Werbung

Nachricht vom 12.08.2017    

Weniger Gülle für mehr Artenvielfalt im Westerwald

Gülle ist ein Abfallprodukt und zugleich wertvoller Dünger, aber nur in Maßen. Jedes Jahr produzieren Nutztiere wie Rinder, Schweine und Hühner mehr als 300 Millionen Liter davon. Auch nach der neuen Düngeverordnung sind immer noch 50 Kilogramm Stickstoffüberschüsse pro Hektar erlaubt. Das ist viel zu viel. Um das Grundwasser dauerhaft zu schützen, dürfte der zulässige Wert nur bei höchstens 30 Kilogramm liegen.

Importierte Gülle auf Westerwälder Feldern stinkt zum Himmel. Symbolfoto: WW-Kurier

Region. Die Tierhaltung müsste daher an die regional vorhandene Größe der Felder angepasst werden. Die Einführung der „Hoftorbilanz“, die einen Betrieb als Ganzes betrachtet, erachtet die Naturschutz-Initiative als eine sinnvolle Maßnahme.

Bei vielen Arten in der Kulturlandschaft zeichnen sich seit Langem erhebliche Gefährdungen und Bestandsrückgänge ab. Zusammen mit den Arten selbst werden dabei auch wertvolle Lebensraumtypen immer seltener. Bunte Wiesen mit Kornblumen, Orchideen und Arnika, auf denen Schmetterlinge und Vögel zu beobachten sind, sind daher im Westerwald leider kein alltägliches Bild mehr. Auch andere Tiere wie zum Beispiel Feldhasen benötigen Wiesen mit einer Vielzahl von Kräutern, die aber auf Flächen mit hohem Nährstoffangebot nicht mehr zurechtkommen.

Nachteilige Einflüsse auf die Kulturlandschaft entstehen in besonderem Maße durch die zunehmende Industrialisierung in der Landwirtschaft. Eine parallele Intensivierung steht beispielsweise in Verbindung mit vermehrtem Düngemitteleinsatz, erhöhter Schnittnutzung, Vergrößerung der Schläge, Entwässerung feuchter Bereiche oder Entfernung von Feldgehölzen und blühenden Randstreifen. Ursächlich wird die Intensivierung durch verschiedene Faktoren ausgelöst. Ein übermäßiger Konsum tierischer Produkte steht dabei verständlicherweise an oberster Stelle. Hier ist besonders auch der Verbraucher in der Verantwortung. Um ein Kilogramm Rindfleisch zu erzeugen, werden zum Beispiel alleine 16 Kilogramm Getreide benötigt. Auch der weiterhin viel zu große Flächenverlust durch Versiegelungen durch Straßen, Autohöfe, Freiflächenfotovoltaik und neue Gewerbe- und Industriegebiete im Westerwald führt dazu, dass Landwirte auf weniger Flächen einen höheren Ertrag erzeugen müssen. Um den Zielen der Nationalen Biodiversitätsstrategie gerecht zu werden, sind jedoch gerade in der Landwirtschaft und bei der europäischen Agrarpolitik erhebliche Änderungen erforderlich, um eine nachhaltige Nutzung und den Schutz der Artenvielfalt zu ermöglichen. Dies erfordert in gleichem Maße auch ein Umdenken in Gesellschaft und Politik. Auch der Verbraucher muss bereit sein, einen höheren Preis für biologisch erzeugte Lebensmittel zu bezahlen und damit die Arbeit der Landwirte mehr wertzuschätzen. Um wertvolle Offenlandlebensräume im Westerwald und anderenorts zu erhalten und wiederherzustellen, sind regionale Konzepte und ein Bewusstsein für ein Leben im Einklang von Mensch und Natur erforderlich.



Großräumige Gülletransporte gehören nicht dazu, diese sind in jedem Fall abzulehnen. Es kann nicht akzeptiert werden, dass die industriellen Tierhalter in den Niederlanden jedes Jahr mehr als 60.000 LKW-Ladungen Gülle nach Deutschland exportieren. Der Grund: Dort gibt es strengere Vorgaben als hierzulande.

Auch die neuen Leitlinien zur Kreisentwicklung fordern, die natürlichen Lebensgrundlagen wie Boden, Wasser, Luft, Pflanzen und Tiere zu schützen. Diese sehen die Land- und Forstwirtschaft vermehrt in der Verantwortung für den Landschafts- und Artenschutz. Hier solle die Diversifizierung und Erhaltung der Arten und die Sortenvielfalt als Ziele auch in der Landwirtschaft stärker in den Vordergrund treten. (PM)


Lokales: Selters & Umgebung
Feedback: Hinweise an die Redaktion

Anmeldung zum WW-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Westerwaldkreis.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Präventive Alkoholkontrollen auf Raststätten bei Montabaur: Drei Lkw-Fahrer positiv getestet

Am Sonntagabend (15. Juni) führte die Polizeiautobahnstation Montabaur präventive Kontrollen an den Raststätten ...

Tanzen für den Erhalt: Gießen feiert sein Herzensfestival trotz Zukunftssorgen

Tausende feiern, tanzen und schwitzen bei 30 Grad – das „Stadt ohne Meer“-Festival hat auch in diesem ...

Flugplatzfest in Ailertchen zieht an Pfingsten zahlreiche Besucher an

Der Flugsportverein „Glück auf“ Ailertchen hat an den Pfingstfeiertagen erneut mit seinem traditionellen ...

"Pool, Buch und Wein" mit Autorin Ulrike Puderbach im Erlebnisbad Herschbach

Am 24. Juni – rund um den Midsommar – bietet das Team des Erlebnisbades Herschbach seinen Gästen eine ...

Veteranentag und 40. Jahrestag der Reservistenkameradschaft in Steimel gefeiert

Der Nationale Veteranentag am 15. Juni ist ein Gedenktag in Deutschland. Mit dem Tag soll erstmalig 2025 ...

Sonnige Aussichten für Rheinland-Pfalz: Temperaturen steigen weiter

Die neue Woche beginnt in Rheinland-Pfalz mit sommerlichem Wetter. Der Deutsche Wetterdienst prognostiziert ...

Weitere Artikel


Hachenburg: Kirmesausrufen diesmal mit neuen Ideen

Das größte Volksfest im Westerwald - die Hachenburger Kirmes - beginnt am Samstag, den 12. August mit ...

Junger Fahrer unter Alkoholeinwirkung verunglückt

Nasse Fahrbahn, junger Autofahrer und Alkoholeinwirkung: diese verhängnisvolle Kombination führte am ...

Erstes Westerwälder Bierfest im Kannenbäckerland

Am 19. und 20. August findet in Höhr-Grenzhausen im Stadtteil Grenzau erstmals das Westerwälder Bierfest ...

Für jeden Anlass und jedes Alter: Feiern im Zoo

Der Zoo Neuwied ist ein beliebtes Freizeitvergnügen für Groß und Klein. Etwa 300.000 Besucher kommen ...

Kostenfreies Seminar für Existenzgründer am 22. August

Für alle, die ein eigenes Unternehmen gründen möchten, veranstaltet die IHK-Akademie Koblenz e.V. ein ...

Wärmedämmung – werden die berechneten Einsparungen erreicht?

Wärmedämmung funktioniert; das ist in der Forschung und Praxis längst bewiesen. Um den Einfluss der Dämmmaßnahmen ...

Werbung