Harry Neumann, ehemaliger Landesvorsitzender des BUND Rheinland-Pfalz, tritt aus dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) aus. Er legt damit auch seine Funktion als Vorsitzender der Kreisgruppe Westerwald nieder. In einer persönlichen Erklärung erläutert er seine Beweggründe.
Harry Neumann. Foto: privat.
Hachenburg. Neumann betont, Naturschutz sei und bleibe seine Herzensangelegenheit. Aber: „Wenn im BUND der Naturschutz, insbesondere in unseren heimischen Wäldern, Natura 2000-Gebieten, Landschaftsschutzgebieten und Naturparken verhandelbar wird, wenn der BUND in der Öffentlichkeit die sogenannte Energiewende und den Klimaschutz zum Maß aller Dinge erklärt und so die Umwandlung von Landschaften und Wäldern in Energieindustriegebiete rechtfertigt, ist das ein Weg, den ich nicht mehr mitgehe.
Ich akzeptiere es nicht, dass der Zweck die Mittel heiligt.
Ideologiefreie und unabhängige Naturschutzarbeit, die sich umfassend für Natur-, Arten- und Landschaftsschutz sowie Wälder als „Hotspots“ der Biologischen Vielfalt einsetzt, sei für Neumann beim BUND nicht mehr erlebbar. „Ganz im Gegenteil. Alleine in meiner Heimatregion Westerwald und auch in anderen Mittelgebirgslandschaften gibt es konkrete Beispiele, die belegen, dass originäre Naturschutzarbeit und der Schutz der Natur nicht mehr im Fokus des BUND stehen. Wer „Gemeinsame Erklärungen“ mit der Windindustrie abgibt und mit Investoren und Betreibern „Vereinbarungen“ trifft, ist meines Erachtens. nicht mehr unabhängig und nicht mehr glaubwürdig. Dies gilt besonders für den BUND Rheinland-Pfalz, in dessen Landesvorstand sogar ein Funktionär der Windenergie sitzt. Diese falsche und einseitige Politik führt zu einer flächendeckenden Natur-, Arten- und Landschaftszerstörung. Die großen Leistungen der Biodiversität für den Natur- und Klimaschutz sowie die massiven Folgen der industriellen Eingriffe für die Biologische Vielfalt werden völlig ausgeblendet.“
Neumann bedauert zudem, dass auch der Respekt vor abweichenden Meinungen für ihn im BUND nicht mehr erlebbar sei. Dies lasse für ihn nur einen Schritt zu: Ich trete aus diesem Verein aus. Es gibt glücklicherweise viele gleichgesinnte Naturschützer, die mein Grundverständnis von ernstgemeinter und unabhängiger Naturschutzarbeit teilen und die mich darin bestärken, mich konsequent und mit Herz und Leidenschaft weiter für den Natur- und Artenschutz einzusetzen. Ich habe mich als unabhängiger Naturschützer nur einem verpflichtet und zwar mich für den Erhalt und die Entwicklung von Landschaften, Wäldern, Wildtieren und Lebensräumen einzusetzen. Und das werde ich auch weiterhin tun.“
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Ich möchte bei der Gelegenheit auf den Verein Fortschritt in Freiheit e.V. (Sitz Köln) verweisen, der es sich u.a. zum Ziel gesetzt hat, dem Allmachtanspruch grüner Psychokonzerne entgegenzutreten und die daran zu hindern, nicht nur (durch Kunbgelei mit den Windparkgewinnlern) unsere Natur zu zerstören, sondern auch unsere Wirtschaft und unsere Freiheit. #7 von Klaus Ermecke, am 07.01.2016 um 17:25 Uhr
Natur- und Artenschutz ist konkret, vermeintlicher Umweltschutz ist vage. BUND und "GRÜNE" machen gemeinsame Sache. Beide verdienen es nicht (mehr), sich mit der Farbe Grün zu schmücken. Der BUND sollte sich nur noch BUD nennen. Und Hessenforst sollte sich auf alte Werte zurückbesinnen: Nachhaltigkeit. Hier erlebe ich, wie man in großem Stil und in unverantwortlichem Ausmaß mit Riesenmaschinen alte Buchen und Eichen aus den Wäldern "erntet", und um offensichtliche Horstbäume herum in nähster Nähe Bäume fällt und so den Charakter der Horststandorte dauerhaft verändert. Mit Naturschutz hat all das nichts mehr zu tun, es geht hier nur noch um Profit!
Werter Herr Harry Neumann, aus dem BUND auszutreten war folgerichtig, und es ist folgerichtig, dass Sie dem Naturschutz weiterhin die Treue gelobt haben.
Eine Idee: Für jedes Windrad, das in Deutschland steht oder das noch gebaut werden wird, sollte man zumindest einen konkreten Baum ausweisen, dem man urkundlich für 300 Jahre Bestandsrecht garantiert. Dann werden nachfolgende Generationen, welche einen solchen Baum bestaunen dürfen, an diese verruchten Zeiten erinnert werden, als man vermeintlichen Umweltschutz höher wertete als das Wesentliche, den Natur- und Artenschutz. #6 von Ulrich Graßmann, am 07.01.2016 um 13:15 Uhr
Es ist doch verwunderlich wenn man einige Kommentare der vorigen Verfasser liest. Der BUND RLP hat seine Positionen zur WindEnergie nicht erst seit gestern, sondern schon seit Jahren. Diese sind für alle Mitglieder offen ersichtlich. Komisch, dass das einigen Mitgliedern, die vor Jahren noch mit den Worten "Wasser, Wind und Sonne - Atomkraft in die Tonne" durch die Gegend liefen, erst jetzt auffällt.
Es gibt klare Ausschlussgebiete - daran hält sich der BUND.
Im Übrigen: Man schaue sich mal an, wer in so mancher Tierstiftung oder Energiekonzern so alles im Aufsichtsrat oder Vorstand sitzt - darüber spricht allerdings keiner..... #5 von Marvin Schnell, am 07.01.2016 um 09:16 Uhr
Man muss sich wundern, dass nicht schon viel mehr Mitglieder aus den sogenannten Naturschutzverbänden ausgetreten sind. Die Führungen dieser Organisationen sind doch schon längst von der Windkraftindustrie und ihren Lobbyisten unterwandert. #4 von Dr. Horst Schöntag, am 06.01.2016 um 23:12 Uhr
Nachdem die Führungsriege der großen (ehemaligen) Naturschutzverbände NABU und BUND ihre Seele und somit die Natur an die Windkraftindustrie verkauft hat, ist der Austritt von Harry Neumann vollkommen folgerichtig und verdient Hochachtung. Die Unterwanderung der Naturschutzverbände durch die Windkraftindustrie beschränkt sich nicht nur auf Rheinland-Pfalz - auch in Baden-Württemberg ist die Stelle der Landesgeschäftsführung des BUND jetzt mit Frau Pilarsky-Grosch, der ehemaligen Vorsitzenden des Verbands der Windkraftindustrie besetzt. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.... #3 von Verena Schöntag, am 06.01.2016 um 23:11 Uhr
Solche Leute wie sie sollte es viel mehr geben #2 von wcappi, am 06.01.2016 um 17:26 Uhr
Ich freue mich, dass es solche aufrechten Naturschützer noch gibt. Angesichts der Windkrafteuphorie bei nahezu allen so genannten Umweltverbänden bin ich oft der Verzweiflung nahe. Es ist notwendig, wie in Bayern bereits geschehen, in ganz Deutschland einen neuen BUND zu gründen. Einen BUND, der sich wieder auf das Ziel des Naturschutzes besinnt. Einen Gegenverband zu den Industrielobbyisten, die die Naturverbände unterwandert haben. #1 von Ilka Hoffmann, am 05.01.2016 um 17:59 Uhr
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