Werbung

Nachricht vom 06.10.2014    

Bei Erwerbsminderungsrente droht oft Altersarmut

Soziales Problem im Westerwald nicht länger verdrängen: „Wenn ich das nur früher gewusst hätte!“ Dieser Satz war nicht nur einmal zu hören, als das Forum Soziale Gerechtigkeit in Selters zur Informationsveranstaltung „Erwerbsminderungsrente – ein verdrängtes soziales Problem?“ eingeladen hatte.

Freuten sich über eine gute Resonanz zu der Informationsveranstaltung zur Erwebsminderungsrente in Selters (vlnr): Willi Löcher (Beigeordneter der VG Selters), Uli Schmidt (Forum Soziale Gerechtigkeit), Bernd Aichmann (Sozialministerium Rheinland-Pfalz und Martin Neppl (Deutsche Rentenversicherung).
Foto: Veranstalter.

Selters. Bei dieser komplizierten Materie ist es in jedem Fall ratsam, sich früh genug zu informieren, um mögliche Nachteile zu verhindern. Fast 50 Westerwälder, meist selbst Betroffene, waren der Einladung gefolgt.

„Wer Erwerbsminderungsrente beantragen muss, steht meist nicht auf der Sonnenseite des Lebens und es droht unverschuldet Altersarmut“, stellte Forumssprecher Uli Schmidt (Horbach) bei seiner Begrüßung fest. Im Sitzungssaal der Verbandsgemeinde Selters dankte deren Beigeordneter Willi Löscher den Organisatoren für diese Initiative, da es auch im Westerwald viele Menschen gebe, die wegen einer Krankheit ihren Beruf aufgeben oder vorzeitig mit dem Arbeiten aufhören müssten.

Als Rentenreferent im Mainzer Sozialministerium erläuterte Bernd Aichmann die gesetzliche Entwicklung der Erwerbsminderungsrente und die gesellschaftlichen Hintergründe. „Brüchige Erwerbsbiografien, ein gewachsener Niedriglohnsektor und die Zunahme psychischer Belastungen in der Arbeitswelt sind da unter anderem zu nennen“, so der Referent. Er wies zudem darauf hin, dass das Rentenniveau seit 1993 spürbar zurück gegangen sei. Aichmann stellte verschiedene Reformvorschläge vor, von Leistungsverbesserungen bis zur Stärkung von Rehabilitation und Prävention, um möglichst lange im Arbeitsleben bleiben zu können Damit leitete er über zu dem am 1. Juli 2014 in Kraft getretenen Rentenpaket, das einige Verbesserungen bei den Erwerbsminderungsrenten enthalte.

Hier setzte der Vortrag des Vertreters der Deutschen Rentenversicherung (DRV) ein, der die erfolgte Verlängerung der Zurechnungszeit um zwei Jahre bis zum 62. Lebensjahr erläuterte. Ferner werde seither ausgeschlossen, dass Einkommensminderungen in den letzten vier Jahren vor Eintritt der Erwerbsminderung die Höhe der Erwerbsminderungsrente negativ beeinflussen.



„Der Anspruch auf eine Rente wegen verminderter Erwerbsfähigkeit setzt neben der Erfüllung der medizinischen Voraussetzungen auch voraus, dass eine Wartezeit von fünf Jahren vor dem Versicherungsfall erfüllt ist“, so Martin Neppl von der DRV in seinem umfassenden Vortrag. Entscheidend für die Gewährung der Rente sei grundsätzlich die gesundheitliche Leistungsfähigkeit unter den Bedingungen des allgemeinen Arbeitsmarktes. Eine volle Erwerbsminderung liege vor, wenn täglich weniger als drei Stunden gearbeitet werden könnten, zwischen drei und sechs Stunden eine teilweise Erwerbsminderung.

In der sich anschließenden Diskussion kamen auch viele Betroffene zu Wort. Wiederholt wurde bemängelt, dass die Erwerbsminderungsrente nicht zur Existenzsicherung reiche und ein angemessener Zuverdienst notwendig sei. Gefragt wurde auch nach der Bewilligung eines Darlehens durch den Grundsicherungsträger, um nach dem Krankheitsfall das eigene Häuschen nicht zu verlieren.
Uli Schmidt dankte am Schluss allen Beteiligten und stellte fest: „Leider lässt sich von der Erwerbsminderungsrente auch nach den aktuellen Änderungen allein kaum leben. Deshalb werden Prävention und die berufliche Rehabilitation nach einer Erkrankung immer wichtiger“. Die Politik müsse künftig dafür sorgen, dass dies ein Schwerpunkt der Rentenpolitik werde.



Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Westerwaldkreis mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.



Lokales: Selters & Umgebung

Jetzt Fan der WW-Kurier.de Lokalausgabe Selters auf Facebook werden!


Anmeldung zum WW-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Westerwaldkreis.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Region


Unbekannter hob mit gestohlener Bankkarte Geld ab: Wer kennt diesen Mann?

Bad Honnef. Am 8. September 2023 hob ein unbekannter Mann in Bad Honnef mit einer gestohlenen Bankkarte Bargeld von einem ...

"Jänen Classic" in Waldbröl: Das Treffen für Oldtimer-Liebhaber am Pfingstsonntag

Waldbröl. Der Gewerbepark Waldbröl verwandelt sich am 19. Mai von 9 bis 17 Uhr in ein Paradies für Oldtimer-Enthusiasten. ...

Tragischer Verkehrsunfall auf der B8 bei Schenkelberg fordert ein Menschenleben

Schenkelberg. Ein tragisches Ende nahm am Samstag, 20. April, ein Verkehrsgeschehen auf der Bundesstraße 8 nahe Schenkelberg. ...

Sachbeschädigung an Karl Lefknecht Halle in Irmtraut - Polizei sucht Zeugen

Irmtraut. In der Zeit vom 19. bis zum 22. April kam es zu einer Sachbeschädigung an der Karl Lefknecht Halle in Irmtraut. ...

Anklage gegen bulgarisches Duo: Mord und Zwangsprostitution vorgeworfen

Koblenz. Die Anklageschrift, die kürzlich zugestellt wurde, enthält schwere Vorwürfe gegen das bulgarische Duo. Sie sollen ...

Frühlingszeit ist Flohmarktzeit: Geisweider Trödelmarkt lädt am 4. Mai zum Stöbern ein

Siegen-Geisweid. Der Frühling hält Einzug in Geisweid und mit ihm auch das behagliche Klima zum Trödeln. Das Team vom Geisweider ...

Weitere Artikel


Zauberhafter Abschluss des Lesesommers

Hachenburg. Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte Büchereileiterin Delya Gorges, die Lesesommerteilnehmer und die vielen Eltern, ...

Ausstellung zur Zeit des ersten Weltkriegs ist geplant

Horbach. Motto des Abends wird sein: „50 Jahre Sozialdemokraten im südlichsten Westerwald – 100 Jahre Erster Weltkrieg und ...

Steuerliche Erstberatung für Existenzgründer

Montabaur. Dazu sind Einzelgespräche mit einem Steuerberater im Starterzentrum der IHK-Geschäftsstelle Montabaur möglich. ...

Inklusiver Spendenlauf zu Gunsten von „Kinderglück“ - Seien sie dabei!

Region. In diesem Jahr feiert Special Olympics Rheinland-Pfalz, die Sportorganisation für Menschen mit geistiger Behinderung, ...

Sport für Menschen mit und ohne Behinderung im Westerwald

Selters. Voraussetzung für den Erfolg des Inklusionsansatzes auch im Sport sind Veränderungsprozesse in und außerhalb der ...

Infoabend an der Erich Kästner Realschule plus

Ransbach-Baumbach. Am Donnerstag, dem 16. Oktober um 19.30 Uhr besteht die Möglichkeit sich in der Aula der Schule über die ...

Werbung