Windkraftanlagen auf dem Stegskopf kritisch sehen
Wenn ein CDU-Politiker seine Aussagen zum Thema Windkraft auf dem Stegskopf revidieren will, zeugt dies von Lernfähigkeit und neue Erkenntnissen. Umfassend hatte sich MdL Michael Wäschenbach von der Bürgerinitiative Stegskopf informieren lassen. Bei den Plänen der Landesregierung zur Errichtung von Windrädern gibt es erhebliche Bedenken, nicht nur bei der Bürgerinitiative. Kommen die Pläne von rund 40 Windrädern zum Tragen sind zwei Landkreise betroffen.
Betzdorf. Skeptischer sei er geworden und werde seine bisherige Aussage revidieren müssen, so schloss MdL Michael Wäschenbach die Pressekonferenz in seinem Bürgerbüro, zu der er Vertreter der Bürgerinitiative Stegskopf eingeladen hatte.
Sachlich und ohne jede Polemik oder Wahlkampfgetöse verlief das Gespräch zwischen dem Politiker und den Vertretern der BI, darunter Ernst-Gerhard Borowski, Michael Orsowa und Markus Heiden, sowie Wolfgang Stock (BUND).
Zu Beginn hatte Wäschenbach die Situation vom Stegskopf als schwieriger bezeichnet, gegenüber der Standortfrage des Giebelwaldes. Er selbst habe von Anfang an die Position vertreten, dass es machbar sei, Windenergieanlagen auf dem Stegskopf aufzubauen, vorausgesetzt eine ordentliche und saubere Prüfung der Gegebenheiten sprächen ebenfalls dafür.
Als Landespolitiker liegen ihm jedoch die Sorgen und Nöte der Menschen am Herzen und daher hatte Wäschenbach schon im Juli eine „Kleine Anfrage“ an das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten gestellt.
Staatssekretär Dr. Thomas Griese schrieb eine Antwort, darin heißt es unter anderem: Im Bereich des Stegskopfes sollen rund 1.300 Hektar des insgesamt ca. 2.000 Hektar großen Truppenübungsplatzes als Naturschutzgebiet geschützt werden. Raum für Windkraft- und Gewerbeansiedlungen bliebe demnach lediglich in den Randgebieten, die zum Teil bereits baulich genutzt werden“.
Dem gegenüber brachten die Herren der BI einen Plan mit, auf dem 33 geplante Windkraftanlagen-Standorte innerhalb des Areals eingezeichnet waren. Diese zeigten nicht alle geplanten Anlagen in Randgebieten. Eine ragt sogar bis auf nur 800 Meter an das Moorgebiet „Derscher Geschwämm“ heran. Durch die tiefen Fundamente der Windenergieanlagen sehen die Naturfreunde daher eine große Gefahr für das Moor.
Das gleiche gilt für die Ortschaft Derschen, Orsowa und Heiden kommen beide aus dem Ort, auch zur dortigen Wohnbebauung wäre von einem der Windräder nur ein Abstand von 800 Metern geplant. Das ist den beiden Bewohnern Derschens bei weitem zu gering, sie möchten einen Abstand von zwei Kilometer der Windanlagen zu den Häusern eingehalten wissen. Sie sorgen sich um den Menschenschutz und fragen: „Was ist mit dem Infraschall“?
Stock sagte, er habe den Eindruck, dass die wirtschaftlichen Interessen grundsätzlich über den Naturschutz gestellt würden. Es gäbe im Gebiet des Stegskopfes vier Großvogelarten, darunter den Roten Milan, den Schwarzstorch, die Bekassine und das Haselhuhn, die zu schützen seien.
In der Teilfortschreibung des LEP IV des Ministerrates aus dem April 2013 heißt es unter anderem „Natura 2000-Gebiete stehen einer Ausweisung von Windenergiestandorten entgegen, wenn die Windenergienutzung zu einer erheblichen Beeinträchtigung des jeweiligen Schutzzwecks führt und eine Ausnahme nicht erteilt werden kann. Für diese Beurteilung ist das Gutachten der staatlichen Vogelschutzwarte zugrunde zu legen“.
Die Vertreter der BI haben in einer weiteren Ausarbeitung das Areal Stegskopf unter der Berücksichtigung des Menschenschutzes und einem nur 800 Meter großen Abstand der Windkraftanlagen zu der Wohnbebauung, sowie des Vogelschutzes im Hinblick auf Natura 2000 und der zu berücksichtigenden Schutzzone zum Siegerlandflughafen erstellt und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass dann nur noch ein ganz kleines Gebiet frei bliebe, auf dem gerade noch drei bis vier Windkraftanlagen Platz finden würden.
Die Vertreter der BI ärgern sich auch darüber, dass es seitens der Landesregierung keinerlei Alternativpläne zur Windkraft gibt. Dabei wären dort 70 Hektar zur Nutzung für Sonnenkollektoren möglich, auch ein Hackschnitzelwerk ließe sich errichten, berichtete Stock. Wirtschaftliche Nutzung sei möglich, die Infrastruktur dafür optimal, doch sei kein Plan B alternativ zur Windkraft vorhanden.
Sehr enttäuscht zeigte Stock sich auch über das neue Papier der Landesregierung zur Kulturlandschaft. Darin käme die hiesige Region überhaupt nicht vor. Das kritisierte auch Wäschenbach und äußerte darüber sein Unverständnis.
Kritik sprach der Landespolitiker aber auch in Richtung der Anrainerkommunen aus, die nur noch an die Wertschöpfung aus dem Areal Stegskopf denken würden. Dabei gehört das Gelände dem Bund (BImA) und die Gemeinden selbst können vermutlich nur mit einer Wertschöpfung von 30 Prozent vom Kuchen rechnen.
Wäschenbach bemängelte das gesamte Verhalten der Landesregierung bezüglich der Gesamtsituation. Unter dem Deckmantel der Bürgerbeteiligung vor Ort überließe man es den Leuten hier alleine sich mit dem Thema auseinander zu setzten, was teilweise in einen regelrechten Kleinkrieg münde.
„Dieses Vorgehen der Landesregierung verurteile ich“, so Wäschenbach. Das Gespräch im Bürgerbüro war allerdings sehr sachlich und friedlich verlaufen und mit dem Fazit seine bisherige Aussage revidieren zu müssen, brachte der Landespolitiker das Ganze auch zu einem friedlichen Ende. (anna)
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