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Nachricht vom 27.10.2017    

20 Pfadfinder besuchten ihr soziales Projekt in Kenia

Für 20 junge Menschen aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz ist Entwicklungshilfe kein Fremdwort mehr: Sie haben Schulen in Kenia besucht, an denen es dank ihrer Hilfe täglich Essen gibt. Wegendes Essens besuchen die Kinder regelmäßig den Unterricht. Die Eigenverwaltung der Kenianer funktioniert.

Pfadfinder besuchen Partner-Projekt-Schule in Kenia. Fotos: privat

Kadenbach. »20 Pfadfinder aus Deutschland – so viele Besucher aus dem Ausland hatten wir noch nie an dieser Schule«, sagt Schulleiterin Eunice Atieno Owino. Sie leitet die Ragumo Primary School in Kisumu im Westen Kenias. Die Gäste, die an diesem Oktobermorgen vor den Schülern aufgereiht sitzen, kommen aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Einer von ihnen kommt aus Kadenbach im Westerwaldkreis.

Nach Madam Owinos Begrüßung sind die Schüler an der Reihe: Sie singen, tanzen, halten Reden und führen sogar eine Modenschau auf. Das alles, weil die Pfadfinder aus dem fernen Deutschland dafür sorgen, dass die Schüler jeden Tag eine warme Mahlzeit bekommen. In Kisumu ist das eine dringend benötigte Hilfe, da viele Kinder sonst die Schule schwänzen würden, um Geld fürs Essen ihrer Familie zu verdienen. Hier gibt es überdurchschnittlich viele Waisen, weil Malaria und HIV heftiger grassieren als in anderen Landesteilen Kenias.

Seit 2010 unterhält der Landesverband Rheinland-Pfalz/Saar im Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP) ein soziales Projekt für Menschen in Kenia. Sie sammeln regelmäßig Geld, zum Beispiel mit Singen in Fußgängerzonen oder auch per Crowdfunding. So kommen etwa 10.000 Euro im Jahr für die kleine kenianische Nichtregierungsorganisation „WONESU“ zusammen. Die Mitarbeiter investieren das Geld vor Ort in ein Landwirtschaftsprojekt – hauptsächlich jedoch in die Schulspeisungen, die jeden Tag an sechs Schulen ausgegeben werden und dort insgesamt rund 3.000 Mägen füllen.

»Die Schüler kommen jeden Tag zur Schule, weil es das Porridge-Programm gibt«, berichtet James Orao aus der sechsten Klasse. In Ragumo, aber auch an den anderen Schulen, fehlen Schüler wesentlich seltener, seit sie jeden Tag eine Tasse warmen Haferbrei bekommen. Und wenn die Kinder satt sind, können sie sich besser konzentrieren und streiten untereinander weniger.

Der Porridge wird zentral für die ganze Schule zubereitet – nebenbei schafft die Schulspeisung somit noch Jobs für ein bis zwei Eltern. Pro Schüler entstehen so Kosten von nur rund zwei Euro für ein ganzes Jahr. »Die Kosten sind für europäische Verhältnisse lächerlich gering, und gleichzeitig ist der Ertrag so hoch«, sagt David Ehl. Er leitet den Förderverein Watoto Kabisa, den die Pfadfinder für ihr Keniaprojekt gegründet haben. »Wir können zumindest unseren Beitrag dazu leisten, dass die Kinder an diesen sechs Schulen eine Chance haben, etwas aus ihrem Leben zu machen.« Bei ihrem Engagement sei den Pfadfindern jedoch grundsätzlich wichtig, keine Maßgaben von Deutschland aus zu bestimmen, sondern den kenianischen Partnern die Verantwortung zu überlassen: »Wir haben vor Ort einmal mehr gesehen, wie gut das funktioniert und wie gewissenhaft und sorgfältig alle arbeiten.«



Ehl hat gemeinsam mit drei anderen Gruppenleitern die dreiwöchige Pfadfinder-Fahrt organisiert, an der junge Männer und Frauen zwischen 15 und 24 Jahren teilnahmen. »Das war glaube ich für uns alle eine richtig intensive Zeit. Gerade nach den Schulbesuchen in Kisumu gab es viel Gesprächsbedarf, das hat einige ganz schön mitgenommen.«

Ein Thema, das von verschiedenen Schülerinnen und Lehrern immer wieder angesprochen wurde, waren Hygienebinden. Weil viele kenianische Mädchen sie sich nicht leisten können und sich für ihre Regel schämen, fehlen sie häufig im Unterricht. »Die Brisanz dieses Themas hatte ich bisher unterschätzt», sagt Ehl: »An den Schulen haben wir von Fällen gehört, wo sich die Mädchen prostituieren, um Geld für Binden zu haben – oder um schwanger zu werden, damit sie ihre Tage nicht mehr bekommen.« Spontan haben die Pfadfinder deshalb vor Ort Armbänder aus Leder gekauft, die sie jetzt in Deutschland in ihren Gruppen verkaufen. Vom Erlös kaufen die WONESU-Mitarbeiter in Kenia wiederverwendbare Hygienebinden.

Neben den Aktivitäten an den Schulen ist das zweite große Feld, in dem die Pfadfinder sich engagieren, ein Landwirtschaftsprojekt. Mit der Unterstützung aus Deutschland hat die Organisation WONESU ein Ziegenprojekt aufgebaut, in dem fünf Kleingruppen aus zehn bis fünfzehn Familien zusammenkommen. Insgesamt profitieren etwa 55 Familien von dem Programm. Gemeinsam züchten sie leistungsfähige Milchziegen, bauen Obst und Gemüse an. Gruppenleiterin Wiebke Spieß hat das Projekt schon zum dritten Mal besucht: »Ich bin jedes Mal begeistert vom riesigen Fortschritt, den ich vor Ort sehe. In diesem Jahr sind Kartoffeln und Hühner neu dazugekommen, und eine Gruppe hat uns erzählt, dass sie nun auch Rinder züchten will.«

Was aber kann das Engagement der Pfadfinder langfristig bewirken? »Wir haben so viele arme Menschen gesehen. Da ist es schon schade, dass wir nur so wenigen helfen können«, sag die 15-jährige Gina Hoffmann vom Stamm Falke Altforweiler (Saarland). Um diese Fragen aufzuarbeiten, hatten sich die Pfadfinder kurz vor ihrem Rückflug in Nairobi mit einem ehemaligen Entwicklungshelfer der deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (giz) verabredet. Am Ende stand Gina Hoffmann die Erkenntnis: »Für diejenigen, denen wir helfen, macht unser Projekt einen riesigen Unterschied. «

Weitere Informationen und Reisetagebuch auf www.watoto-kabisa.de
Kontakt: David Ehl, david@watoto-kabisa.de
Spendenkonto: Förderverein Watoto Kabisa
IBAN: DE93 5405 0110 0000 5389 91
BIC: MALADE51KLS
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Ab 50 Euro wird gerne eine Spendenquittung ausgestellt. (PM)



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