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Nachricht vom 11.08.2016    

Dem Westerwald gehen die Sozialen Fachkräfte aus

Das Problem fehlender Fachkräfte im Sozialbereich wird sich im Westerwald verschärfen! Das war ein Ergebnis eines „Westerwald-Dialog Sozial“ mit vielen Fachreferenten im März in der Fachklinik in Vielbach. Auf Einladung des Forums Soziale Gerechtigkeit kamen jetzt in der Wohnstätte „Altes Katasteramt“ in Westerburg fast zwei Dutzend Sozialbeschäftigte und Vertreter von sozialen Trägern und Einrichtungen zusammen, um über die Ergebnisse zu diskutieren.

Vor dem Gespräch zur Zukunft der Sozialberufe im Westerwald durften die Gäste die neue Wohnstätte „Altes Katasteramt“ in Westerburg kennen lernen. Foto: Veranstalter

Westerburg. Fazit: ohne einen grundlegenden Imagewandel und veränderte Rahmenbedingungen für Sozialberufe werden künftig im Westerwald von der Pflege bis zur Kindererziehung nicht mehr alle Stellen besetzt werden können.

Zum Beginn der Veranstaltung führte Einrichtungsleiter Mario Habrecht die interessierten Gäste durch die neue Wohnstätte für Menschen mit einer Behinderung in Trägerschaft des rührigen „Vereins für Behindertenarbeit“. „Bei der Konzeption stehen Selbstbestimmung, Inklusion und individuelle Förderung im Mittelpunkt des täglichen Ablaufs“, so Habrecht. Der Schutz der Privatsphäre in dem wohnlich gestalteten Gebäude sei gut gelungen und die Gemeinschaft werde jeden Tag gelebt. Den langen Weg von der Idee bis zur Eröffnung schilderte Winfried Weber als Initiator und langjähriger Motor des Trägervereins und der „Gesellschaft für Behindertenarbeit“ (GFB) mit Sitz in Hachenburg.

Zum Thema des Abends „Sozialberufe: der unterbewertete Kitt der Gesellschaft. Wie kann eine Aufwertung von Erzieher/innen, Pfleger/innen und anderen sozialen Diensten erreicht werden?“ war dann Gelegenheit zur Aussprache gegeben. Forumssprecher Uli Schmidt (Horbach) leitete mit den wichtigsten Thesen der ersten Veranstaltung in Vielbach in das Thema des Gesprächs ein. Ohne mehr Solidarität in den Sozialberufen und einen höheren Organisationsgrad in Gewerkschaften und Berufsverbänden werde es schwer die Rahmenbedingungen für den Sozialbereich grundlegend zu verbessern. „Wenn jeder nur an sich denkt, ist noch lange nicht für alle gesorgt“, so Schmidt.

Als Leiter der Fachklinik Vielbach als Gastgeber der ersten Veranstaltung meinte dessen Leiter Joachim Jösch: „Die Klienten müssen immer im Mittelpunkt stehen, nicht der Träger“. Aber um dauerhaft als Einrichtung gute Arbeit zu leisten, brauche man auch gutes Personal. Landtagsabgeordnete Dr. Tanja Machalet setzte sich in einem Apell dafür ein, die Fluktuation der Berufstätigen in der Pflege durch eine Verbesserung des Arbeitsumfeldes zu erhöhen und sprach sich auch für mehr Teilzeitausbildungen aus.



Da ein großer Teil der Teilnehmenden dem Pflegebereich verbunden ist, stand dieser dann auch im Mittelpunkt der Diskussion. Verlangt wurde, dass mehr Geld ins System fließt und dass die Einrichtungen sich nicht gegenseitig die Fachkräfte mit „Prämien“ abwerben. Die oft zu geringe Entlohnung – auch für Erzieher – wurde durch den Zwang zur Kostenreduzierung in den Einrichtungen erklärt. Gefordert wurden Angebote einer Teilzeitausbildung, die es ermöglicht, gleichzeitig den Lebensunterhalt zu verdienen. Widersprochen wurde der Behauptung, dass jeder pflegen könne, auch ohne eine fundierte Ausbildung.

Die Behauptung, immer weniger Jugendliche sähen ihren Beruf als „Berufung“ sondern als irgendeinen Job um Geld zu verdienen, war Gegenstand eines weiteren Statements. Ein Einrichtungsleiter beschrieb den erfolgversprechenden Weg, die Einrichtung mit Engagement und Kreativität so attraktiv zu machen, dass junge Interessenten darauf aufmerksam werden. Eine andere „Sozialchefin“ meinte, das sei bei der leider bei vielen Jugendlichen festzustellenden Unverbindlichkeit nicht einfach.

Wichtig war allen Teilnehmenden, dass man von einer Arbeit in einem Sozialberuf (auch in Helfertätigkeit) ohne den Zwang zu einem Nebenjob leben können müsse. Weitere Themen waren die überbordende Dokumentationspflicht in der Pflege, die Forderung nach einer Imagekampagne und die unterschiedlich bewerteten Chancen der Pflegekammer.

Eine Teilnehmerin bedauerte, dass zu oft nur vermeintliche Sozial-Skandale thematisiert werden und die wichtige und überzeugende Arbeit, die täglich in vielen Feldern der sozialen Arbeit geleistet wird, kaum zur Kenntnis genommen werde. Sie forderte dazu auf, öfter positive Entwicklungen und Ereignisse in geeigneter Form an die Medien zu geben.



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