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Nachricht vom 24.11.2013    

„Hitlerjunge Salomon“ beeindruckt am Evangelischen Gymnasium

Proppenvoll war das Foyer des Evangelischen Gymnasiums Bad Marienberg bei der Lesung von Sally Perel. Die Schüler der achten bis elften Klassen saßen auf dem Boden oder standen im Treppenhaus, um zu hören, was der Zeitzeuge des NS-Regimes zu sagen hatte. Der 88jährige beeindruckte die Jugendlichen mit klaren Worten, großer Ehrlichkeit und seiner fast unglaublichen Geschichte.

„Ich bin kein Jude, sondern Volksdeutscher“ - Sally Perel lebte mit dieser Lüge. Fotos: pr

Bad Marienberg. Sally Perel, eigentlich Salomon Perel, überlebte als Jude den NS-Staat, indem er sich der Hitlerjugend anschloss. Er wird 1925 in der Nähe von Braunschweig geboren. Als er zehn ist, weicht seine strenggläubige jüdische Familie den Nationalsozialisten nach Polen aus und zieht nach Lodz. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen flieht er Richtung Osten. Seine Eltern bleiben im Ghetto und kommen später um. Bei Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion fällt Perel in die Hände der deutschen Wehrmacht. Den sicheren Tod vor Augen, erklärt er: „Ich bin kein Jude, sondern Volksdeutscher“ und lebt fortan mit dieser Lüge, immer von Entdeckung bedroht. In seinem Bericht vor rund 300 Schülern des Evangelischen Gymnasiums erzählte Sally Perel, wie er immer mehr in seine Rolle als Hitlerjunge Josef, genannt Jupp, hineinwuchs. Der Konflikt zwischen diesen unvereinbaren Teilen seiner Seele, dem Juden und dem Hitlerjungen, werde ihn den Rest seines Lebens begleiten, sagte Perel. Mehrmals erinnerte Perel während seines Vortrags an die Gräueltaten der Nazis, die sich vor allem in Auschwitz manifestierten. Er wolle als Zeitzeuge daran mitarbeiten, dass dergleichen nie wieder möglich werde. Er wolle keine Schuldgefühle wecken, sondern für Verständnis und Versöhnung eintreten. Anschließend an den Bericht Perels konnten die Schüler Fragen stellen, moderiert von Lehrer Gunter Wetzel. Schulleiter Hartwig Scheidt hatte die Schüler in Zusammenarbeit mit der Friedrich Naumann Stiftung zu einer „besonderen Geschichtsstunde“ begrüßt, die „spannender nicht sein könnte“. Die Jugendlichen im Evangelischen Gymnasium Bad Marienberg, von denen einige bei Perels Bericht sichtlich die Tränen zurückhalten mussten, sahen das offenbar genauso. Im Anschluss an die Lesung bilden sich lange Schlangen, um eine persönliche Widmung des Autors in seiner Autobiographie zu erhalten.


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