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Nachricht vom 16.11.2012    

Die Kirchen als Arbeitgeber im Fokus der Diskussion

Kirchenvertreter und Kritiker diskutierten im Vogtshof über das Thema "Kirche als Arbeitgeber- ist der sogenannte dritte Weg ein Irrweg?". Dabei ging es nicht nur um das fehlende Streikrecht, auch fehlende Mitarbeitervertretungen wurden thematisiert.

Sie hatten viel zu sagen zum „Dritten Weg“ der Kirchen im Westerwald: Mirko Gelfert, Gerold Schmidt, Werner Kern, Uli Schmidt, Johannes Müller-Rörig, Christoff Jung, Peter Klöckner (von links).

Westerwaldkreis/Hachenburg. Muss man Mitglied einer der beiden christlichen Kirchen sein, um für kirchliche Träger und Einrichtungen gute Arbeit leisten zu können? Beispielsweise im Reinigungsdienst oder in der Altenpflege? Dies war eine von vielen Fragen, die auf Einladung des Forums Soziale Gerechtigkeit im historischen „Vogtshof“ in Hachenburg mit Leidenschaft aber auch Fairness diskutiert wurde. Thema des Abends war „Die Kirchen als Arbeitgeber – ist der sogenannte dritte Weg ein Irrweg?“

Vorweg: eine eindeutige Antwort konnte nicht gefunden werden, aber das Pro und Contra wurde mit hoher Sachkenntnis und meist eigener Betroffenheit erörtert. Zuvor begrüßte Bürgermeister Peter Klöckner die Gäste in dem altehrwürdigen und stilvoll sanierten Gutshaus, dessen Anfänge bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen. Der Stadtchef wusste manche Anekdote aus sieben Jahrhunderten zu erzählen und führte die Gäste in einige der für Repräsentations- und Kulturzwecke genutzten Räume.

Alle Gesprächspartner und Teilnehmenden begrüßten, dass erstmals in der Region zu einer offenen Gesprächsrunde zum sogenannten „dritten Weg“ der Kirchen eingeladen wurde. Danach ist den Kirchen das Recht eingeräumt, ein eigenes Arbeitsrecht zu schaffen und ihre Angelegenheit ausschließlich intern zu regeln, eingeschlossen ein generelles Streikverbot.
Johannes Müller-Rörig vom Bistum Limburg verteidigte den dritten Weg, auch wenn dieser in der Realität nicht ohne Probleme sei. „Egal auf welchem Weg wir uns bewegen, es geht immer darum, für die Beschäftigten die Bedingungen auszuhandeln, die ihnen und ihren Familien ein gutes Leben erlauben“, so der Kirchenmann.

Für Christoff Jung, Personalleiter beim Diakonischen Werk in Hessen und Nassau mit Sitz in Frankfurt, darf nicht alles unter Generalverdacht gestellt werden, was mit dem dritten Weg zu tun hat. „Konflikte intern mit der Mitarbeitervertretung zu regeln ist ein gangbarer und meist erfolgreicher Weg“, so Jung. Mit zunehmender Einrichtungsgröße würden jedoch leider auch die Konflikte zunehmen.

Der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di geht es in der Auseinandersetzung um den „richtigen Weg“ nicht nur um das bei den Kirchen fehlende Streikreicht. „Nicht immer führt ein Streik zu besseren Ergebnissen für die Arbeitnehmer“, meinte Gewerkschaftssekretär Mirko Gelfert. Trotzdem sei der dritte Weg nicht mehr zeitgemäß und er dürfe nicht dazu genutzt werden, Arbeitsbereiche outzusourcen um die Löhne zu kürzen.
Gerold Schmidt, Vorsitzender der Mitarbeitervertretung im Stiftungsklinikum Mittelrhein in Koblenz, schlug in die gleiche Kerbe: „Reinigung, Verwaltung, Therapie und andere Bereiche werden zu Lasten der Stammbeschäftigten in Servicegesellschaften verlagert“, so der Arbeitnehmervertreter.




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Über 23 Jahre war Werner Kern Vorsitzender der Mitarbeitervertretung einer kirchlichen Einrichtung. „Wir haben als kirchliche Mitarbeiter keine Möglichkeiten zu wirksamen Kampfmaßnahmen“, so Kern. Es könne nicht sein, das am Ende des dritten Weges die Zwangsschlichtung stehe.

Für den Leiter des Diakonischen Werkes im Westerwaldkreis, Wilfried Kehr, hat das Thema viel mit den grundsätzlichen Einstellungen der handelnden Personen zu tun: „Der dritte Weg macht Sinn, wenn er im christlichen Sinne gelebt wird“.

Auch mehre Teilnehmende schalteten sich aktiv in die Diskussion ein. So wurde gefragt, warum nicht ein Muslim bzw. eine Muslimin in einer bunten christlichen Kindertagesstätte arbeiten dürfe.
Natürlich kam auch die Gegenposition zu Wort, nach der auch ein Hausmeister christlich denken müsse um bei „der Kirche“ beschäftigt sein zu können.
Aus dem Umfeld des Caritasverbandes Westerwald-Rhein-Lahn wurde beklagt, dass es dort in der Geschäftsstelle schon lange keine funktionierende Mitarbeitervertretung mehr gebe. Ein pensionierter Krankenkassenchef stellte fest: „Ich kann nicht verstehen, dass kirchliche Einrichtungen und Träger auf eine starke Mitarbeitervertretung und damit viele engagierte Mitarbeiter/innen verzichten“.

Im Schlusswort stellte Moderator Uli Schmidt, der die Veranstaltung als Sprecher des Forums Soziale Gerechtigkeit auch organisiert hatte, fest: „Es gibt unterschiedliche Wege, aber ein gemeinsames Ziel vereint uns hoffentlich alle – nämlich den bedürftigen Menschen im Westerwaldkreis angemessen zu helfen!“ Der 3. Weg werde in Teilen der Sozialwirtschaft künftig entbehrlich, da beispielsweise in der Pflege jede Fachkraft mangels Alternative willkommen sei, egal ob diese gläubig sei oder nicht. Schmidt lud zur nächsten Veranstaltung des Forums am 5. Dezember ein, bei der es um die Beschäftigung behinderter Menschen in Westerwälder Unternehmen geht.



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