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Nachricht vom 23.08.2015    

Großartiges „Kavpersaz“-Konzert in Neuhäusel

Uli Schmidts Stirn durchfurcht seit kurzem eine Sorgenfalte. Der Macher der Kleinkunstbühne Mons Tabor bedauerte in diesem Jahr den Besucherschwund bei „Musik in alten Dorfkirchen“. Die Organisatoren wollen keine Abstriche an der Qualität der Bands machen. Es werden weiterhin die besten Musiker sein, so wie die Gruppe „Kavpersaz“ aus Anatolien am Sonntag, 23. August.

Kavpersaz-Konzert in Neuhäusel. Fotos: Helmi Tischler-Venter

Neuhäusel. Ein einschlägiges Kriterium für musikalische Qualität ist der Creole-Preis, mit dem die Gruppe unmittelbar nach ihrem letzten Konzert im Westerwald geehrt wurde. Die Musiker sind so ungewöhnlich wie ihr Name, der sich in keinem Wörterbuch finden lässt. Er ist aus den Anfangsbuchstaben der traditionellen anatolischen Musikinstrumente zusammengesetzt. Dazu gehören die Hirtenflöte Kaval und Perkussionsinstrumente wie die kurdische Rahmentrommel Erbane, die Vasentrommel Darbuka und die anatolische Davul sowie die Langhalslaute Saz oder die Baglama.

Auf diesen traditionellen Wurzeln bauen die Künstler einen neuen musikalischen Kosmos. Musik verbindet: Zwei der Musiker sind kurdischer und zwei türkischer Abstammung. Es wird viel geredet über kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten und friedlich und freudig zusammen musiziert. Yasin Boyraz ist der Kaval- und Erbane-Spieler, ein Virtuose auf Hirtenflöten verschiedener Art. Sein Bruder Bans Boyraz greift zu Davul und klassischer Gitarre. Fethi Ak brilliert an Darbuka, Bassdarbuka und anderen Percussion-Instrumenten. Umut Yilmaz ist der Spezialist für Baglama und ähnliche Instrumente mit zwei bis acht Saiten. Außerdem erläutert er charmant und in perfektem Deutsch die Titel und Instrumente.

Die Zuhörer in der Evangelischen Kirche erlebten durch das Ensemble einen ganz besonderen konzertanten Genuss und erfuhren, dass ein kurdisches und ein türkisches Lied wunderbar zusammenpassen, denn Musik verbindet alles. Die Blockflöten-ähnliche Kaval klingt dabei schrill und laut, die sehr lange Form dagegen sanft und sandartig mitrasselnd. Ein Lied stammte aus der alevitischen Kultur, der zweitgrößten Religion in der Türkei. Die bauchige Baglama bezeichnete Umut Yilmaz als „unser Koran“, das Lied besagte: „Ich brauche dich nicht, ich nehme alles aus der Natur, was ich zum Leben habe.“

Die große Trommel Davul werde gern bei türkischen Hochzeiten gespielt und eigne sich für Bauchtanz. Im Konzert kam sie in einem Lied über die Auswanderung nach Armenien zum Einsatz zusammen mit der Kaval, die mit ihren sanften, sehnsuchtsvollen Melodien an Panflöten erinnerte. Dann wurde die Melodie lebhafter und beschwingter, die harmonische Melodie kehrte in Variationen wieder.



Zwei Lieder – ein kurdisches und ein türkisches wurde von dem Quartett gekonnt verbunden mit einem fulminanten Percussions-Solo, die Darbuka raste im Neun-Achtel-Takt. Das Solo erntete begeisterten Applaus und Pfiffe aus dem Publikum.

Im zweiten Teil des Konzerts überraschten Musiker mit Variationen von Beethovens „Freude schöner Götterfunken“. „Wäre Beethoven in Anatolien geboren, hätte er mehr am Rhythmus gedreht“, zum Beispiel als Neun-Achtel-Tanz oder im Sechs-Achtel-Takt wie in Dercem oder im extrem schnellen Sieben-Achtel-Takt, auf den am Schwarzen Meer getanzt wird. Bei Yasin Boyraz Original-Melodie auf der Kaval gespielt, sang das Publikum sogar mit.
Humorvoll übersetzte Yasin Boyraz das nächste Lied: „Es heißt Leben. Sie wissen schon: Das Leben ist zu lang.“ Nach seinem Flötensolo spielte Fethi Ak in Tapping-Technik auf seiner Gitarre fulminante Riffs. Und „Amazing Grace“ wurde von dem Quartett rhythmusbetont dargeboten. Beim Lied von dem Hirten, der seine Schafe mit Flötenspiel durch den Fluss locken muss, kam Yasin Boyraz mit seiner Hirtenflöte durch die Zirkulationstechnik, bei der ohne Druck durchgespielt werden muss, ins Schwitzen. Das letzte Lied hieß „Ich bin eine Taube“ und sollte den Wunsch der Musiker ausdrücken, dass alle Menschen ohne Krieg, friedlich vereint nach Hause gehen sollen.

Anhaltender Applaus des begeisterten Publikums erbrachte eine Zugabe. Man war sich einig, dass die Konzerte in der Reihe „Musik in alten Dorfkirchen“ immer besuchenswert sind, da die Gruppen hochwertige Musik zu kleinen Preisen bieten.

Das letzte Konzert in diesem Jahr wird in Nordhofen dargeboten: Am Sonntag, 20. September kommen „DUDU TUCCI & BRASIL POWER DRUMS“ in die Evangelische Kirche in Nordhofen. Mit brasilianischem Temperament wird es dann sicher etwas lauter aber nicht minder virtuos zugehen. htv


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