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Nachricht vom 09.12.2013    

Forderung: Arbeit für alle im Westerwaldkreis

Die Fachtagung des Westerwaldkreises zum Tag für Menschen mit Behinderung brachte gute Ergebnisse. Der Kreisbehindertenbeauftragte regte die Bildung einer Allianz an, in der alle zusammenarbeiten. Noch immer sind Unternehmen eher bereit die Ausgleichsabgabe zu zahlen, anstatt behinderte Menschen einzustellen.

Sehr engagiert befassten sich die Teilnehmer der Fachtagung mit der Fragestellung, wie man Menschen mit Handicap bessere Beschäftigungsmöglichkeiten bieten kann. Foto: KV

Westerwaldkreis. Mit einer Fachtagung widmete sich der Westerwaldkreis in diesem Jahr zum zweiten Mal dem „Internationalen Tag für Menschen mit Behinderung“. Knapp vierzig Teilnehmer/innen aus Verwaltung, Wirtschaft und Bildung erarbeiteten in den Räumen der gastgebenden Gemeinnützigen Gesellschaft für Behindertenarbeit (GFB) in Hachenburg konkrete Ansätze, um Menschen mit Behinderung in Beschäftigung zu bringen.

„Die Arbeitslosigkeit ist aktuell sehr niedrig, aber nicht bei den Menschen, um die es heute geht!“: In Zeiten von Effizienz und einer Welt, die auf Wachstum angelegt ist, sei kaum Platz für Menschen mit Beeinträchtigung, machte Landrat Achim Schwickert in seiner Begrüßung deutlich. Einige Betriebe zahlen ihre Ausgleichsabgabe, andere engagieren sich, indem sie Mitarbeiter mit Beeinträchtigung beschäftigen und dabei feststellen, dass das ein Gewinn für den Betrieb ist, so Schwickert weiter. „Wer es nicht probiert, kann nicht sagen, es geht nicht. Doch es muss alles zusammenpassen“ machte der Landrat klar.

Mit dem Bericht über einen ehemaligen Mitarbeiter schloss Winfried W. Weber, Geschäftsführer der GFB, sein Grußwort. Ein Mitarbeiter, der aufgrund der Mindestlohnregelung durch eine Maschine ersetzt werden musste, bedauere bis heute den Verlust seines Arbeitsplatzes – weniger aus finanziellen Gründen. „Ihm fehlt die soziale Komponente, das Gefühl gebraucht zu werden“, so Weber.

„Unsere Gesellschaft definiert die Menschen heute darüber, ob sie Arbeit haben oder nicht“, bekräftigte Franz-Georg Kaiser, Beauftragter für die Belange behinderter Menschen im Westerwaldkreis, seinen Vorredner. Den Leitsatz des Tages „Ein Kreis für alle“ ergänzte Franz-Georg Kaiser mit „Arbeit für alle im Westerwaldkreis“. Dieses Ziel sei sicher nicht einfach, doch gemeinsam erreichbar. Dazu regte der Kreisbehindertenbeauftragte die Bildung einer Allianz an, in der Bildungsträger, Gewerkschaften, Behindertenbeauftragte, Kommunen, Schulen, Unternehmensverbände und andere zusammenarbeiten. „Zu der erfolgreichen, leistungsstarken Wirtschaftskraft im Westerwald gehören Menschen mit Behinderung, weil sie leistungsfähige und leistungsstarke Mitarbeiter sind“, so Kaiser.

Seine Mitarbeiter sind zuverlässig, engagiert und loyal, sagte Erhard Hauptmann, Geschäftsführer des Integrationsbetriebs Hachenburger Service gGmbH. Das Jahr 2013 brachte dem Betrieb viele Neuaufträge, die die Belegschaft in Gemeinschaftsarbeit bewältigt hat: „Da ist ein ausgezeichneter Job gemacht worden.“ Auch Jörina Deimling aus Astert berichtete, welch großer Gewinn die Mitarbeiter mit Hörbeeinträchtigung für das Betriebsklima in ihrem Gartenbaubetrieb sind.
Diese Stärken – Loyalität, Engagement, Zuverlässigkeit, Zufriedenheit und ein besseres Betriebsklima – erarbeiteten die Teilnehmer in Tischgesprächen als Argumente für Unternehmen auf die Frage, warum sie Menschen mit Beeinträchtigung einstellen sollten. „Ich habe bei einem Besuch der Firma Jasba Keramik in Ötzingen gefragt, ob sich das rechnet, Menschen mit Behinderung zu beschäftigen. Die Antwort war ein klares Ja“, stellte Wilfried Noll, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises, fest.



Schließlich wünschten sich viele der Beteiligten eine bessere Unterstützung für die Arbeitgeber und klare Informationen, wer welche Hilfen geben kann. Dabei wurde deutlich, dass der größte Hemmschuh – die Angst der Arbeitgeber vor dem starken Kündigungsschutz – unbegründet ist. Denn in den ersten sechs Monaten der Beschäftigung greift der Schutz noch nicht. Auch eine Clearingstelle, um Prozesse zu beschleunigen, und eine transparente Möglichkeit der Information wurde in der Ergebnisrunde gefordert.

Ein gelungenes Projekt für Unterstützung von Unternehmen wurde zuvor von Referentin Petra Scholz präsentiert. Die Inklusionsberaterin der Handwerkskammer Trier arbeitet dafür, dass in den Mitgliedsunternehmen mehr Stellen für Menschen mit Behinderung bereitgestellt werden. Zum einen mache sie den Unternehmern die Potentiale schwer behinderter Menschen deutlich. Daneben sei sie die Hauptansprechpartnerin für die Betriebe in allen Fragen rund um Mitarbeiter mit Handicap.

„Meine Hauptaufgabe ist die Drehscheibenfunktion, wenn wir das persönliche Interesse des Unternehmers nicht wecken, dann läuft es nicht“, fasste Landrat Achim Schwickert zusammen, bevor er mit einem Vorschlag schloss: Neben den Zertifizierungen nach ISO und zur Nachhaltigkeit sollte es auch eine für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung geben. Dann könnten Kunden durch bewusste Kaufentscheidung etwas bewegen, erklärte Schwickert.
Zufrieden beendete Organisatorin Monika Meinhardt von der Kreisverwaltung des Westerwaldkreises den Tag: „Wir wollten heute eine Ideenwerkstatt auf den Weg bringen. Das ist uns gelungen!“



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