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Nachricht vom 01.09.2017    

"Boardels Haus" - ältestes Gebäude der Stadt Rennerod

Am "Tag des offenen Denkmals" am Sonntag, 10. September kann im Friedhofsweg 2 ein Kleinod der 800-jährigen Stadt Rennerod besichtigt werden: "Boardels Haus", nachweislich das älteste Gebäude der Stadt. Helmut R. Lang schildert Geschichte, Schicksal und Restaurierung des Westerwälder Fachwerkhauses aus dem Jahre 1707 / 1708.

Boardels Haus - Gesamtansicht 2017. Fotos: Ehepaar Lang

Rennerod. Der Mensch baut für sich und die Seinen ein Haus, bewohnt es so lange wie möglich und vermacht es seit Generationen an seine Kinder. Doch gerade in den letzten Jahrzehnten hat sich im ländlichen Raum diese Tradition aufgelöst. Von den Nachkommen leben die wenigsten als Erwachsene noch im Elternhaus. Oft hat es sie berufsbedingt an einen anderen Ort verschlagen, oder sie haben längst selbst in einem Neubaugebiet am Ortsrand gebaut. Vielleicht auch beides. Ein Haus, das seit seiner Erbauung 1708 und damit in der elften Generation "in der Familie bleibt" ist auch im Westerwald zur seltenen Ausnahme geworden. Dieser demographische und strukturelle Wandel dokumentiert sich auch und besonders in Rennerod. Viel zu wenig historisches Ambiente, das auf die 800-jährige Stadtgeschichte verweisen könnten, ist im Stadtbild heute noch zu finden. Vom Erscheinungsbild aus der Vorkriegszeit ist (fast) nichts mehr geblieben und selbst öffentliche Gebäude aus der Nachkriegszeit, wie zum Beispiel das Feuerwehrgerätehaus neben der Katholischen Kirche oder das alte Pfarrheim an der "Stann" mussten schon nach wenigen Jahrzehnten öffentlichen Plätzen oder Parkflächen weichen.

Von Berufs wegen auf die Geschichte und den Wert historischer Exponate geschult, wusste das Ehepaar Marlies und Helmut R. Lang von dem "verborgenen Schatz" im Friedhofweg 2, doch wie alt ihr Fachwerkhaus wirklich war, konnte erst eine dendrochronologische Untersuchung feststellen, die von Dr. Klaus Freckmann, dem langjährigen Direktor des Freilichtmuseums Sobernheim und Dr. Burghart Schmidt (Beratungsbüro für Dendrochronologie, Lindlar) im Dezember 2015 im Mittellängsunterzug auf dem „Speicher" an der Ostseite des Hauses vorgenommen wurde. Demnach stammt das Bauholz „zweifelsfrei" aus dem Jahre 1707 und es ist davon auszugehen, dass bereits ein Jahr nach Fällung der Stämme, also im Jahre 1708 mit dem Aufbau des Fachwerkgefüges begonnen wurde („Nach dendrochronologischen Studien gilt grob folgende Faustregel: Fällungsjahr plus ein Jahr = Erbauungsjahr" siehe Gutachten vom 2.2.2016). - Somit ist es das älteste eindeutig datierte Gebäude in Rennerod!



Bereits Ende der 1970er Jahre hatte sich Helmut R. Lang wiederholt gegen den Abriss des alten "Kriegerdenkmals", der "Alten Post", „Feins Haus" und zuletzt des "Hofmanns Hauses" öffentlich und in Leserbriefen ausgesprochen. Damals musste er sich dem Vorwurf aussetzen, sich doch eher um "das eigene alte Gemäuer" zu kümmern statt den "Fortschritt in Rennerod zu behindern". Auch die Fotoausstellung "Rennerod in photographischen Erinnerungen", die H. R. Lang im Jahre 1980 im Auftrag des Westerwaldvereins Rennerod 1896 organisierte, half nicht, die wenigen historischen Baudenkmale, die Rennerod nach dem Bombenangriff vom 16. März 1945 noch geblieben waren, zu erhalten. Heute erinnert kein einziges privates Fachwerkhaus an der Hauptstraße mehr an die 800-jährige Geschichte von Rennerod!

1982 war Helmut R. Lang, der damals mit seiner späteren Ehefrau Marlies Schilling (aus Emmerichenhain) noch Deutsche Volkskunde an der Universität Mainz studierte, einer der Co-Autoren der ersten Buchveröffentlichung des Westerwaldkreises zum Thema "Fachwerk im Westerwald". Dieser Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Landschaftsmuseum in Hachenburg sollte das Bewusstsein der einheimischen Bevölkerung für ihr eigenes Bauerbe schärfen und den Eigentümern eine erste Handreichung zum behutsameren Umgang mit der "Wäller Bautradition" darstellen; denn bereits Ende der 1960er Jahre begannen viele Bürger ihre Altbauten mit Asbestschiefer oder Bitumenplatten zu "verkleiden" um damit aufwendige und wiederkehrende Renovierungsarbeiten an ihren Fachwerkhäusern zu vermeiden: So auch in Rennerod beim "Boardels Haus", das rundum mit einer Dachlattung versehen und mit Bitumenplatten verkleidet wurde und fortan als Mietshaus diente.



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