Zusätzliche Betreuungskräfte in der Altenpflege auch im Westerwald
Für viele ältere Menschen wird auch im Westerwald das Leistungsangebot mit der neuen Pflegereform besser! Bereits in den letzten Jahren wurden in vielen stationären Pflegeeinrichtungen zwischen Montabaur und Rennerod Verbesserungen bei der Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner umgesetzt.
Westerwaldkreis. Ursache dafür sind zunächst die zusätzlichen Betreuungskräfte. Aber auch der Auf- und Ausbau eines Netzes zur Gewinnung von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und -mitarbeitern.
Das Forum Soziale Gerechtigkeit begrüßt diese nachhaltige Verbesserung durch mehr Betreuung und Aktivierung und hat sich in einigen Altenpflegeeinrichtungen und bei deren Trägern im Westerwaldkreis informiert, wie die praktische Umsetzung vor Ort funktioniert. Fazit: Die verschiedenen Möglichkeiten des Einsatzes zusätzlicher sozialer Betreuungskräfte und des Ehrenamtsausbaues werden in fast allen befragten Einrichtungen genutzt. „Meist wird die Pflege nur kritisiert, hier hat der Gesetzgeber aber etwas richtig Gutes auf den Weg gebracht“, sagt Forumssprecher Uli Schmidt (Horbach). Man wolle dazu beitragen, dass dies in der Öffentlichkeit zur Kenntnis genommen und auch einmal über spürbare Verbesserungen in der Pflege berichtet wird.
‘‘Dies ist die beste Verbesserung seitdem ich in der Altenhilfe tätig bin“, lobte Michael Lobb als Einrichtungsleiter im Seniorenzentrum Bethesda in Höhr-Grenzhausen die Fortschritte. Nicht nur der Stellenschlüssel habe sich verbessert, sondern seit Beginn des Jahres kämen alle mit einem grundpflegerischen Bedarf in den Genuss der zusätzlichen Alltagsbegleitung. Zusätzlich zu den drei Vollzeitstellen kümmerten sich derzeit sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um die Aktivierung und Begleitung der Bewohner. „Dadurch konnte unser Konzept erweitert und viele neue Angebote der Alltagsbegleitung und Beschäftigung geschaffen werden“, meinte Lobb. Ein wichtiger Effekt sei auch die Entlastung der Pflege.
Im Senioren-und Kurzzeitpflegeheim „Ignatius-Lötschert-Haus der Barmherzigen Brüder in Horbach werden sechseinhalb Stellen in den verschiedenen Formen der sozialen Betreuung und Aktivierung eingesetzt. „Damit haben wir bisher durchweg gute Erfahrungen gemacht und können auf engagierte Leute bauen“, meinte Heimleiter Bernd Eberz. Zusätzlich sei eine weitere Stelle zum Ausbau eines Netzes von Ehrenamtlichen geschaffen worden.
Auch im Hildegard von Bingen Seniorenzentrum in Wallmerod ist das Thema angekommen. „Für unser Haus bei 71 stationären Pflegeplätzen ist ein theoretisches Potential von dreieinhalb Vollzeitstellen gegeben, stellt Geschäftsführer Dirk Koopmann fest. Das Problem sei noch die Gewinnung von geeignetem Personal für diese wichtigen Arbeitsbereiche. Auch das Thema Ehrenamt sei nicht zu vernachlässigen.
Für die Pflegeeinrichtungen des DRK-Kreisverbandes wies Kreisgeschäftsführer Olaf Reineck darauf hin, dass sein Verband für alle Einrichtungen die Zahl der zusätzlichen Kräfte zum 1.3.2015 erheblich auf 18 Personen angehoben habe. „Das ist auch keine Kunst, denn diese Kräfte werden zu 100 Prozent durch die Pflegekassen bezahlt“, so Reineck. Bei den Stellen für den Ausbau des Netzwerkes von Ehrenamtlichen sei sein Verband noch zurückhaltend, da dies aufwändige Pflegesatzverhandlungen erfordere.
Etwas anders sieht das der Bezirksverband Rheinland der AWO für sein Seniorenzentrum Kannenbäckerland in Höhr-Grenzhausen. Hier sei, so Pflegeabteilungsleiter Heinz Hörter, bereits eine feste Ehrenamtskoordinatorin eingestellt worden. Gerti Höhlein bringe die Menschen zusammen, die im Seniorenzentrum wohnen, und diejenigen, die sich aus vielfältigen Beweggründen für ältere Menschen einsetzen wollen. Dies sei eine sinnvolle Ergänzung zu den aktivierenden Betreuungskräften.
Im Bereich der zusätzlichen Betreuungskräfte verfügt das Seniorenzentrum Hildegardis der Azurit-Gruppe in Langenbach bei Kirburg über zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, verteilt auf über siebeneinhalb Vollzeitstellen. Hinzu kommen noch drei Ergotherapeuten. „Die Kollegen der Pflege sind da schon mal etwas neidisch, allerdings können wir so wirklich individuelle Angebote machen“, so Heimleitung Claudia Ahrens. Der Bereich der Einzelbetreuung sei dadurch deutlich ausgebaut worden - die Tagesstruktur nun lebbar und erlebbar. Dies wiederum entlaste auch die Beschäftigten in der Pflege.
Allerdings ist es für das „Hildegardis“ nicht ganz einfach, geeignetes Personal für diesen Bereich zu finden. „Das Arbeitsamt fördert diese Qualifikation, allerdings ist nicht jede ehemalige Einzelhandelskauffrau oder Kassiererin für diese Aufgabe geeignet“, stellt Ahrens fest.
Nicht nur im Westerwald ist die Einschätzung positiv. „Mittlerweile wurden im überwiegenden Teil der zugelassenen vollstationären Einrichtungen in Rheinland-Pfalz entsprechende individuelle Vereinbarungen abgeschlossen“, teilte die Vorstandsvorsitzende der AOK-Pflegekasse Rheinland-Pfalz/Saarland, Dr. Irmgard Stippler, auf Anfrage mit. Erste Rückmeldungen von Heimen und Heimbewohnern seien sehr positiv.
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