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Nachricht vom 13.05.2016    

Pfarrer Steinke sagt Wirges adieu

Es ist schwierig, sich das evangelische Leben im Westerwald ohne Pfarrer Wilfried Steinke vorzustellen. Aber die vielen Wäller Protestanten, die ihn in den vergangenen Jahrzehnten ins Herz geschlossen haben, werden sich wohl darauf einstellen müssen, dass der Mann mit der markanten Brille die Region verlässt. Ab Juni tritt er seinen neuen Dienst im Dekanat Nassauer Land an.

Es ist der vorerst letzte Frühling, den Wilfried Steinke im Westerwald genießt. Im Juni tritt der Pfarrer der Evangelischen Martin-Luther-Gemeinde Wirges seine neue Stelle im Dekanat Nassauer Land an. Foto: EKD Selters.

Wirges. Wenn sich Steinke am kommenden Sonntag, 22. Mai, um 10 Uhr mit einem Gottesdienst von seinen Schäfchen verabschiedet, tut er das mit dem berühmten lachenden und weinenden Auge, wie er sagt. Lachend, weil er mit seinen 58 Lenzen noch einmal etwas Neues wagen möchte und demnächst nicht nur eine, sondern ganze fünf Gemeinden betreut. Weinend, weil er sich im Westerwald von einer lebendigen Kirche und wertvollen Menschen verabschieden muss. Menschen, mit denen er in den vergangenen Jahren nicht nur in Wirges viel auf die Beine gestellt hat.

Denn seine Zeit im Westerwald beginnt schon 1995, als er Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Selters wird. „Das war eine außerordentlich prägende Episode“, sagt er heute. „Ich hatte gerade einige grundlegende Veränderungen in meinem Leben durchgemacht und musste mich in Selters zunächst alleine durchwurschteln.“ Doch die Selterser lassen ihren neuen Pfarrer nicht im Regen stehen und unterstützen ihn, wo es geht. 2006 ist die Selterser Zeit dann zu Ende: Steinke wechselt nach Bad Ems, kehrt aber schon drei Jahre später in den Westerwald zurück und kommt nach Wirges.

Auch dort empfängt ihn die Gemeinde mit offenen Armen, und auch dort setzt er schon früh Akzente. Besonders, was die Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kindertagesstätte angeht: „Die Kita war und ist mir eine Herzensangelegenheit“, sagt er. „Es ist gut, dass sich die Pädagogik und das Gebäude in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt haben und dass diese Entwicklung 2011 mit dem Beta-Gütesiegel honoriert worden ist.“ Auch das Gemeindezentrum wird während Steinkes Zeit auf Vordermann gebracht: 2013 wird der Bau energetisch und räumlich optimiert und gehört inzwischen zu den Vorzeige-Gemeindehäusern der Region.

Und noch ein anderes Bauwerk spielt in den vergangenen Jahren für die Gemeinde und Steinke eine wichtige Rolle: die Kirche in Siershahn, die 2012 abgerissen wird. „Angestoßen hat den Abriss mein Kollege Raimund Wirth, verwaltet habe ich ihn“, sagt er heute und erinnert sich noch gut daran, wie schwer der Gemeinde die Entscheidung fällt. „Der Wirgeser Kirchenvorstand hat jahrelang darunter gelitten: Keiner wusste so recht, wie wir mit dem Kirchengebäude umgehen sollten: Die Gottesdienstbesuche gingen gegen Null, und die Bausubstanz war ziemlich marode. Als dann der Entschluss zum Abriss feststand, war es für die meisten eine Befreiung. Auch wenn es mich traurig macht, dass in Siershahn heute kaum noch etwas an diese Kirche erinnert.“ Immerhin: Teile der Fenster des ehemaligen Gotteshauses finden ein Jahr später im Wirgeser Gemeindehaus eine neue Bleibe.



Die eindrücklichsten Momente erlebt Steinke in Wirges aber auf menschlicher Ebene. Ob während des „Visitation“ getauften Austauschs mit anderen Kirchengemeinden, aus dem die Wirgeser 2013 viel Positives mitnehmen. Oder was das Engagement für die Willkommenskultur angeht: „Die Offenheit der Gemeinde gegenüber Flüchtlingen hat mich sehr bewegt“, sagt er und meint damit den Einsatz der Wirgeser Protestanten für einen syrischen Flüchtling, der dort lange im Kirchenasyl lebt. Bewegt hat ihn auch seine Tätigkeit als Stellvertretender Dekan des Dekanats Selters und – ganz besonders – sein Dienst in der Notfallseelsorge, zu deren Gründungsmitgliedern er gehört. „Während der Auszeit meiner Kollegin Ulrike Braun-Steinebach habe ich die Notfallseelsorge für ein Dreivierteljahr geleitet – in der Zeit, in der die Germanwings-Katastrophe passierte.“ Trotz – oder gerade wegen – solch erschütternder Ereignisse will er diesen Dienst weiterführen und bleibt im Team der Notfallseelsorge.

Als Gemeindepfarrer sagt Wilfried Steinke dem Westerwald am 22. Mai aber adieu. Ab Juni betreut er mit einer vollen Stelle die Kirchengemeinden Bornich, Patersberg, Reitzenhain, Reichenberg und Niederwallmenach. Doch seine alte Wäller Heimat behält er auch dort im Herzen: „Ich wünsche der Martin-Luther-Gemeinde, dass sie auch weiterhin um frische Ideen bemüht ist. Und ich bin sehr dankbar für die vielen guten menschlichen Begegnungen.“ (bon)

Der Abschiedsgottesdienst von Pfarrer Winfried Steinke beginnt am Sonntag, 22. Mai, um 10 Uhr in der Evangelischen Martin-Luther-Kirche Wirges (Westerwaldstraße 6).


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