Werbung

Nachricht vom 15.09.2014    

Im Boden beginnt das Leben

Hachenburger Waldboden wird wissenschaftlich untersucht und kartiert. Eine Forstreferendarin und fünf Forstreferendare leisten mit der so genannten Standortkartierung eine wichtige Grundlagenarbeit für die künftige Bewirtschaftung des Stadtwaldes Hachenburg sowie für eine umfassende Bildungsarbeit.

Bei der Vorstellung der Projektergebnisse im Stadtwald: Monika Runkel (Leiterin FBZ) neben der Referendarin Dorothea Lehmann und ihren Kollegen Dominik Schwarz, Patrick Haas, Gregor Seitz (v.l.n.r.) sowie Michael Gerster und Johannes Wagner (unten, v.l.n.r.), Foto: Landesforsten Rheinland-Pfalz.

Hachenburg. Pseudogley, Saprolithe und Konkretionen sind Beispiele von bizarr anmutenden Begrifflichkeiten aus einer komplexen Welt, mit der sich sechs junge Menschen während ihrer Referendarausbildung im höheren Forstdienst fast zwei Monate intensiv beschäftigt haben. Es handelt sich um eine Welt aus Humus, Mineralien, Luft, Wasser und Lebewesen: Den Waldboden. Auf einer Fläche von rund 300 Hektar, welche die Hälfte der Gesamtfläche des Stadtwaldes Hachenburg ausmachen, nahmen die Forstwissenschaftlerin und -wissenschaftler aufwändige Bodenuntersuchungen vor. Das Projekt ist ein Baustein ihres zweijährigen Referendariats bei Landesforsten Rheinland-Pfalz. Dr. Jürgen Gauer, Referent Standortkartierung an der Zentralstelle der Forstverwaltung, hat sie dabei fachlich ausgebildet. Das Forstliche Bildungszentrum (FBZ) am Forstamt Hachenburg stellte Unterkunft, Verpflegung, Seminarraum und KFZ zur Verfügung.

Die geologische Grundlage des Hachenburger Waldes bilden Quarzite, Sandsteine und Tonschiefer aus dem Devon mit teils über vier Meter mächtigen quartären Lössauflagen. Die saprolithische Verwitterung der Ausgangsgesteine zu Tonmineralien und Tonverlagerungsprozesse in den Lössauflagen verhindern auf vielen Böden den Wasserabfluss, Staunässe prägt zahlreiche Böden und bestimmt entscheidend die waldbaulichen Möglichkeiten und Notwendigkeiten in der Praxis. Zur detailgenauen Analyse der standörtlichen Gegebenheiten wurden achtzehn personentiefe Bodenprofile, teils auf klassische und mühsame Art mit Muskelkraft und Spaten, teils mit Hilfe eines Kleinbaggers, ausgehoben. In Anbetracht des niederschlagreichen Sommers war das nicht immer ein reines Vergnügen. Die gesamte Fläche wurde im festgelegten Raster von 50 mal 50 Metern mit speziellen Bodenbohrstöcken untersucht, die nur ein Bohrloch mit dem Durchmesser einer 2 Euro-Münze hinterließen.

Doch die eigentliche Arbeit begann erst danach: Wie hoch ist das Porenvolumen bzw. die Wasserspeicherkapazität der Böden, welche Bodenhorizonte mit welcher Mächtigkeit sind an den Profilen erkennbar, wie ist es um die Nährelemente bestellt, wie schaut es mit der Durchwurzelung aus – und sorgen die Regenwürmer für ausreichend Durchlüftung? Diese und viele weitere Fragen mussten beantwortet werden. Darüber hinaus stellte das Referendarteam Baumhöhenmessungen an, um die Wuchskraft („Ertragsklasse“) der Baumarten zu ermitteln. Des Weiteren wurde der Gesundheitszustand (Eignung) der Bäume festgestellt und beurteilt.



WW-Kurier Newsletter: So sind Sie immer bestens informiert

Täglich um 20 Uhr kostenlos die aktuellsten Nachrichten, Veranstaltungen und Stellenangebote der Region bequem ins Postfach.

„Die forstliche Standortkartierung ist die Grundlage allen waldbaulichen Handelns und entscheidet über die betriebswirtschaftlichen Erfolge, die Naturnähe, die Stabilität des Waldökosystems und die Waldästhetik“, erklärt Monika Runkel, Leiterin des Forstlichen Bildungszentrums, „als Quintessenz liegen nun erstmals bunte Standortkarten vor, mit deren Hilfe die Baumartenauswahl an jedem konkreten Standort erleichtert wird.“ So gibt es Waldorte, die aufgrund ihrer Bodenbeschaffenheit keine Flachwurzler wie die Fichte zulassen. Auf staunassen Böden bildet die Fichte nur ein flaches Wurzelsystem aus, wodurch die Gefahr des Windwurfes ab gewissen Windgeschwindigkeiten stark erhöht ist. Zahlreiche Abteilungen des Stadtwaldes kennzeichnen sich durch stark wasserbeeinflusste Böden, die eine anspruchsvolle, vorsichtige Behandlung bedingen. Auch recht seltene Böden wie Mittelgebirgsniedermoore hat die Gruppe gefunden.

„Das Ökosystem Boden ist ein äußerst sensibles Gebilde. Eine unsachgemäße Befahrung mit schweren Forstmaschinen führt zu Bodenverdichtung und schädigt den Waldboden langfristig und irreversibel“, warnt das Referendarteam, „daher wird ausschließlich auf den ausgewiesenen Rückegassen gefahren.“

Neben dem Nutzen für die tägliche Revierarbeit, werden die Ergebnisse zudem in der Bildungsarbeit intensiv verwendet werden. „Das Verständnis, dass nachhaltige, moderne Waldbewirtschaftung ohne eine dezidierte Betrachtung und Analyse des Bodens nicht möglich ist, wird in allen forstlichen Ausbildungsgängen behandelt und in regelmäßigen Fortbildungen immer wieder vertieft.“, so Runkel, die sich bei den Standortkartierern für ihre Mühen herzlich bedankt. In dieser Aussage wiederum spiegelt sich die Prämisse des Bildungswaldes Hachenburg wider: Nachhaltigkeit und Ganzheitlichkeit in der forstlichen Lehre. Nächstes Jahr soll die restliche Fläche des Stadtwaldes kartiert werden.


Lokales: Hachenburg & Umgebung

Jetzt Fan der WW-Kurier.de Lokalausgabe Hachenburg auf Facebook werden!


Anmeldung zum WW-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Westerwaldkreis.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Region


"Fachwerkmord" trifft auf Saxophon: Krimiautorin Brühl liest im b-05 Café

Montabaur. Spannung pur und dazu noch eine Prise Musik: Darauf können sich die Besucher des b-05 Cafés freuen. Ab 12 Uhr ...

DFB-Punktespiel: SSV Weyerbusch als erster FVR-Verein mit Gold-Status ausgezeichnet

Weyerbusch. Engagement und vielfältige Bemühungen werden belohnt – darüber durfte sich nun auch der SSV Weyerbusch freuen. ...

Pedel-Waldfest: Klettern und Grillen zwischen Vallendar und Hillscheid

Höhr-Grenzhausen. Die Handballer aus Vallendar öffnen am Mittwoch, 1. Mai, bereits ab 10 Uhr die Pforten auf dem Pedel und ...

Westerwaldwetter: Winter ade - Frühsommer hält Einzug

Region. Die nördliche Strömung, die uns diese Kaltluft brachte, kommt zum Erliegen. Der Weg aus Süden wird frei und warme ...

Der Kinderschutzbund Westerwald informiert zum Tag der gewaltfreien Erziehung

Region. Seit dem 1. Januar 2011 ist das Recht von Kindern auf eine gewaltfreie Erziehung im Bürgerlichen Gesetzbuch verankert. ...

Wölfin verantwortlich für Übergriffe auf Schafherden in Wallmerod

Wallmerod. Die DNA-Analyse der toten Lämmer, die am Montag, den 8. April 2024, nach den Übergriffen auf zwei benachbarte ...

Weitere Artikel


Einweihung des neuen Feuerwehrhauses in Alpenrod

Alpenrod. Greis betonte den hohen Stellenwert der Feuerwehr in unserer Gesellschaft und lobte die gute Nachwuchsarbeit, die ...

Deckenerneuerung an der L 292 in Schenkelberg

Schenkelberg. Hierbei werden abschnittsweise die Rinnenplatten erneuert, Abdeckungen der Verbandsgemeindewerke Selters für ...

Neue Ausbildungsrunde für Westerwälder Clown-Doktoren startet

Koblenz. Am 25. Oktober 2014 startet in Koblenz eine neue Ausbildungsrunde für Frauen und Männer, die sich zu ehrenamtlichen ...

Karin Cramer und Birgit Weis feierten Dienstjubiläum

Bad Marienberg. Zur Übergabe der Urkunde und eines Geldgeschenkes an Karin Cramer für 25 Jahre und Birgit Weis für 40 Jahre ...

Restaurant- Neueröffnung im Tenniscenter Zinhain

Zinhain. Wirt Senra, der seit 1976 in der Gastronomie tätig ist, davon viele Jahre in der Schweiz, weiß, wie man die Gäste ...

Neuwahlen in der Wehrführung von Quirnbach

Quirnbach. Weil sie bereits vor dem 1. Juli 2005 im Amt waren und sich bereit erklärt hatten, ihre Tätigkeit weiter auszuüben, ...

Werbung