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Nachricht vom 07.01.2016    

Daaden: Deutliches Zeichen gegen Hass und Gewalt gesetzt

Trotz Regen und Kälte setzten rund 600 Menschen, die zur Kundgebung des Wäller Bündnisses für Menschlichkeit nach Daaden am Donnerstagabend gekommen waren, ein deutliches Zeichen. Ortsbürgermeister Walter Strunk und Ministerpräsidentin Malu Dreyer warnten vor einer Spaltung der Gesellschaft. Die Geschehnisse in Köln fanden ihre Verurteilung in den Reden, aber auch die Mahnung, dass die Menschenwürde nicht teilbar ist.

Mit großem Applaus wurde Ministerpräsidentin Malu Dreyer empfangen, daneben Daadens Ortsbürgermeister Walter Strunk. Fotos: anna

Daaden. Es war ein starkes Zeichen, das am Donnerstagabend 7. Januar etwa 600 bis 700 Menschen auf dem Günter-Wolfram-Platz boten. Trotz Kälte und Regen hatten sich dort so viele Demokraten eingefunden, um gegen Hass, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung, für Toleranz und Respekt im Westerwald zu demonstrieren. Dazu aufgerufen hatte das Wäller Bündnis für Menschlichkeit und Toleranz, das auch schon in den vergangenen Wochen in Bad Marienberg und Rennerod viele Menschen mobilisieren konnte, um gegen die fremdenfeindlichen Aufmärsche „besorgter Bürger“ anzutreten und sich diesen entgegen zu stellen.

Damit fand nun erstmals eine solche Demonstration in der Verbandsgemeinde Herdorf-Daaden statt. Zahlreiche Erstunterzeichner des Wäller Bündnisses aus allen demokratischen Parteien der Region sowie viele weitere Unterstützer aus den Landkreisen Altenkirchen und Westerwald beteiligten sich an der Kundgebung. Eigens aus Mainz war Ministerpräsidentin Malu Dreyer angereist, hatte all ihre anderen Termine dieses Tages abgesagt und sprach auf der Kundgebung in Daaden.

Zuvor begrüßte Ortsbürgermeister Walter Strunk unter den Gästen die Ministerpräsidentin, die Ministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler, die Landräte Michael Lieber und Achim Schwickert, die Abgeordneten Dr. Peter Enders, Hendrik Hering, Anne Neuhof, Michael Wäschenbach und Thorsten Wehner, die Superintendentin Andrea Aufderheide, den Dekan Rudolf Reuschenbach, die Pastöre Steffen Sorgatz und Michael Seim, die Gemeindereferentin Martina Hütter, Bernd Becker vom DGB, den VG Bürgermeister Wolfgang Schneider und alle vor Ort befindlichen Bürgermeister.

Der Westerwald sei bunt und solle es auch bleiben, so Strunk. Man gehe auf die Straße um ein Zeichen zu setzen gegen Hass und Gewalt. Für ein positives Weltbild im Miteinander der Kulturen. Die Gesellschaft des Landes basiere auf der freiheitlich, demokratischen Grundordnung. Unschuldige Menschen suchten Schutz in diesem Land vor Terror und Gewalt, denen müsse geholfen werden. Nicht Flüchtlinge gelte es zu bekämpfen sondern die Fluchtursachen.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer dankte allen die gekommen waren um ein Zeichen für Offenheit und Toleranz zu setzen. Sie dankte Ortsbürgermeister Walter Strunk und allen, die sich im Wäller Bündnis sowie im ehrenamtlichen Einsatz um die Flüchtlinge einsetzen. Dreyer wünscht sich ein humanes Land Rheinland-Pfalz und warnte vor den immer stärker aufkommenden Rechten. Diese wolle sie nicht im Landtag sehen und appellierte an die Menschen, zur Wahl zu gehen und dies zu verhindern. Die Vereinfacher hätten keine Lösungen sondern sorgten nur für ein hässliches Gesicht der Gesellschaft. Bei 634 rechts motivierten Straftaten müssten die Menschen dagegen aufstehen und eine klare Haltung einnehmen.

Auch auf die Straftaten von Köln ging Dreyer ein. Für diese Täter dürfe es kein Pardon geben, Null Toleranz für alle Gewalttäter. Vor dem Rechtsstaat seien alle gleich. Es dürfe nicht zu besonderen Verhaltensmaßnahmen für Frauen kommen. Alle hätten das Recht in Freiheit zu leben. Die Menschen sollten ohne Sorgen feiern können, das gälte auch für die jetzige Karnevalszeit. Es sei wichtig, dass sich die Gesellschaft nicht spalte, Zusammenhalten sei gefragt und dass sich jeder auf den anderen verlassen können sollte. Die Landesregierung habe alle Menschen im Blick. Es gebe keinen Grund für Sozialneid, niemand werde vergessen. Integration sei nun das Wichtigste, viele Flüchtlinge müssten zu lange auf Kurse warten. Auch Rechtskundeunterricht und die Vermittlung westlicher Werte und Rechtsordnung müsse den Flüchtlingen vermittelt werden.

Landrat Michael Lieber erinnerte an die Ankunft der ersten Flüchtlinge in der AfA Stegskopf und sprach diesbezüglich von einem bewegenden Moment. Sein Dank galt allen, die sich dort engagieren, besonders den vielen Freiwilligen der Ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe Heller-Daadetal, aber auch den Helfern und Mitarbeitern von DRK, THW, Polizei und Verwaltungen. Lieber forderte, den Stegskopf zu einer eigenständigen Erstaufnahmeeinrichtung zu machen, eine Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge dort einzurichten. Eine weitere Forderung war die Einhaltung der Belegungsgrenze der AfA, sowie keine Wohncontainer dort aufzustellen. Der Kreis, die Region und das Land leisteten derzeit Beachtliches, so Lieber. „Wir können stolz sein auf das, was zurzeit im Namen der Freiheit, der Menschenrechte und der Demokratie geschieht“.



Bernd Becker bedankte sich bei allen Teilnehmern, dass sie gekommen waren um Gesicht zu zeigen. Er kritisierte die Inhalte der so genannten Sozialen Netzwerke, die teils eher asoziale Netzwerke wären. Was darin an Beschimpfungen und Bedrohungen zu lesen sei, sei unerträglich. Becker verlas den Paragraph 1 des Grundgesetzes und erinnerte daran, dass die Menschenwürde für alle gelte auch für Rechte und Salafisten. Die Obergrenzen-Diskussion sei auch eine verfassungsrechtliche Diskussion. Er erinnerte nochmals an die Fluchtursachen und zählte neben den Kriegen im Nahen Osten auch die Differenzierungen in erste und dritte Welt, sowie Schwellenländer auf.

Alle Menschen lebten in einer Welt und die großen wirtschaftlichen Unterschiede gelten ebenso als Fluchtursachen. Der Demographische Wandel in Deutschland schreie förmlich nach Zuwanderung. Die Geschwindigkeit mit der die Menschen nun hier in das Land kämen, das sei ein Problem. Die Entscheidung Merkels begrüßte Becker und gab der Kanzlerin recht bezüglich ihres Spruches „Wir schaffen das“. Als Polizist äußerte Becker sich ebenfalls zu den Vorfällen in Köln und sprach von hoher krimineller Energie der Täter die durch nichts zu entschuldigen sei. Diese seien nicht in den Rechtsstaat integriert. Hier müsse die Antwort hohe Haftstrafen, Ausweisung und ein Wiedereinreiseverbot sein.

Superintendentin Andrea Aufderheide sprach hinsichtlich der Flüchtlinge von schweren Schicksalen, die sie berührten und gab einige Beispiele. Keine Barrieren könnten diese Menschen auf der Suche nach einem Leben in Frieden und Freiheit aufhalten. Sie beklagte den europaweiten Ruck nach rechts und meinte an die Teilnehmer der Kundgebung gerichtet: „Gott sei Dank haben sie Deutschland als Einwanderungsland begriffen“. Sie gäben ein starkes Bekenntnis für Menschlichkeit und Toleranz. Hass und Hetze dürften keinen Raum in der Gesellschaft bekommen. Schon zu Zeiten Jesu habe es viele Menschen auf der Flucht gegeben, wovon die Bibel berichtete. Heute seien 60 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Europa sei aber bis jetzt eine gemeinsame Antwort in dieser Frage schuldig geblieben. Es sei unmenschlich Flüchtlinge abzuweisen. Europa selbst trage einen Anteil an den Fluchtursachen.

Dekan Rudolf Reuschenbach lobte die hohe Bereitschaft an Hilfe und Mitgefühl gegenüber den Flüchtlingen und rief alle Christen auf, den unmenschlichen Strömungen in der Gesellschaft entschieden entgegen zu treten. Pastor Michael Seim lud die Teilnehmer der Kundgebung ein, im Anschluss die Andacht in der ev. Barockkirche zu besuchen. Die Veranstaltung auf dem Günter-Wolfram-Platz wurde von Musiker und Sänger Jörg Brück (Musical!Kultur Daaden) mit Gitarre und Gesang begleitet. Als er die Lieder "Das tut nichts dazu" (Hannes Wader) und "Die Gedanken sind frei" anstimmte sangen die Teilnehmer der Kundgebung spontan mit. (anna)


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