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Nachricht vom 07.08.2014    

„Wäller“ wollen trotz Hilfebedarf länger daheim wohnen

Länger zu Hause leben und was Technik dazu beitragen kann, war Thema in Höhr-Grenzhausen. Wolfgang Putz verursachte mit seinem Referat mehr Angst als Vertrauen in die technischen Möglichkeiten. Die heiße Diskussion war nötig, denn der Pflegebedarf wird künftig reduziert werden müssen.

VdK-Kreisverbandsvorsitzender Walter Frohneberg (stehend) und Wolfgang Putz (Fraunhofer-Institut) waren als Referenten in Höhr-Grenzhausen dabei. Foto: privat

Höhr-Grenzhausen. Fast alle Westerwälder möchten in der vertrauten häuslichen Umgebung älter werden – auch dann, wenn der Bedarf an Hilfe, Betreuung und Pflege zunimmt. Mit der Frage, was moderne Technik dazu beitragen kann im Alltag, um insbesondere beim Wohnen zurecht zu kommen, beschäftigte sich am 5. August eine Veranstaltung im Seniorenzentrum Bethesda in Höhr-Grenzhausen.

Die Veranstalter mussten dabei feststellen, dass dieses Thema bei den betroffenen älteren Menschen noch mehr mit Ängsten als mit Hoffnungen verbunden ist.

Eingeladen hatten zu diesem „Westerwald-Dialog Sozial“ neben dem Forum Soziale Gerechtigkeit der VdK Kreisverband und die Bethesda St. Martin gGmbH. Für das gastgebende Seniorenzentrum begrüßte Einrichtungsleiter Michael Lobb die Gäste. Er wies darauf hin, das Haus sei voll belegt und verfüge auch über 16 betreute Wohnungen.

Für das Forum Soziale Gerechtigkeit stellte dessen Sprecher Uli Schmidt (Horbach) in seiner Einführung fest, der Einsatz moderne Technik beim Wohnen sei künftig nur in Verbindung mit einem barrierefreien Wohnraum und einem integrierten Pflegekonzept sinnvoll. „Diese Zukunftstechnik muss einfach sein, leicht in die Praxis umsetzbar und für die Nutzer bezahlbar“, so Schmidt. Optimal umgesetzt, könne dies in naher Zukunft dazu führen, den Pflegebedarf insgesamt zu verringern, was angesichts fehlender Fachkräfte ein positiver Nebeneffekt sei.

Als Referent zum Thema „Selbstbestimmtes und sicheres Leben zu Hause – Unterstützungsmöglichkeiten durch Technik“ gelang es Wolfgang Putz dann nur sehr eingeschränkt, die Zuhörer und Zuhörerinnen auf die Reise in eine neue unbekannte Welt der Technik mitzunehmen. Der Mitarbeiter des Fraunhofer-Instituts für Experimentelle Software Engineering (IESE) an der Uni Kaiserslautern stellte fest: „Durch eine Vielzahl von Sensoren in der Wohnung wird es schneller möglich Notsituationen zu erkennen“, so Putz. Auch sei es beispielsweise möglich, dafür zu sorgen, dass sich beim Verlassen des Hauses immer automatisch der Herd abschaltet.



Bei den Teilnehmenden verstärkte sich jedoch eher der Eindruck, dass ein zu viel an Technik im Haushalt mehr zur Vereinsamung beiträgt. Eine Pflegefachkraft stellte die Frage, wie die ganze Technik beherrscht werden solle, wenn schon die Zeit für die Pflege fehle. Eine andere ältere Dame wies darauf hin, in einer solchen hochtechnisierten Wohnung fühle man sich wie bei „Big Brother“.

Auf die vielen Baustellen im Westerwald in Sachen Barrierefreiheit ging dann in einem kurzen Vortrag VdK-Kreisverbandsvorsitzender Walter Frohneberg ein. „Bevor wir über den Einsatz von Technik in der Wohnung reden, ist es wichtig zu klären, wie die älteren und behinderten Menschen in die Wohnung hinein kommen“, so der VdK-Chef. Er berichtete über praktische Fälle in der Region: so sei als Zugang zu einem Wohnhaus eine Rampe mit der Steigung wie bei einer Skisprungschanze eingebaut worden. Diese sei gänzlich ungeeignet für einen Rollifahrer. Frohneberg plädierte leidenschaftlich dafür, auch das Wohnumfeld beispielsweise in Form eines Dorfplatzes oder einer Bushaltestelle barrierefrei zu gestalten. Ein Teilnehmer wies in diesem Zusammenhang auf fehlende Niederflurbusse hin, ein anderer auf eine wenig barrierefrei gestaltete neue Ortsdurchgangsstraße.

Auch wenn das Thema „Technik im Wohnraum“ als Ergebnis der zweistündigen Veranstaltung den betroffenen älteren Menschen im Westerwald noch mehr Angst als Hoffnung macht, so stimmten doch alle weitgehend darin überein, dass es sinnvoll war, sich einmal mit dem heiklen Thema zu beschäftigen. „Denn was technisch machbar ist, wird irgendwann auch umgesetzt“, war sich eine Seniorin sicher.


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