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Nachricht vom 06.04.2014    

Mädels-Abend „Four Femmes for Fun“

Vier Frauen auf der Bühne und viel Spaß unten im Publikum: Dafür sorgte am Samstagabend (5. April) die Hachenburger Kultur-Zeit mit den Kabarettistinnen und Comedians Anny Hartmann, Vera Deckers, Cloozy und Rebecca Carrington.

Rebecca Carrington: Stimmgewaltig, mit Schauspieltalent und skurrilen Ideen begeisterte sie die Zuschauer in Hachenburg. Fotos: Wolfgang Tischler

Hachenburg. Gleich zu Anfang outete sich Anny Hartmann als profunde Fußball-Expertin. Sie freute sich, dass sie aus Köln kommt, denn dann dürfe man sich über Fußball lustig machen, weil der 1. FC ein als Fußballclub getarnter Karnevalsverein sei. Sie lästerte über den österreichischen Trainer („Wenn die Deutschen schon die Österreicher um Hilfe bitten, das ist schon mal schief gegangen…“), die Bayern-Arena (rote Pussy-Arena) und natürlich Ulli Hoeness („Der Runde muss ins Eckige.“). Den hätten die „Herren vom Aufsichtsrat am liebsten vom Knast aus weitermachen lassen“. Alice Schwarzer habe kurzfristig für Gleichberechtigung gesorgt. Sie habe nicht ganz so viel hinterzogen, weil Frauen halt weniger verdienen. „Sie haben heute Abend auch ein Schnäppchen gemacht: Wären wir vier Männer, wäre es teurer!“

Hartmanns Spezialität ist scharfzüngiges politisches Kabarett. Im Fußball seien die Feindbilder klarer als in der Politik, meinte sie und ratterte blitzschnell die Namen der Politiker herunter, die in den letzten zehn Jahren von Merkel alle getreten wurden. „Guttenberg war der Tebartz van Elst der CSU“, stellte die Überleitung zum Thema Kirche her. Dass die katholische Kirche ein eigenes arbeitnehmerfeindliches Arbeitsrecht besitzt, belegte Hartmann an mehreren Beispielen und kam zu dem Fazit: „Heilig muss man nicht sein in der Kirche, scheinheilig reicht. Daher der Heiligenschein.“

Ebenfalls aus Köln stammt Vera Deckers, die gelernte Psychologin mit Helfersyndrom, die gern mit schwulen Männern befreundet ist. Sie parodierte im Zug mitgehörte Handy-Gespräche dreier Mädchen im Wechsel. Die im Nacken gebeugte Haltung Jugendlicher unserer Facebook-Zeit erzeuge einen Face-Buckel. Für die Zukunft prognostizierte sie implantierte Mental-Chips, die SMS gedanklich übertragen und entsprechend Gedanken-fehleranfällig sein werden.

Deckers Erfahrung mit autogenem Einschlaftraining in Anwesenheit der ewig ehrgeizigen Claudia ließ sie Aggressionen abbauen durch Backen. Und zu der Erkenntnis gelangen, dass den Frauen einfach das männliche Selbstbewusstsein fehlt. Promi-Mütter, Heidi Klum und dümmliche Werbespots machen sie aggressiv, aber auf das Alter freut sie sich, denn: „75 ist das ideale Alter, um Orgien zu feiern. Schwanger kannst du nicht mehr werden und wenn du dir da was einfängst, bist du schon tot, bis das ausbricht!“



Die Berlinerin Cloozy berlinerte darüber, warum der Berliner Charme oft mit Aggression verwechselt wird. Auf schnodderige Art verband sie schlüpfrige Witze mit intelligenter Komik. Ihre Integrationsfigur hieß Pepe aus Pamplona, ehemaliger Stierkämpfer mit Stierhornallergie, der als Altenpfleger in Berlin arbeitet und die „Happy Hour für Depressive“ einführte.

Gegen den Welthunger empfahl sie das Essen von Insekten. Sicherlich werde dafür bald ein 29-teiliges WMF-Besteck mit Madenpieker im Angebot sein. Warum sie den Trend zu FKK-Kreuzfahrten ablehnt, erläuterte die Komikerin erschreckend anschaulich. Der Empfehlung, Wildlederpflege als Gesichtscreme zu verwenden, werden sicherlich nicht alle Zuschauer folgen, obwohl die Gesichtswurst, die Cloozy damit bestrichen hatte, seit drei Wochen lächelt.

Lächelnd erwartet wurde der Auftritt von Rebecca Carrington und Joe, ihrem treuen Cello. Joe sei ein bisschen älter, 223 Jahre, zart besaitet, aber auch vielseitig. Besonders vielseitig präsentierte sich Carrington: Stimmgewaltig, mit Schauspieltalent und skurrilen Ideen begeisterte sie die Zuschauer, indem sie ihre künstlerische Vita zum Besten gab.

Wie sie in Frankreich Musik und Comedy verband, indem sie ein Chanson wie ein Schaf sang, war zum Brüllen komisch, genau wie die spanische Variante, in der Joe als Gitarre herhalten musste. In Italien brillierte Carrington als Tenor und das gepfiffene Spontan-Solo der Königin der Nacht führte sie zurück nach Großbritannien, wo sie schottische Folk Music mit Joe aufführte: „Ich bin ein Sack und er ist mein Dudel.“ Die Performance, die höchsten körperlichen und musikalischen Einsatz abverlangte, begeisterte das Hachenburger Publikum ebenso wie die Bollywood-Version, in der Carrington als Tempeltänzerin auftrat und zu ihrem Sitar-Joe indische Volksmusik sang.

Anhaltender Beifall war den vier Künstlerinnen sicher. Tischler


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