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Nachricht vom 30.07.2015    

Literarisch-kulinarischer Abend über Fallada

Zu einer kulinarischen Lesung über den Autoren Hans Fallada hatte die Evangelische Erwachsenenbildung des Dekanats Bad Marienberg am 26. Juli in das Ev. Gemeindehaus in Gemünden eingeladen. Falladas problembeladener Lebenslauf und seine Werke wurden betrachtet, in den Pausen gab es regional passende Speisen.

Hans Fallada. Foto: Veranstalter.

Gemünden. Die bekanntesten Romane des Schriftstellers, der sehr anschaulich die Lebenswirklichkeit der Menschen im niedergehenden Kaiserreich über die Erfahrungen des ersten Weltkrieges und der Weimarer Republik bis in die Zeit des Nationalsozialismus schilderte, sind “Kleiner Mann – was nun?“ und „Ein Mann will nach oben“, der mit Mathieu Carrière verfilmt wurde.

Mitglieder des Kulturhauses Kreml (Mechthild Kitzler, Arnheid Kaiser, Ingetraut Schneider, Judith Borgwart, Otto Butzbach) und Reiner Kuhmann als Moderator des Abends, gaben im ersten Teil den Erlebnissen und Erfahrungen in der Kindheit und Jugend Falladas Raum. Noch unter seinem Geburtsnamen Rudolf Ditzen hatte Fallada, als Sohn eines Reichsgerichtsrates mit den Lebensstationen in Greifswald, Berlin und Leipzig eine nicht unproblematische Kindheit. Bei einem als Duell getarnten Doppelselbstmordversuch starb ein Mitschüler. Fallada wurde angeklagt, für unzurechnungsfähig erklärt und in eine Klinik eingewiesen. Dort kam er in Kontakt mit Morphium und psychoaktiven Substanzen, der Beginn einer späteren Drogensucht. Falladas weitere Lebensstationen mit eine landwirtschaftlichen Ausbildung und Arbeit auf verschiedenen mecklenburgischen Gütern brachten ihn durch Unterschlagungen, die er zur Finanzierung seiner Sucht vornahm, Gefängnisaufenthalte ein. Parallel dazu reflektierte er diese Erfahrungen in seinen ersten Büchern.



Trotz der überwiegend schwierigen Lebenserfahrungen verfasste Fallada durchaus auch heitere Texte. Aus den biografisch gefärbten Büchern „Damals bei uns daheim“ und „Heute bei uns Zuhaus“ wurden in Auszügen gelesen. In der Pause wurden passend zu den biografischen Anklängen neben einer mecklenburgischen Sülze eine Kartoffelsuppe gereicht. Erst der große Erfolg seines Romans „Kleiner Mann – was nun?“, die Ehe mit Anna Ditzen, genannt „Suse“, sowie sein Umzug in den kleinen Ort Carwitz in Mecklenburg gaben ihm für ein paar Jahre – trotz Anfeindungen durch das Nazi-Regime - ein Refugium für sein schriftstellerisches Dasein. Im zweiten Teil der Veranstaltung um Hans Fallada wurden die Werke beleuchtet, die in der Zeit in Carwitz entstanden.

Aus dem Alltag seines Lebens mit seiner Familie, den Bemühungen als Imker und Vater von drei Kindern handelten die Texte. Nach der Scheidung von seiner Frau und dem Abschied von Carwitz verbrachte Fallada seine letzten Lebensstationen in Berlin. Dort entstand sein Roman „Jeder stirbt für sich allein“. Fallada starb 1946 in der Berliner Charité.

Mit einem versöhnlichen Text aus einem seiner Kinderbücher und einem mecklenburgischen Nachtisch endete der Abend zum Leben und Werk eines der bedeutendsten Erzähler des 20. Jahrhunderts.



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