Ausbildung sichert Zukunft
Mit dem Zertifikat für Nachwuchsförderung wurden kürzlich die Firmen Schütz und Neenah von Arbeitsagentur Montabaur ausgezeichnet, da die beiden Firmen sich positiv darin bewährt haben, Bewerbern mit Defiziten eine Chance zu geben.
Montabaur. Der junge Mensch lernt die Firma schon als Schüler per Praktikum kennen, bewirbt sich dann mit einem guten Abschlusszeugnis und überzeugt den Personalchef im Auswahlgespräch: Das ist für Betriebe wie für Bewerber die Idealvorstellung. In der Realität läuft es oft nicht so reibungslos. Im Zuge des demografischen Wandels schmilzt das Potenzial, aus dem die Unternehmen schöpfen können. Andererseits gibt es Jugendliche mit Defiziten, die es trotz guter Marktlage schwer haben, eine Lehrstelle zu finden. Auf diese Problematik richtete die Agentur für Arbeit Montabaur den Fokus am bundesweiten „Tag des Ausbildungsplatzes“. Zugleich nutzte Agenturchefin Heike Strack diesen Termin, um zwei Firmen auszuzeichnen: Die Schütz GmbH & Co. KGaA in Selters und die Neenah GmbH Lahnstein erhielten das „Zertifikat für Nachwuchsförderung“ der Bundesagentur für Arbeit.
„Auf diese Besuche und die ebenso interessanten wie fruchtbaren Unterhaltungen freue ich mich jedes Jahr“, erklärt Heike Strack. „Das Zertifikat hat für uns eine besondere Bedeutung; wir verleihen es ausschließlich zu diesem Anlass und jeweils an eine Firma im Westerwaldkreis und im Rhein-Lahn-Kreis.“ Auch die Verantwortlichen bei Schütz und Neenah hätten erkannt, dass im Kampf um die besten Köpfe zeitiges Handeln angesagt ist: „Wer ausbildet, zieht sich die qualifizierten Kräfte heran, die das Unternehmen braucht und sichert Zukunft!“ Dass diese Strategie aufgeht, können die Gesprächspartner nur bestätigen. Bei Schütz betonen Klaus Cichowski, Leiter Personal weltweit,
und Jürgen Marx, Leiter Personal Deutschland, wie bedeutsam Ausbildung für ein global agierendes Unternehmen ist und nannten beeindruckende Zahlen. Die Schütz Gruppe entwickelt und produziert Produkte aus Kunststoff und Metall; die Palette umfasst industrielle Großverpackungen ebenso wie Produkte für die Gebäude- und Haustechnik. Im Jahr 2012 überstieg der Umsatz 1 Milliarde Euro. Von den rund 3500 Beschäftigten arbeiten etwa 1350 am Hauptstandort Selters. Derzeit hat Schütz 102 Auszubildende in 19 Berufen – von Anlagenmechanikern über Industriekaufleute bis hin zu Zerspanungsmechanikern. Hinzu kommen duale Studiengänge in Elektrotechnik und Maschinenbau.
Für den im Westerwald verwurzelten Großbetrieb ist es wichtig, die Initiative zu ergreifen und die Region voranzubringen. Jürgen Marx weiß: „Das geht nur im Miteinander vieler Akteure!“ Auch er sieht in den zurückgehenden Bewerberzahlen bei gleichzeitig wachsendem Bedarf an Fachkräften eine große Herausforderung und schätzt die Arbeitsagentur als verlässlichen Partner.
Die Neenah Lahnstein ist Tochter eines amerikanischen Konzerns. Ihr Geschäftsfeld ist die Entwicklung und Herstellung imprägnierter Spezialpapiere, nass gelegter Vliesstoffe und synthetischer Faserpapiere. Die GmbH bietet 230 Arbeitsplätze. Insgesamt 15 Azubis werden ausgebildet; außer Elektronikern, Industriemechanikern und Maschinenbauern sind es Papiertechnologen. Für diesen nicht gerade bekannten Beruf wirbt Neenah alljährlich bei der Ausbildungsmesse in Lahnstein, die die Arbeitsagentur mit organisiert. Angehende Papiertechnologen können übrigens auch berufsbegleitend eine innovative online-Ausbildung machen.
Esther Pretzer, verantwortlich für Ausbildung und Recruiting, und Bernd Rudolf Leiter Technik und Produktion, berichten mit Stolz von schwächeren Azubis, die sie auf einen guten Weg gebracht haben. „Wir können keine Leistung erwarten, wenn wir nicht ordentlich ausbilden“, sagt Rudolf, der auch Mitglied der Geschäftsführung ist. „Bei manchem schwachen Kandidaten haben wir uns gesagt: Den kriegen wir durch! Auf diese Weise haben wir letztlich engagierte und loyale Mitarbeiter gewonnen.“
Mit diesem Argument waren am Tag des Ausbildungsplatzes auch die Vermittler des Arbeitgeberservice unterwegs – für die Agentur ebenso wie für die Jobcenter. Sie machten die Personalverantwortlichen besonders auf junge Männer und Frauen aufmerksam, die körperlich behindert sind, eine Ausbildung abgebrochen haben, aus einem sozial schwierigen Umfeld kommen oder einer Migrantenfamilie entstammen. Insgesamt wurden 180 Vermittlungsvorschläge gemacht. Heike Strack hofft, dass daraus viele Ausbildungsverträge entstehen und ermuntert die Betriebe, diesen Bewerbern eine Chance zu geben: „Wenn die jungen Leute Fleiß und guten Willen mitbringen, schwinden Defizite und es erwächst neues Potenzial. Eine Investition in die Zukunft ist zuweilen mühsam. Aber sie lohnt sich!“
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