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Nachricht vom 12.04.2017    

Biologische Vielfalt schützen und stärken

Mit dem 1. Biodiversitäts Symposium in der vollbesetzten Schickardt-Halle in Esslingen machten die Naturschutzinitiative e.V. (NI), die Deutsche Wildtier Stiftung und die Naturschutzvereinigung „Natürlich fürs Allgäu und Baden-Württemberg e.V.“ den Wert der Biologischen Vielfalt für heutige und zukünftige Generationen deutlich. „Biologische Vielfalt ist eine existenzielle Grundlage für das menschliche Leben“, so formuliert es die im Jahre 2007 beschlossene Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt.

Expertengruppe beim Biodiversitäts Symposium. Foto: Veranstalter

Quirnbach. „Wir wollen diese ganz bewusst wieder stärker in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen und politischen Handelns stellen und ihre Bedeutung für unser aller Leben deutlich machen“, erklärte eingangs Dr. Ulrich Althauser, stellvertretender Vorsitzender Naturschutzinitiative e.V. (NI).

Denn nur eine intakte Natur „ermöglicht heutigen und zukünftigen Generationen eine hohe Lebensqualität“, „ein ansprechendes Wohnumfeld und erholsame Landschaften, die gleichzeitig auch Wurzel der regionalen Identität der Menschen sind“, formuliert treffend die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt.

Die Hauptursachen für den Rückgang der biologischen Vielfalt in Deutschland und Europa ist die Zerstörung der natürlichen Lebensräume, der nach wie vor hohe Flächenverbrauch, die Intensivierung und Düngung von landwirtschaftlichen Flächen, der Einsatz von Chemikalien und Pestiziden, die Fragmentierung und Zersiedelung der Landschaft.
Alleine durch Waldrodung verlieren mehr als 4000 Spezies ihren Lebensraum, stellt eine aktuelle in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichte Studie fest.

Seit einigen Jahren kommt ein weiterer Faktor hinzu: die sogenannte Energiewende. Zehntausende Windindustrieanlagen und großflächiger Maisanbau zur Biogasgewinnung haben die deutsche Landschaft stärker verändert als alle anderen Wirkkräfte seit dem Zweiten Weltkrieg. Nach wie vor hat die Landwirtschaft erheblichen Einfluss auf die Bestände vieler Wildtierarten, zum Beispiel beim dramatischen Rückgang der Wiesenbrüter, Insekten und Schmetterlinge und trägt damit gravierend zum Verlust von Lebensräumen bei. Dieser ist eine der Hauptursachen für den Verlust an biologischer Vielfalt, nicht die Klimaveränderung. Dies ist wissenschaftlich eindeutig belegt.

„Der Erhalt der Biologischen Vielfalt durch den Schutz der natürlichen Lebensräume und deren Vernetzung sowie eine ökologisch ausgerichtete kleinbäuerliche Landwirtschaft ist die derzeit wichtigste Herausforderung, der wir uns zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen stellen müssen“, betonte Harry Neumann, Bundes- und Landesvorsitzender Baden-Württemberg der NI.

Prof. Dr. Klaus Fischer, Universität Greifswald, analysierte die Ursachen für die „Wiesenbrüter im Sinkflug“. Diese seien „sensible Indikatoren für den Zustand der Agrarlandschaft“. Er stellte die Artenzusammensetzung in den Zusammenhang mit den land- und auch mit den forstwirtschaftlichen Nutzungsänderungen. „Braunkehlchen und Wiesenpieper werden zum Beispiel im Westerwald in Rheinland-Pfalz und anderen Regionen Deutschlands in absehbarer Zeit aus offensichtlichen Gründen aussterben“, lautete seine These. Er stellte fest, dass erfolgreiche Schutzmaßnahmen für die Wiesenbrüter und andere auf großen Raumanspruch angewiesenen Arten möglich seien, diese aber am fehlenden politischen Willen beziehungsweise an mangelnder Durchsetzbarkeit scheitern würden. Er sprach von weitgehendem Versagen der Landschaftsplanung und heute mehr denn je von einer „Restflächenverwertung“.

Immer mehr Grünland werde in mit Pestiziden behandeltes Agrarland umgewandelt. Dadurch sei auch die Biomasse der Insekten, die als Nahrungsgrundlage vieler Vogelarten unverzichtbar sei, von 1989 bis 2013 um 80 Prozent zurückgegangen. Wiesenbrüter und andere Arten könnten nur dann langfristig erhalten werden, so Prof. Dr. Klaus Fischer, wenn „die Gesellschaft bereit ist, die Kosten einer traditionell geprägten Landwirtschaft zu tragen“. Dann könne Naturschutz auch erfolgreich sein. Prof. Dr. Fischer warnte abschließend vor einem „Machbarkeitswahn“ und dem Ende des „integrativen Naturschutzes“.



Dr. Andreas Segerer, Oberkonservator der Zoologischen Staatsammlung München, referierte zum Thema „Von der Vielfalt zur Einfalt – Die Schmetterlinge im Sinkflug“, eine weitere Tiergruppe, deren Bestände stark eingebrochen sind. Dies sei in erster Linie der industriellen Landwirtschaft mit ihrem Pestizid- und Düngereinsatz und der Lebensraumzerstörung geschuldet.

Dr. Martin Flade, Ornithologe, Landesumweltamt Brandenburg, spannte einen weiten Bogen von den „Climate Crimes“, der Vermaisung und der damit verbundenen biologischen Verarmung der Landschaft, zum großen Konfliktpotenzial „Windkraft versus Vogelschutz“, den Rückgang der Rotmilane, Schreiadler („Warum es auf jeden Schreiadler ankommt“), der Entwicklung der deutschen Agrarlandschaft seit 1990 und dem damit verbundenen dramatischen Rückgang der Feld- und Wiesenvögel. Er stellte fest, dass es bei der Energiewende versäumt wurde, vorher Belastungsgrenzen zu definieren und Regelungsmechanismen für den Fall der Überschreitung festzulegen.

Prof. Dr. Fritz Vahrenholt, Alleinvorstand der Deutschen Wildtier Stiftung, Hamburg, forderte „Keine Energiewende auf Kosten der Natur“ und belegte dies an zahlreichen Beispielen. Er analysierte, warum Politik und Gesellschaft trotz anderer Faktenlage die Zerstörung der Umwelt durch Erneuerbare Energien in Kauf nähmen: „Weil wir glauben, dass CO2 nahezu ausschließlich für die Erwärmung der Erdatmosphäre von 1850 bis heute ursächlich ist, „weil wir eine angstgetriebene Energiepolitik betreiben, die die CO2-Verminderung zur alleinigen Zielkoordinate ausgewählt hat“, fasste er zusammen.

Dr. Wolfgang Epple, Evolutionsbiologe aus Schiltach, Schwarzwald setzte sich mit der ethischen Dimension von Eingriffen in den Naturhaushalt auseinander: „Von Sammlerinnen und Jägern zur Mitgeschöpflichkeit - Reflexionen zur Verantwortung des Menschen“.

„Wir brauchen wieder einen unabhängigen wissenschaftlich basierten und offenen Diskurs, der differenziertes Denken und Handeln zulässt. Einer einseitigen Energiewende auf Kosten der Landschaften, Wälder, Wildtiere und Lebensräume stellen wir uns entschieden entgegen. Eine „Energiewende“, die durch den vermeintlichen Schutz der Atmosphäre die Biosphäre zerstört und in einem Biodiversitäts-Desaster“ endet, lehnen wir ab“, machte Harry Neumann deutlich.

Abschließend präsentierte die Naturschutzinitiative zehn Forderungen zum Schutz der Biologischen Vielfalt. (PM Harry Neumann


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