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Nachricht vom 16.11.2014    

Die musikalische Hölle glühte in Hachenburg

Im Rahmen des Figurentheaterfestivals holte die Kulturzeit Hachenburg wieder einmal einen Großmeister des Puppenspiels auf die Bühne der Stadthalle: Am Samstag, den 15. November spielte Marc Schnittger „Die musikalische Hölle - Eine Odyssee durch Zeit, Raum und Klang“. Mit gekonnter Puppen- und Stimmführung faszinierte Schnittger das Publikum.

Marc Schnittger lässt zwei Musiker miteinander reden. Fotos: Wolfgang Tischler

Hachenburg. Die Hölle ist voller Musik und Musiker in dem Theaterstück, das auf der Grundlage von Kafkas „Schloss“ entstanden ist. Das Schloss ist die Werkstatt des Instrumentenbauers Fürst. Die Kulissen sind mit Fragmenten von Kompositionen bedeckt. Ein roter Vorhang ist der Höllenschlund. Schnittger rennt zu Beginn des Stücks mit einer Axt auf die Bühne, nimmt sich eine Violine und zerhackt diese hinter dem roten Vorhang.

Es klingelt. In das Haus kommt der Musiker Georg Schnittelbach, um vor dem wichtigsten Auftritt seines Lebens seine wertvolle Geige überholen zu lassen. Für ihn beginnt nun der Höllenritt durch Ängste und Konfrontationen. Die Puppe besteht aus einem lebensgroßen Kopf mit beweglichem Mund und Armen und endet in einem Mantel. Sie wird von Schnittger meisterlich geführt bei dem Dialog zwischen Sekretär und Schnittelbach. Sein ganzes Können beweist der Puppenspieler im schnellen Wechsel der Figuren. Im Dachgeschoss des Hauses, in dem er gestrandet ist, trifft der Musiker drei weitere Kollegen in Gestalt dreier origineller Klappmaulpuppen.

Diese drei verkannten Genies befinden sich bereits seit längerer Zeit im Schloss „Fürst“, weil sie ebenfalls ihr Instrument zur Reparatur abgegeben hatten und aus dem Labyrinth aus Zeit und Raum nicht mehr herauskamen. Daher hat sich ein Pianist der Völlerei und ein Trompeter der Trunksucht hingegeben, während der dritte Musiker in fortgeschrittener geistiger Verwirrung gar nicht mehr aus dem Haus hinaus will und tagtäglich seine unvollendete Komposition, ohne Instrument aber ständig singend, weiter komponiert.

Für die schnellen Raumwechsel sorgten zwei Assistenten, die im feinen Anzug die Kulissenwände drehten und wendeten und so für die Musiker den Ausweg permanent verstellten. Schnittger wechselte blitzschnell die Figuren samt zugehöriger Stimmführung. Perfide Dialoge ließen die Zuschauer mit den Gefangenen bangen. Es fielen Sätze der Trostlosigkeit wie „Ich lege keinen Wert mehr auf die Welt.“, „Das Leben ist reduziert auf einen Sessel voller Büchsenfleisch. Wie ein Tier.“ „Nur ein freier Musiker ist ein radikaler Musiker.“



Der Sekretär zieht sich auf eine formale Ebene der Untätigkeit zurück: „Ich habe jetzt Feierabend.“ „Auch Sie müssen das Formular ausfüllen und warten, bis Sie an der Reihe sind.“ Er zieht das Fazit: „Die Geschichte der Menschheit ist eine ewige Abfolge verpasster Gelegenheiten.“ Dazu verstärkte Geigenmusik das beklemmende Gefühl des Ausgeliefertseins.

Schnittelbach erkennt, dass das Haus mit den wertvollen Musikinstrumenten geheizt wird. Er sucht verzweifelt seine Geige und zieht sie halb verkohlt aus dem Brennofen. Während Schnittelbach mutlos „Mörder!“ schreit und den Weg nach draußen sucht, hat nur der Verwirrte den Durchblick: „Es ist alles ein einziger Schwindel, Betrug und Täuschung.“ Der Sekretär bestätigt: „Nun ja, alles ist Täuschung.“

Am Schluss erlebten die Zuschauer ein Deja vu. Es klingelte, der Sekretär öffnete die Tür und ließ einen Geiger ein, der sein Instrument zum Instrumentenbauer Fürst brachte. Im Gegensatz zu den Musikern des Figurentheaters konnten die Besucher der Hölle entkommen und ins Freie gelangen. Helmi Tischler-Venter



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