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Nachricht vom 02.12.2014    

Robin hat seinen Platz im Berufsleben gefunden

19-Jähriger mit Handicap bekam Chance im Globus SB Warenhaus Lahnstein – Agentur für Arbeit Montabaur finanzierte die Förderung. Ziel: Robin über Unterstützte Beschäftigung ins Berufsleben zu integrieren. Der junge Mann ist am ersten Arbeitsmarkt angekommen. Robin und Arbeitgeber sind sehr zufrieden.

Robin Kümmel (links) und Teamleiter Markus Röhl. Fotos: privat.

Montabaur. Robin Kümmel weiß, was zu tun ist: Aus der Kühlkammer hat er Gurken, Tomaten und einen Topf Petersilie geholt. Jetzt schneidet er die Zutaten für den Salat - sorgfältig und hoch konzentriert. Wie läuft´s im Job? „Sehr gut!“, teilt der 19-Jährige knapp mit, und sein zufriedenes Gesicht sagt mehr als alle Worte. Robin, der lern- und sprachbeeinträchtigt ist, hat seinen Platz gefunden: Er arbeitet als Küchenhelfer im Globus SB Warenhaus Lahnstein. Der Weg dorthin führte über eine Unterstützte Beschäftigung, finanziert von der Agentur für Arbeit Montabaur.

Der junge Mann aus Kestert (Rhein-Lahn-Kreis) hat die Förderschule in Nastätten abgeschlossen und besuchte anschließend das Berufsbildungswerk Worms. Dort wurden mit einer „berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme“ die Weichen für ein möglichst selbstständiges Leben gestellt. Sondiert wurde, ob Robin zunächst eine theoriereduzierte Werker-Ausbildung machen oder direkt nach einer Tätigkeit suchen sollte und wollte. Er entschied sich für Letzteres.

„Auch mit einer abgespeckten Lehre fühlte er sich überfordert. Er wollte einfach schaffen gehen“, erklärt Gerhard Giebeler, der bei der Agentur für Arbeit Montabaur Berufsberater für Menschen mit Behinderungen ist. Er lernte seinen Schützling kennen, als dieser die achte Klasse besuchte. Im folgenden Jahr gab es vor Robins Schulabschluss Gespräche, an denen die auch die Eltern teilnahmen, um gemeinsam eine Strategie für die berufliche Zukunft des Jugendlichen zu entwickeln.

Nach seiner Rückkehr aus Worms gab die Agentur für Arbeit den jungen Mann in die Obhut der Trigon Beratungsgesellschaft – mit dem Ziel, ihn über Unterstützte Beschäftigung ins Berufsleben zu integrieren. Eine solche Maßnahme beginnt mit einer Orientierung direkt am Arbeitsplatz im Betrieb. Die Agentur für Arbeit trägt sämtliche Kosten; dazu gehört auch eine Vergütung von 216 Euro pro Monat für den behinderten Menschen.

In Robins Fall war ein Unternehmen schnell gefunden. Das SB Warenhaus Globus ist bekannt dafür, auch Menschen mit Handicaps eine Chance zu geben. Marco Kaliebe, der sich als Qua-lifizierungstrainer bei Trigon mit Herzblut für Robin Kümmel einsetzte, stieß also auf offene Ohren. Petra Orth, Personalentwicklerin bei Globus, beschloss, den jungen Mann in der Küche einzusetzen: „Das passte. Denn er hatte während der Schulzeit ein Praktikum in einer Hotelküche absolviert, das ihm sehr gefallen hat.“ Knapp einen Monat dauerte die Orientierungsphase, und ganz ohne Theorie ging es nicht: Einmal pro Woche hatte Robin Projekttag bei Trigon in Koblenz. Dabei eignete er sich über ein Lernprogramm am Computer an, was er in der Küche z.B. über Hygienevorschriften und das Infektionsschutzgesetz wissen muss.



In seinem neuen Umfeld verhielt sich der 19-Jährige zunächst sehr zurückhaltend, ganz wie es seine Art ist. „Er stand da und wartete ab“, erzählt Markus Röhl, der als Teamleiter Gastronomie der direkte Vorgesetzte ist. Nach und nach lernte Robin, aus der Globus-Eigenproduktion Gerichte für die Frischetheke zusammen zu stellen, vom gemischten Salat bis zum Vanillepudding mit Fruchtsoße. Röhl: „Ein neuer Tag begann mit der Frage: Was hast du gestern gemacht? Dann hat er Schritte auf-gezählt, und ich sagte ihm: Dann mach es wieder so.“

Heute arbeitet Robin weitgehend selbstständig in seinem Aufgabenfeld und weiß sich zu behaupten im 38-köpfigen Küchenteam, in dem es laut Petra Orth zugeht wie in einer großen Familie: „Es wird gelacht, gemeckert und diskutiert. Und das ist gut so. Wir wollen keine Ja-Sager, sondern Beschäftigte, die mitdenken.“ Das hat inzwischen auch der junge Mann aus Kestert begriffen. Wenn ihm etwas nicht passt, kommt der Kommentar: „Das nervt!“

Eine Unterstützte Beschäftigung dauert bis zu zwei Jahren. Für Robin Kümmel endete sie bereits nach 14 Monaten. Seit dem 1. Oktober hat er eine unbefristete Stelle bei Globus – in Vollzeit, mit einem Stundenlohn von 8,50 Euro, Weihnachts- und Urlaubsgeld und allen anderen Vergünstigungen, die die Beschäftigten des Unternehmens genießen. „Er ist ein ganz normaler Mitarbeiter“, sagt Petra Orth. Alle, die ihn begleitet und gefördert haben, freuen sich über diese gelungene Integration am ersten Arbeitsmarkt. Robins Entwicklung kann ein ermutigendes Beispiel für andere Menschen mit Handicaps sein. Das weiß er. Gefragt, ob seine Geschichte erzählt werden darf, antwortet er mit neuem Selbstbewusstsein: „Ich bin dabei!“



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