Werbung

Nachricht vom 28.02.2014    

Ökologischer Kahlschlag am Sonnenhang hat Konsequenzen

Die Rodung am Sonnenhang durch die Stadt Höhr-Grenzhausen und das Forstamt Neuhäusel unter Polizei ist nach Meinung des BUND rechtswidrig. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und die Bürgerinitiative (BI) ProNatur erstatten Anzeige und Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Bürgermeister Michael Thiesen und Forstamtsleiter Detlev Nauen.

Höhr-Grenzhausen. Statt einer vorgesehenen Durchforstung wurde mit schwerem Gerät eine vollständige Rodung/Kahlschlag des wertvollen Waldstreifens im geplanten Baugebiet „Am Sonnenhang“ durchgeführt, obwohl ein rechtsgültiger Bebauungsplan gar nicht vorliegt.

„Damit ist die von Bürgermeister Michael Thiesen angeordnete Maßnahme rechtswidrig und entspricht auch nicht der guten fachlichen Praxis in der Forstwirtschaft, da Kahlschläge über 0,5 Hektar nach dem Landeswaldgesetz verboten sind“, erklären der BUND Westerwald und die Bürgerinitiative ProNatur. Außerdem hat der Bauamtsleiter im Auftrag des Stadtbürgermeisters gegenüber der BI ProNatur die Unwahrheit gesagt, wie einem E-Mail vom 9. Januar zu entnehmen ist: „In dem 20 Meter-Streifen zum geplanten Neubaugebiet werden nur die Bäume entnommen, deren Standsicherheit aufgrund von Schäden gemäß dem von der Stadt Höhr-Grenzhausen in Auftrag gegebenen Gutachten nicht gewährleistet ist. Eine Fällung des gesamten Baumbestandes ist nicht vorgesehen. Der Waldrand wird entsprechend der forstlichen Fachplanung als gestufter Waldrand neu aufgebaut“.

Bürgermeister Michael Thiesens Aussage, er könne den Schritt mit ruhigem Gewissen gehen, ist an Unverfrorenheit nicht zu überbieten, zumal in drei Wochen der Internationale Tag des Waldes begangen werde. Besonders kritisieren BUND und BI auch den Einsatz von zwei Polizeibeamten während der Rodungsarbeiten. „Hiermit hat sich der Bürgermeister nicht nur lächerlich gemacht, sondern versucht zudem, engagierte Bürgerinnen und Bürger, die sich für Natur und Umwelt einsetzen, zu kriminalisieren. Außerdem werden Steuergelder völlig unnötig verschwendet. Wir hoffen, er wird dies bei der nächsten Kommunalwahl quittiert bekommen“, erklärte BUND Kreisvorsitzender Harry Neumann.

Zu dem Polizeieinsatz haben BI und BUND sowohl Innenminister Roger Lewentz als auch den Koblenzer Polizeipräsidenten Wolfgang Fromm eingeschaltet. Bei dieser wohl einmaligen Aktion in Rheinland-Pfalz wollen beide von den Verantwortlichen wissen:

Wer hat den Einsatz der Polizei beantragt und angeordnet? Aus welchen Gründen ist dies geschehen? Ist es zukünftig in Rheinland-Pfalz beabsichtigt, Forstmaßnahmen mit Polizeieinsatz durchzuführen? Werden unsere Polizeikräfte nicht an anderen Orten dringend gebraucht, um die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten? Wer kommt für die Kosten des Polizeieinsatzes auf?

Im Forsteinrichtungswerk 2009 ist die Durchforstung des I-Wäldchens und die Entnahme von etwa 300 Festmetern Holz enthalten. Im Forstwirtschaftsplan 2013 ist eine Durchforstung des I-Wäldchens und die Entnahme von ca. 100 Festmetern Holz vorgesehen gewesen. Diese Maßnahme wurde nicht durchgeführt.



Mit dem geplanten Bebauungsplan “Am Sonnenhang“ wurde festgelegt, dass in einem Streifen von circa 30 Metern des angrenzenden I-Wäldchens Verkehrssicherungsmaßnahmen erforderlich sind. Die betroffene Waldfläche umfasst cirka 0,7 Hektar.

Mit E-Mail vom 24. Februar wurde dem Forstamt Neuhäusel durch die vorgesetzte Dienstbehörde in Neustadt/Weinstraße die Maßnahme untersagt. Es wurde mitgeteilt, dass die Forstarbeiten in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Bebauungsplan stünden und deswegen erst dann durchzuführen seien, wenn der Bebauungsplan rechtsgültig beschlossen sei.

Am Rodungstag, dem 25. Februar, war diese Weisung an das Forstamt Neuhäusel revidiert, da die Verwaltung der Stadt Höhr-Grenzhausen die vorgesetzte Dienstbehörde (Zentralstelle der Forstverwaltung) offensichtlich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen davon überzeugt hat, dass es sich um eine normale Maßnahme der Forstbewirtschaftung (Durchforstung) handele.

Doch statt der angekündigten Durchforstung, in der lediglich 20 bis 25 Bäume, die die Verkehrssicherheit gefährden, gefällt werden sollten, wurde mit schwerem Gerät eine vollständige Rodung des oben angeführten Waldstreifens durchgeführt.

Auch der Forstamtsleiter des Forstamtes Neuhäusel, der mit Kenntnis dieses Sachverhaltes hätte erkennen müssen, dass er der Forderung der Verwaltung der Stadt Höhr-Grenzhausen, den Waldstreifen zu roden, nicht nachkommen durfte, muss sich seiner Verantwortung stellen.

„Da es sich hier unseres Erachtens um ein vorsätzliches rechtswidriges Verhalten handelt, werden der BUND und die BI über ein Rechtsanwaltsbüro eine Anzeige und eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Stadtbürgermeister Michael Thiesen und den Forstamtsleiter Herrn Detlev Nauen erstatten. Dies ist notwendig, da sich beide mit Wissen und Wollen über gesetzliche Forderungen und Regelungen hinweggesetzt und damit der Natur und Umwelt in einem erheblichen Maße geschadet haben“, betonen Emil Heger, BI Pro Natur und Harry Neumann, BUND Westerwald. Außerdem verlangen BI und BUND die sofortige Wiederaufforstung der Kahlschlagfläche.

Für eine Stellungnahme dem WW-Kurier gegenüber, waren am Freitagnachmittag weder Bürgermeister noch Forstamtsleiter zu erreichen.



Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Westerwaldkreis mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.



Lokales: Höhr-Grenzhausen & Umgebung
Feedback: Hinweise an die Redaktion

Anmeldung zum WW-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Westerwaldkreis.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Präventive Alkoholkontrollen auf Raststätten bei Montabaur: Drei Lkw-Fahrer positiv getestet

Am Sonntagabend (15. Juni) führte die Polizeiautobahnstation Montabaur präventive Kontrollen an den Raststätten ...

Tanzen für den Erhalt: Gießen feiert sein Herzensfestival trotz Zukunftssorgen

Tausende feiern, tanzen und schwitzen bei 30 Grad – das „Stadt ohne Meer“-Festival hat auch in diesem ...

Flugplatzfest in Ailertchen zieht an Pfingsten zahlreiche Besucher an

Der Flugsportverein „Glück auf“ Ailertchen hat an den Pfingstfeiertagen erneut mit seinem traditionellen ...

"Pool, Buch und Wein" mit Autorin Ulrike Puderbach im Erlebnisbad Herschbach

Am 24. Juni – rund um den Midsommar – bietet das Team des Erlebnisbades Herschbach seinen Gästen eine ...

Veteranentag und 40. Jahrestag der Reservistenkameradschaft in Steimel gefeiert

Der Nationale Veteranentag am 15. Juni ist ein Gedenktag in Deutschland. Mit dem Tag soll erstmalig 2025 ...

Sonnige Aussichten für Rheinland-Pfalz: Temperaturen steigen weiter

Die neue Woche beginnt in Rheinland-Pfalz mit sommerlichem Wetter. Der Deutsche Wetterdienst prognostiziert ...

Weitere Artikel


Straftaten im Zusammenhang mit Karneval

Wenn die Narren ausgelassen feiern, haben die Sicherkräfte viel Arbeit. Die Montabaurer Polizei wurde ...

Gefährliche Körperverletzung mittels Glasscherbe

Die Polizei Westerburg hatte sich an Schwerdonnerstag mit zwei massiven Körperverletzungen zu beschäftigen. ...

Westerwaldbank legt guten Abschluss 2013 vor

Die Westerwaldbank konnte den Ertrag nach Steuern im abgelaufenen Geschäftsjahr leicht steigern. Das ...

Konflikt-Bewältigung in Unternehmen war Thema

Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Bezirk Siegen hatte zum 2. Teil einer Veranstaltung zum ...

Haus seit 300 Jahren im Familienbesitz

Verblieb in den früheren Jahren noch alles Hab und Gut über Generationen in der Familie, so wechseln ...

Aktionsstand und zwei Gesundheitsvorträge

Das Krankenhaus Dierdorf/Selters beteiligt sich auch in diesem Jahr an der Gesundheitsmesse in Bad Marienberg. ...

Werbung