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Nachricht vom 30.01.2018    

„Die zweite Haut“ mit Werken von Sophie von Stillfried

Obwohl die Veranstalter mit vielen Besucher/innen gerechnet hatten, war dann doch der Andrang bei der Eröffnung der Ausstellung „Die zweite Haut“ mit aktuellen Werken von Sophie von Stillfried im Frauenmuseum Wiesbaden unerwartet hoch.

Eröffnung der Kunstausstellung "Zweite Haut". Fotos: privat

Rennerod/Wiesbaden. Doch das Team um Kim Engels und Beatrix Klein war gut vorbereitet und begrüßte die Gäste und die anwesende Künstlerin mit großer Freude über das wachsende Interesse an zeitgenössischer Kunst in den Räumen des alten Kornspeichers in der Wörthstrasse. Auch Helmut Nehrbaß als Vertreter der Stadt lobte in seiner Rede die über Jahrzehnte wachsende qualitative und kontinuierliche Arbeit dieser wichtigen Wiesbadener Kultur- und Kunstinstitution.

Der Titel der derzeitigen Kunstausstellung *Die zweite Haut* mit aktuellen Werken der Malerin Sophie von Stillfried beschreibt treffend die Thematik der Schau. Die Kunsthistorikerin Marlies Lang-Schilling (Sims Werkstatt) erläuterte in ihrer Einführung mit kurzen prägnanten Zügen die meist großformatigen Bilder. Zu sehen sind Ausschnitte des menschlichen Körpers, der wie mit einer zweiten Haut übermalt ist. Die Tätowierung erscheint auf den ersten Blick in ihrer üblichen Funktion: als Körperschmuck, Zeichen einer Gruppenzugehörigkeit oder mit kultischer Symbolik.

Sophie von Stillfried wurde 1974 in München geboren, studierte an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst und war Meisterschülerin bei dem erst kürzlich verstorbenen Arno Rink. Ohne es anfänglich zu wissen, findet sie mit ihrer Malweise eine Verbindung zu ihrem Vorfahren Raimund von Stillfried. Dieser Urahne, 1838 in Böhmen geboren, ist bis heute bekannt für seine Porträtfotografien aus Japan, dem Ursprungsland der Tätowierkunst. Seine ethnografischen Fotoaufnahmen von Sumo-Ringern, Geishas und tätowierten Menschen aus der damaligen japanischen Bevölkerung befinden sich weltweit in namhaften Museen.

Erst als Sophie von Stillfried in ihrer malerischen Auseinandersetzung die Tätowierung als Stilmittel für sich gefunden hat, wird sie durch Zufall auf die Gemeinsamkeit mit ihrem Vorfahren aufmerksam. Die Bildwelten der Körperkunst faszinieren Sophie von Stillfried. Sie nutzt die Körperübermalungen als malerisches Element wie eine zweite Haut, wie ein Netz, das sich großflächige über Oberkörper, Handrücken oder Finger legt.



Es sind Nahaufnahmen des menschlichen Körpers: ein hochgeschobener Rock zeigt die Bemalung auf dem Oberschenkel, übereinandergelegte ruhende Handrücken mit Worthinweisen, dort ein sitzender oder stehender Rückenakt, jedoch keine konkreten Gesichtszüge. Es sind Ausschnitte intimer Körperlichkeit, die anonym bleiben.

In der Dialektik von Zeigen und Verbergen wird die subjektive Zuordnung verborgen, aber gleichsam Intimität sichtbar gemacht. Das Unsichtbare übt einen größeren Reiz auf den Betrachter aus, als das zu Sehende.

Sophie von Stillfried gelingt es atmosphärische Stimmungen mit der Tiefe der Details herauszuarbeiten und in der Unmittelbarkeit der Darstellung zu steigern. Der vordergründig voyeuristische Blick wird bei genauerem Hinschauen ins Gegenteil gewandelt. Die kühle distanzierte Malweise wird in lyrischer Art verdichtet. Stillfried hat sich ihre eigenen dialektischen Metapher und Allegorien geschaffen: Schönheit, Eros, Zartheit stehen im Wechselspiel mit Verletzlichkeit, Leid, Gewalt und Schutzbedürfnis.

Das Werk von Sophie von Stillfried verweist auf die Kunstgeschichte und verbindet sie mit eigenen malerischen Sichtweisen und Inhalten. Die aktuelle Ausstellung, die noch bis zum 22. April im Wiesbadener Frauenmuseum zu sehen ist, bietet eine wunderbare Gelegenheit, die Grenzgänge zwischen Innen- und Außenwelten dieser Bilder zu entdecken. (PM)



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