Werbung

Nachricht vom 14.02.2014    

Hartz IV ist kein Randphänomen mehr

Einen kritischen Blick auf 10 Jahre Hartz IV im Westerwald warf der AWO-Kreisverband. Dabei kamen auch die Dinge, wie Wohnraumsituation, Mobilität und Energiekosten zur Sprache.

Westerwaldkreis. Einen kritischen Rückblick auf 10 Jahre Hartz IV wagten der AWO Kreisverband Westerwald und das Forum Soziale Gerechtigkeit gemeinsam mit den Gästen der Diskussionsveranstaltung am 5. Februar in Höhr-Grenzhausen, als sie sich der Frage stellten „Hartz IV - Was hat´s gebracht?“.

Im Podium saßen Dr. Joß Steinke, Abteilungsleiter für Arbeit und Soziales beim AWO Bundesverband in Berlin und Uli Schmidt, Sozialpolitischer Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion.
Zum Auftakt der Veranstaltung legte Dr. Steinke anhand amtlicher Statistiken dar, dass es sich bei Hartz IV um ein Leistungssystem handelt, das jeder Fünfte potentiell Anspruchsberechtigte bereits in Anspruch genommen hat. „Hartz IV ist kein Randphänomen“, zog Dr. Steinke Bilanz, „die Leistungen des SGB II sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen und tragen maßgeblich zur derzeit durchaus positiven Arbeitsmarktsituation bei.“ Zu bedenken gab Dr. Steinke jedoch, dass jugendliche Leistungsempfänger nach wie vor zu wenig Berücksichtigung finden und starken Sanktionen unterliegen, was Benachteiligungen und Einschränkungen nach sich zieht.

„Im Westerwald wirken wir dem bereits entgegen“, hob Schmidt bei seinen Ausführungen hervor. „Mit dem Projekt ‘Juwel‘ wurde im Westerwald eine spezielle Maßnahme zur beruflichen und sozialen Integration von Jugendlichen geschaffen, mit fundiertem konzeptionellen Hintergrund, ganzheitlicher Betreuung und psychologischer Unterstützung“, so Uli Schmidt weiter.

Jutta Klaas, Teamleiterin vom Job-Center Westerwald und als Gast im Publikum, bestätigte stolz den Erfolg des Projektes. Mit der Instrumentenreform vor zwei Jahren wurden dem Job-Center Westerwald die zur Arbeitsmarktintegration zur Verfügung stehenden Mittel um fast die Hälfte gekürzt. Uli Schmidt stellte dazu fest, dass durch das besondere Engagement der Job-Center­ Beschäftigten und eine Bündelung der Maßnahmen im Westerwaldkreis die schlimmsten Folgen dieser radikalen Kürzung vermieden und die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsbezieher um über 20 Prozent reduziert werden konnte. „Aber für sehr arbeitsmarktferne Personen besteht weiter hoher Handlungsbedarf“, so Schmidt.



Den Vorträgen schloss sich eine Reihe Fragen an, vorrangig zu den Kosten für die Unterkunft und zur Mobilität. Gäste stellten zur Diskussion, dass es schwer sei, geeigneten Wohnraum zu finden. Zwar stünden im Westerwald prinzipiell genügend Wohnungen zur Verfügung, diese seien aber oftmals zu groß und damit zu teuer. Besonders betroffen seien hierbei Singles und Menschen in multiplen Problemlagen. Zudem wurde angemerkt, dass der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) unzureichend ausgebaut sei und die Fahrkarten weitaus teurer als im Regelsatz veranschlagt.

Schmidt räumte ein, dass diesbezüglich bereits Diskussionen laufen, es jedoch aufgrund der Strukturen im ÖPNV schwierig sei, ein Sozialticket zur Verfügung zu stellen.
Thorsten Siefert, Geschäftsführer des Kreisverbandes der AWO Westerwald und Moderator der Veranstaltung erörterte, dass arme Menschen oft in energetisch minderwertigem Wohnraum leben, der zudem häufig dezentral, entfernt von den Kleinstädten, gelegen sei. So entstünden weitere Kosten für Mobilität - beispielsweise für Einkauf, Arztbesuche, Elternsprechtage, Bildung, Theaterbesuche oder Ämtergänge. Zudem seien diese minderwertigen Wohnräume im unteren Preissegment wenig energiesparsam gestaltet, was zu regelmäßigen hohen Heizkostennachzahlungen führe - der Weg in die Verschuldung sei somit quasi „geebnet“. „Diese Problematiken müssen im Fokus bleiben, wir dürfen nicht vergessen, dass auch Leistungsempfänger nicht in ihrer Mobilität eingeschränkt werden dürfen, sie ein Recht auf Teilhabe am öffentlichen Leben haben. Wir sind auf einem guten Weg, wenn wir das Umsetzungspotential ausschöpfen, was der Gesetzgeber anbietet“, fasste Siefert abschließend zusammen.


Feedback: Hinweise an die Redaktion

.: Neu bei Instagram :. => @kuriere_news

Anmeldung zum WW-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Westerwaldkreis.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Mysteriöse Diebstahlserie erschüttert Astert - Polizei bittet um Hilfe

In der kleinen Gemeinde Astert ereigneten sich innerhalb von nur zwei Tagen gleich drei Diebstähle aus ...

Erdgasnetze bleiben in bewährten Händen

Die Energieversorgung Mittelrhein (evm-Gruppe) bleibt auch in Zukunft für den Betrieb der Erdgasnetze ...

Westerwald Bank spendet 60.000 Euro an Kreisjugendfeuerwehren

Die Westerwald Bank fördert 2025 erneut die Jugendarbeit in der Region. Im Mittelpunkt steht dabei die ...

Kleines Kunstwerk, großes Fest: Die Sayner Mücke im Rampenlicht

Am 20. September verwandelt sich das Denkmalareal der Sayner Hütte in eine bunte Festlandschaft. Besucher ...

Handwerkskunst und Kulinarik beim vielfältigen Schustermarkt in Montabaur

Am 20. und 21. September 2025 verwandelt sich die Innenstadt von Montabaur in ein Paradies für Liebhaber ...

Höhr-Grenzhausen macht Platz für Vielfalt: Neuer Standort für den Kinderschutzbund

Der Kinderschutzbund Westerwald steht vor einem bedeutenden Schritt: Nach über 45 Jahren am bisherigen ...

Weitere Artikel


Zukunftskonferenz Stegskopf: Wie geht es weiter?

Während sich die rheinland-pfälzischen Umweltverbände zum Nationalen Naturerbe Stegskopf klar bekennen ...

Ein Jahr der kulturellen Superlative

Hachenburg feiert in diesem Jahr sein 700-jähriges Stadtjubiläum und die Kulturzeit Hachenburg wird 25 ...

Trickdiebstahl – eine Täterin nach Verfolgung gefasst

Ein 62-jähriger wurde nach dem Verlassen der Bank um eine Spende gebeten. Die beiden jungen ausländischen ...

Andreas Nick ist Mitglied im Ausschuss Digitale Agenda

m Donnerstag, 13. Februar 2014, hat der Deutsche Bundestag die Einsetzung des Ausschusses Digitale Agenda ...

Frauen-Marktplatz Lebenskunst kommt nach Herborn

Am 12. Juli 2014 wird der erste „FrauenMarktplatz LebensKUNST“ in der Konferenzhalle, Kaiserstr. 28, ...

FWG-Kreistagsliste - Klaus Müller und Toni Herrmann vorne

Erstmals benennt die drittstärkste Fraktion 100 Kandidaten für den Kreistag. Die FWG will auch in der ...

Werbung