing, was die künftigen Akteure im Altarraum erwartet.
Ein Lektor liest nicht nur
Lektor – das Wort kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Vorleser. Allerdings wird die Übersetzung der Aufgabe nicht gerecht. Denn ein Lektor oder eine Lektorin liest nicht nur, sondern ist am Ende der Ausbildung in der Lage, einen kompletten, selbstgestalteten Gottesdienst mit der Gemeinde zu feiern. Zudem ist lesen nicht gleich lesen, weiß Hartmut Failing: „Ob im Theater oder in der Kirche: Jede Aufführung leidet darunter, wenn jemand wie ein Schluck Wasser in der Kurve vor den Leuten steht. Das kann an der falschen Körperhaltung liegen; am Hosenbein, das noch im Strumpf steckt, an der schwachen Aussprache. Irgendwann stimmen die Besucher mit den Beinen ab und kommen eben nicht mehr in die Kirche, wenn das zu häufig passiert.“
Damit das nicht passiert, durchlaufen die Lektorinnen und Lektoren eine rund 60 Schulstunden umfassende kostenlose Ausbildung. Die Teilnehmer treffen sich an mehreren Samstagen in verschiedenen Kirchengemeinden des Dekanats Westerwald. Dort lernen sie, wie man sich in einem Kirchenraum über die Art des Sprechens Gehör verschafft. Oder sie erfahren, welche Gesten und Bewegungen wann angemessen sind. „Es spielt zum Beispiel durchaus eine Rolle, wann man sich während des Abendmahls zum Altar dreht“, sagt Hartmut Failing. Überhaupt: der Altar. Er ist ein gutes Beispiel dafür, wie eng die sichtbaren Handlungen und das Inhaltliche in einem Gottesdienst miteinander verwoben sind. Denn je nachdem, wann Abendmahl gefeiert wird, hat er völlig unterschiedliche Bedeutungen, weiß Failing: „Am Gründonnerstag ist der Altar das Symbol für die Tafel, an der Jesus mit seinen Jüngern das Abendmahl feiert. Am Karfreitag hat er die Bedeutung eines Opfertischs. Auch das muss ein Lektor wissen. Und er muss wissen, durch welche Handlungen und Gesten er das der Gemeinde vermitteln kann.“
Theologisches Nachdenken und praktische Übungen
Während der Schulung lernen die künftigen Lektoren diese Zusammenhänge kennen. Mehr noch: Sie widmen sich ausführlich der Bibel, dem Kirchenjahr und dem Evangelischen Gesangbuch, erfahren viel über die Elemente des Gottesdienstes und erleben, wie wichtig der Segen und die Stille sind. Und natürlich sprechen sie auch über das Thema Predigt. Obwohl sie keine eigenen verfassen, sagt Pfarrer Wagner: „Lektoren verlesen vorgefertigte Predigten. Aber sie haben die Freiheit, Dinge zu ergänzen, abzuändern und auszuarbeiten.“
Ergänzt wird die Ausbildung durch theologisches Nachdenken und durch praktische Übungen, die die Auszubildenden in einer Gemeinde und mit einem persönlichen Mentor umsetzen. Der Kurs endet mit einem selbst gestalteten Gottesdienst, den die Runde im Anschluss reflektiert. Ab dann dürfen sich die Teilnehmer Lektoren nennen, und wenn sie möchten, können sie sich zum Prädikanten ausbilden lassen. „Ein Prädikant ist ebenfalls theologischer Laie und unterscheidet sich von einem Lektor in einigen Punkten“, sagt Peter Wagner. „Das Abendmahl teilen beide aus, aber Prädikanten verfassen ihre Predigt selbst und dürfen zudem auch taufen.“ Diese zusätzliche Ausbildung dauert weitere 70 Schulstunden. Für ihren Dienst bekommen die Lektoren und Prädikanten eine Aufwandsentschädigung. Aber wegen des Geldes schlägt sicher niemand diesen Weg ein, sind sich Failing und Wagner sicher: „Diesen Menschen ist es schlicht und ergreifend ein Anliegen, ihren Glauben weiterzugeben. Und dafür investieren sie gerne ihre Zeit.
Und nun? Wer hat Interesse?
Wer Interesse an der Ausbildung zum Lektor hat, kann sich gerne bei den Pfarrern Hartmut Failing (Telefon 02601/2336) oder Peter Wagner (Telefon 02661/5552) melden. Der nächste Kurs beginnt am 18. August in Alpenrod. Anmeldungen sind bis Ende Juli möglich. (PM)
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