Westerwälder testeten den „Segensroboter“
„Ich war skeptisch. Doch dann bekam ich einen Segensspruch, der total passte und mich ansprach, “ kommentierte ein junger Mann aus Rennerod die Installation „BlessU2“ auf der Reformationsweltausstellung in Wittenberg. Innerhalb kürzester Zeit hat sich die Installation „BlessU2“, das als „Segensroboter“ bekannt gewordene Experiment zu einem der Höhepunkte der Reformationsweltausstellung in Wittenberg entwickelt.
Wittenberg/Westerwald. Zahlreiche internationale Medien, auch aus China und den USA, berichten über das Experiment der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), eine mechanische Installation Segen sprechen zu lassen.
Auch zahlreiche Westerwälder haben den Segensroboter schon getestet. Anlässlich der Reise zu ihrer Partnergemeinde in Rösa besuchte eine Reisegruppe aus der Evangelischen Kirchengemeinde Unnau zahlreiche Lutherstätten wie Halle, Dessau, Leipzig und Wittenberg und schaute bei „BlessU2“ vorbei. Unnaus Pfarrer Christoph Schmidt stand der Installation insgesamt eher skeptisch gegenüber: „ Auch wenn es nur ein Experiment ist, ist es nicht so meins. Da fehlt mir die menschliche Begegnung. Für den Segen in meinem Leben hat auch der Mensch, der segnet, eine Bedeutung. Die Geschwisterlichkeit in der Segenspraktik ist wichtig für mich.“ Mit dieser Meinung steht Pfarrer Schmidt durchaus nicht allein da, wie weitere Kommentare von Westerwälder Besuchern aus Unnau, Bad Marienberg, Hachenburg, Rennerod und Montabaur zeigen. Rund die Hälfte der Menschen, die „BlessU2“ bisher ausprobiert haben, übten Kritik. „Der Roboter ist schlimm. Wie beim Arzt beim Röntgen.“ „Die erhobenen Hände des Roboters und das Mechanische wirken auf mich eher bedrohlich. Der Zuspruch ist trotzdem gut. Aber insgesamt nicht, wie durch einen Menschen, der es ernst mit mir meint.“ „Die Segnung durch einen Menschen ist emotionaler.“
Aber viele konnten dem Segen des Geräts doch einen (Teil-)Nutzen abgewinnen. „Ein schöner passender Spruch und auch die Menschlichkeit geht nicht gänzlich verloren.“ „Ganz okay, wenn kein Mensch da ist. Schön, dass man den Segen ausgedruckt mitnehmen kann.“ „Ich finde es spannend. Ich habe mich zwei Mal segnen lassen und beide Verse haben sich ergänzt.“ „ Ein gutes Wort tut immer gut, gleich ob aus Schrift, Radio, TV oder anderem.“ „Sehr interessant. Es hat tatsächlich funktioniert. Warum nicht an der einen oder anderen Stelle aufstellen?“
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Eine ältere Damen aus Höhr-Grenzhausen meinte: „Der Roboter hat mich schockiert. Segen ist etwas so Schönes und tief Menschliches, wie kann ein technisches Gerät das erfüllen? Menschliche Kontakte sind so wichtig, gerade heute, wo so viele über Einsamkeit klagen. Da kann doch ein Roboter nicht trösten! Ich glaube nur an einen Segen, den ich von einem Menschen empfange. Trotz meiner Vorbehalte wünsche ich, dass Segen über dieser Arbeit liegt. Und über der schönen Lichtkirche, die ich als Bereicherung empfinde.“
Der „Segensroboter“ steht seit der Eröffnung der Weltausstellung Reformation am 20. Mai an der Lichtkirche, der mobilen Kirche der EKHN in Wittenberg. Über 200 Ehrenamtliche betreuen den ganzen Sommer lang bis zum 10. September die Lichtkirche mit verschiedenen Stationen zum Thema „Segen“ samt „BlessU2“. Das Gerät spricht sieben Sprachen und sucht mit den Gästen biblische Segensworte aus. Die Installation des Künstlers Alexander Wiedekind-Klein ist ein Experiment um mit Menschen über den Sinn des Segens ins Gespräch zu kommen. Außerdem soll „BlessU2“ die Digitalisierung thematisieren, die schon längst in allen Lebensbereichen Einzug gehalten hat und zum Nachdenken darüber anregen. (shg)
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